Granatapfel – mehr als ein Modetrend

Ob nun als gesunde Leckerei oder als echtes Gesundheitsprodukt – der Granatapfel wird immer beliebter. Dabei scheint seine Verwendung mehr als nur ein Modetrend zu sein. Die medizinische Verwendung der „Paradiesfrucht“ hat eine jahrtausendalte Tradition, und neueste Studien bestätigen, dass der Granatapfel und seine Inhaltstoffe tatsächlich zahlreiche gesundheitsfördernde Effekte haben und sich somit als gesundes Nahrungsmittel und zur gezielten Nahrungsergänzung besonders eignen.

Im Laufe der letzten Jahre wurde in über 250 wissenschaftlichen Studien gezeigt, dass die im Granatapfel (Punica granatum) enthaltenen Schutzstoffe gegen oxidativen Stress, Herz-Kreislauf- Erkrankungen, Demenz, überschießende Entzündungsreaktionen und Krebs (vor allem Prostatakrebs) tatsächlich wirksam sind. Und eine aktuelle Studie des indischen Forschers Mehran Haidari und seinen Mitarbeitern aus dem Jahr 2009 zeigt, dass Granatapfel-Polpyhenole sogar Influenza-A-Grippeviren abtöten sowie deren Vermehrung hemmen.

Der Granatapfel enthält große Mengen antioxidativer Schutzstoffe, die sogenannten Polyphenole (Tannine, Flavonoide), die ihm sein einzigartiges, leicht herbes Aroma verleihen. Heute geht man davon aus, dass viele Erkrankungen und sogar der Alterungsprozess selbst vor allem die Folge von oxidativem Stress und chronischen Entzündungsprozessen sind. Denn nicht nur Eisen oxidiert und rostet, sondern auch unsere Zellen. Genau dagegen wirken die besonderen Granatapfel- Wirkstoffe als Zellregulatoren. In einer aktuellen Studie stellten Dr. Navindra Seeram und seine Mitarbeiter fest, dass Granatapfelsaft die bisher vermeintlich potentesten Antioxidantien wie Rotwein, Blaubeersaft, Acaisaft und Cranberrysaft in sieben Testverfahren weit übertraf. Granatapfelsaft aus den USA hat die drei- bis vierfache antioxidative Kraft wie Grüntee oder Rotwein und ein Granatapfel-Elixier aus Deutschland sogar die siebzigfache Kraft.

Granatapfel-Polyphenole mildern Entzündungsprozesse durch die nachgewiesene Hemmung von Entzündungsfaktoren ab und bremsen zum Beispiel die entzündliche Zerstörung von Gelenkknorpel bei Arthritis. Nach jüngsten Untersuchungen sind die antientzündlichen Effekte im Gehirn ebenso vielversprechend bei Multipler Sklerose und Morbus Parkinson.

Gut für Gefäße, Herz und Gehirn
In zahlreichen Studien haben Granatapfel- Wirkstoffe vielseitige gefäßschützende Wirkungen bewiesen. So zeigte sich zum Beispiel in der oft zitierten Doppelblind- Studie von Sumner und seinen Mitarbeitern aus dem Jahr 2005, dass der Saft des Granatapfels bei koronarer Herzkrankheit die Durchblutung des Herzmuskels verbessern und die Häufigkeit von Angina-Pectoris-Anfällen halbieren kann. Positive Effekte zeichneten sich auch bei einer Studie mit Patienten mit verengter Halsschlagader ab: Nach 1 Jahr Granatapfelsaftverzehr verminderten sich die Ablagerungen an der Halsschlagader um 35% (Aviram et al., 2004). Gleichzeitig wurde eine Senkung des Blutdrucks und der Oxidation von LDL-Cholesterin – beides gefährliche Risikofaktoren für Arteriosklerose – festgestellt. Andere klinische Studien mit Diabetikern ergaben eine Senkung der Cholesterinwerte und gefäßschützende Effekte sowie eine Besserung bei Patienten mit Erektionsstörungen. Auch für das Gehirn und die Nerven sind diese Eigenschaften sehr wichtig: So wirken die Granatapfel-Wirkstoffe nicht nur der vaskulär bedingten Demenz sondern auch der Alzheimer-Demenz entgegen und reduzieren darüber hinaus sogar mögliche Hirnschäden nach Sauerstoffmangel, wie Richard Hartman und seine Mitarbeiter in einer 2006 veröffentlichten Studie zeigen konnten.

Granatapfel gegen Prostatakrebs

Der Granatapfel wächst als sommergrüner kleiner Baum und wird oft als Strauch kultiviert. Er erreicht Wuchshöhen bis zu fünf Metern, wird bis zu drei Meter breit und kann einige hundert Jahre alt werden.

Im Dschungel der Ernährungsempfehlungen für Prostatakrebs ist der Granatapfel die Frucht mit der besten Studienevidenz und wurde auch von der deutschen uro-onkologischen Expertenrunde (siehe auch: www.krebsgesellschaft.de) besonders lobend hervorgehoben. Die Frucht zeigte bei Prostatakrebspatienten, bei denen nach Bestrahlung oder Operation die Krebserkrankung wieder voranschritt, messbare Erfolge wie Dr. Allan Pantuck und seine Mitarbeiter in einer mehrjährigen Studie an der renommierten UCLA in Los Angeles, Kalifornien, herausfanden: Der PSA*-Wert (*prostataspezifisches Antigen) blieb wesentlich länger stabil oder sank sogar. Je langsamer der PSA-Wert nach einer Therapie ansteigt, desto länger ist normalerweise die Lebenserwartung. In der Studie war der Zeitraum, in dem sich der PSAWert verdoppelt, durchschnittlich um die vierfache Zeit verlängert. In der sechsjährigen Nachbeobachtungsphase stieg die PSA-Verdopplungszeit sogar von 15,4 Monaten auf 60 Monate. Der mittlere PSA-Anstieg sank um 60 Prozent. Die Studie wird nun unter Beteiligung des US-amerikanischen National Cancer Instituts fortgeführt und man darf bestimmt auf weitere Ergebnisse gespannt sein.

