Reise in die Vergangenheit

Die Erfolge der Reinkarnationstherapie sind erstaunlich. Als hoffnungslos aufgegebene Fälle von psychischen oder körperlichen Erkrankungen können durch die Einbeziehung früherer Leben deutlich gemildert oder geheilt werden. Während die Mehrheit der klassischen psychologischen Schulen sich noch nicht ausgiebig mit dieser Art der Therapie auseinander gesetzt hat, nimmt die Zahl der Ausbildungen in Deutschland in dem Bereich stetig zu. Dabei kann die Rückführung in frühere Leben eine ausgezeichnete Bereicherung aller bisherigen Methoden darstellen.

Was Sigmund Freud für die Psychologie und Elisabeth Kübler-Ross für die Sterbeforschung ist, bedeutet Ian Stevenson für die Reinkarnationstherapie. Dank seiner Jahrzehnte langen Pionierarbeit, für die er ab 1961 über 2500 Reinkarnationsfälle in der ganzen Welt genauestens auswertete, gilt die Methode seit 1997 als bewiesen. Eine belegbare Antwort auf die uralten Fragen „Woher kommen wir und wohin gehen wir?“ scheint damit wieder ein Stück näher zu rücken. In der indischen Philosophie werden diese Fragen seit jeher mit der Idee der Reinkarnation und des Karma beantwortet. Die Verbreitung indischen Gedankenguts im Westen ab den 1950er Jahren führte zu einer ersten Bewusstseinserweiterung bei den im christlichen Glaubenssystem Aufgewachsenen. Die Rückführungstherapie nahm bald darauf in den 60er Jahren in Kalifornien ihren Anlauf und breitete sich weit über die Grenzen der USA aus.

Trutz Hardo, langjährig erfahrener und aus den Medien bekannter Rückführungstherapeut, schreibt in seinem Klassiker für Therapeuten „Das große Handbuch der Reinkarnation“, dass seiner Schätzung nach in über 90 Prozent der Fälle die Ursachen von Beschwerden in früheren Leben liegen. Bei seiner Vorgehensweise wird der Klient in einen wachschlafähnlichen Entspannungszustand (auch Alphazustand genannt: Die Alpha-Gehirnwellen Frequenz ist weitaus langsamer als die Beta-Gehirnwellen Frequenz (aktiver Zustand). In diesem entspannten Zustand wird die Intuition, Konzentration und Erreichbarkeit des Unterbewusstseins verbessert.) versetzt, der im Gegenteil zur Hypnose ein vollständiges Erinnern des „Zeitreisenden“ ermöglicht, und dann mittels Fragen des Therapeuten zu den Ursachen eines Problems zurück geführt. Außerdem werden nicht nur die Ursachen in vorhergehenden Leben aufgespürt, sondern die mit dem Ereignis verbundenen Emotionen und Gefühle bearbeitet. Anschließend findet eine Neuprogrammierung alter Überzeugungen statt, damit im Unterbewusstsein gespeicherte Glaubensinhalte gelöscht werden.

Für Trutz Hardo besitzt jeder Mensch neben der unsterblichen Seele einen unsterblichen Emotionalkörper, der im Laufe vieler Leben Gefühlserfahrungen sammelt und speichert. Sinn einer jeden Existenz ist es, bewusster für die verschiedensten Gefühle zu werden, wobei das höchste Ziel dann erreicht ist, wenn ein Erdenleben in einem von Liebe und Einheitsbewusstsein bestimmten Zustand gelebt wird. Dem Modell liegt die Idee zu Grunde, dass der Geist oder das göttliche Bewusstsein sich auf diese Weise seiner selbst bewusst werden will. Erst durch die Erfahrung des Gegenteils von Einheit, der Getrenntheit, kann ein spiegelndes Gegenüber entstehen. Und genau wie im Buddhismus oder Hinduismus setzt hier der Karmagedanke an: Handlungen, die ein Mensch in einem geringen Bewusstsein vollzieht, werden im gleichen oder in einem Folgeleben durch das universelle Karmagesetz ausgeglichen.

Das Gesetz des Karma ist jedoch kein Bestrafungssystem. Es stellt ein neutrales Gesetz dar, das stetig das Gleichgewicht im Leben aller Menschen wahrt. Mit der Summe der Erfahrungen und der verschiedenen „Rollen“, die sich eine Seele für das kosmische Spiel während jeder Ruhepause nach dem physischen Tod aussucht, wächst die Bereitschaft, zu verstehen, zu vergeben und zu lieben. Trutz Hardo erklärt, dass jede Seele vor einem neuen Leben selber wählt, was sie für ihr Wachstum benötigt: ihre Dispositionen, ihre Eltern, ihre Freunde, ihre Geburt und ihren Tod. Meist ist dabei ein einzelnes Leben mehr von einer Täter- oder Opferrolle geprägt, wobei ein Mensch jedoch beide Rollen im Laufe seiner Entwicklung erleben muss, damit er immer auch die andere Seite der Medaille kennen lernt. Dieses Konzept führt immer wieder zu Kontroversen, weil man nur ungern glauben möchte, dass irgendjemand freiwillig eine leidvolle Geschichte für sich auswählt. Aber die Erfahrung von Leid scheint unablässig, wenn eine Seele Bewusstheit erlangen soll, denn nur so kann sie sich des Glücks wirklich bewusst werden.

Trotz dieser festgelegten Gegebenheiten betont der Autor, dass es einen freien Willen gibt, denn es bleibt immer die Freiheit, mit den eigenen Reaktionen Einfluss auf das Geschehen zu nehmen. Jeder Gedanke trägt zur Manifestation der erfahrenen Realität bei. Allerdings kreieren wir auch oft unbewusst, da Programme aus dem Unterbewusstsein ablaufen, die wir kaum bemerken, die mit der Reinkarnationstherapie jedoch effizient aufgedeckt werden können.
Um eine Rückführungstherapie erfolgreich durchzuführen, muss man nicht an die Sache glauben. Sie funktioniert eigentlich immer, insofern der Klient sich in den Alphazustand versetzen lässt. Die meisten der Klienten gelangen auch in Kontakt mit ihrem höheren Selbst, welches durch die weitere Therapie beratend zur Seite stehen kann. Dies kann die Gesinnung und das Weltbild der betroffenen Person grundlegend verändern. So mancher Skeptiker ist nach einer Sitzung beim Rückführungstherapeuten nicht mehr der gleiche Mensch wie zuvor.

BUCH-TIPP
Trutz Hardo
Das große Karmahandbuch
378 Seiten, € 24,90
ISBN: 978-3898-450-14-0
Verlag Die Silberschnur