Die Ernährungstherapie mit Granatapfel- Polyphenolen unterstützt auch die Wirkung schulmedizinischer Behandlungsformen: So haben Forscher unter der Leitung von Dr. Mee Young Hong im Sommer 2008 herausgefunden, dass der Granatapfel den tückischen Resistenzmechanismen hormonrefraktärer Prostatakrebszellen entgegenwirkt und eine sinnvolle Ergänzung zur Hormonblockade sein kann. Granatapfelsaft-Polyphenole können also wahrscheinlich auch durch spezielle antientzündliche Mechanismen die Wirksamkeit von Chemo- und Strahlentherapie erhöhen und deren Nebenwirkungen reduzieren. Und auch bei anderen Krebsarten wie Brust-, Lungen-, Haut- und Darmkrebs sowie Leukämie gibt es vermehrt positive Studienergebnisse.

Wie gut sind Granatapfelprodukte?
Für die Gesundheit kommt es natürlich darauf an, in welcher Form man den Granatapfel zu sich nimmt. Ein Schuss granatapfelhaltiger Grenadine-Sirup verfeinert zwar das Getränk, hat aber keinerlei Gesundheitswert. Manche Säfte schmecken sehr gut und begeistern Gourmets, aber enthalten kaum mehr Wirkstoffe (Polyphenole). Das andere Extrem sind sehr bittere Säfte, weil die Polyphenole überwiegend aus der Schale stammen.

In der größten publizierten Reihenuntersuchung von Fischer-Zorn und Ara aus dem Jahr 2007 ergaben sich aufschlussreiche Ergebnisse: So schwankte der Wirkstoff- beziehungsweise der Polyphenolgehalt bei Frisch- und Direktsäften zwischen 904 bis 2067 Milligramm pro Liter. Die Säfte aus Konzentrat wiesen im Schnitt einen höheren Antioxidantien- Gehalt mit einem Mittelwert von 2288 Milligramm pro Liter auf, aber auch hier schwankte der Polyphenol-Gehalt zwischen 897 bis 4265 Milligramm pro Liter. Das Risiko, wirkstoffarme Säfte oder auch Kapseln zu erwerben, ist demnach hoch. Hohe Temperaturen im Herstellungsverfahren führen zudem oft zu oxidierten und hochpolymeren Polyphenolen, die schlecht resorbierbar sind. Bei gefriergetrockneten Saftpulvern dagegen, die in Studien häufig verwendet wurden, bleibt die Frischequalität der Pflanzenstoffe hingegen erhalten. Bei vielen Kapseln sind die Polyphenolangaben nicht korrekt und die Verzehrempfehlungen zu niedrig. Bei auf 40 Prozent Ellagsäure standardisierte Granatapfel-Extrakten wird die Ellagsäure neuesten Studien zufolge oft zugesetzt und stammt überwiegend aus chinesischen Ellagsäure-Holzextrakten, jedoch nicht aus Granatäpfeln.

Für Granatapfelsaft ist in Studien übrigens dokumentiert, dass er nicht bei jedem Menschen gleich gut wirkt. Die Bioverfügbarkeit von Granatapfelsaft- Polyphenolen hängt demnach stark von der Beschaffenheit der Darmflora ab. Denn von den Darmbakterien werden die Granatapfel-Polyphenole in resorbierbare Substanzen verwandelt. Die Fermentation mit probiotischen Mikroorganismen, auch bekannt als „Lebendfermentation“ nach Dr. med. L. M. Jacob, verbessert wie eine Art natürliche Vorverdauung die Bioverfügbarkeit und Bioaktivität. Zudem bauen die Mikroorganismen den fruchteigenen Zucker ab. Dass fermentierte Granatapfel- Polyphenole besonders wirkungsvoll sind, konnte in einer Reihe von Studien gezeigt werden, insbesondere gegen Brust- und Prostatakrebs sowie Leukämie.

Kurzum: Grenadinesirup schmeckt in Cocktails, enthält aber keine gesunden Polyphenole und leider scheint dies auch auf manche Säfte und Kapseln zuzutreffen. Achten Sie daher genau auf die Inhaltsstoffangaben, bevor Sie sich für ein Produkt entscheiden. Empfehlenswert sind etwa 500 Milligramm Granatapfelsaft- Polyphenole am Tag, wobei lebendfermentierte Polyphenole eine höhere Bioaktivität haben. Mit dem geeigneten Polyphenolgehalt ist der Granatapfel in Form von hochwertigen Säften, hochkonzentriertem Elixier oder gefriergetrockneten Kapseln ein wertvoller Beitrag zur täglichen Ernährung.

Weitere Informationen:
www.granatapfelsaft.de

BUCHTIPP
Grabhorn, Stephanie
Granatapfel – Frucht der Götter
160 Seiten, € 16,95
ISBN: 978-3928554-63-3
Joy-Verlag