Frau mit einer Gabel im Mund

Gabel statt Skalpell

Vegetarismus ist schon lange kein Randphänomen mehr. Und was gut ist für das Tier, ist auch gut für uns Menschen. Denn immer mehr Studien belegen, dass sich die vegetarische Ernährung positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden auswirkt. Die neue fleischlose Kost ist im Anmarsch und besticht mit leckeren Rezepten und einem neuen erstrebenswerten Lebensgefühl.

Frau mit einer Gabel im Mund

Lange Jahre, Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte sah sich der Vegetarier mit herablassenden Sprüchen à la »Du isst meinem Essen das Essen weg« konfrontiert. Nicht, dass diese Stimmen heute gänzlich verstummt wären; aber der Witz dieser platten Phrasen ist doch weitgehend verflogen. Dazu kommt, dass sich der fleischlose Lebensstil eines radikalen Imagewandels erfreut. Nie zuvor sind alternative Lebenskonzepte weiter in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen. Doch das war nicht immer so. Lange hielten sich Klischees, die den Vegetariern gefühlsdusselige Naivität unterstellten. Sie landeten in einem Topf mit duschgelscheuen Ökofreaks und weltfremden Gesellschaftskritikern. Dem zarten Geschlecht trat man dabei noch weitgehend nachsichtig gegenüber; schließlich gehören mütterlicher Schutzinstinkt und emotionale Verklärung zum legitimen Repertoire der weiblichen Natur. Da ist es durchaus verständlich, wenn Skrupel dabei aufkommen, zartes Bambioder Klopfer-Fleisch zu verspeisen.

Dagegen schienen männliche Vegetarier geradezu grotesk ihre natürliche Rolle zu verfehlen. Gestützt wurden diese Vorurteile von einem Männerbild nach hemingwayschem Vorbild: Der jagende, trinkfeste Frauenheld, wie in »Fiesta« oder »Der alte Mann und das Meer« stilisiert, galt als gängiger Maßstab. Und polarisierende Bilder vom russischen Präsidenten Putin auf Bärenjagd oder beim Wildcampen bestätigen bis heute, dass dieser Männertypus noch längst nicht ausgestorben ist. Auch den Frauen sagte man nach, dass sie einen muskulösen Macho einem im Einklang mit der Natur lebenden »stillen Wasser« in Birkenstock-Schuhen vorziehen. Doch was ist heute noch dran am klischeebeladenen Vegetarierbild, sofern es dieses denn je gab? Ein sehr berühmter Vegetarier scheint jedenfalls die Verkörperung all dessen zu sein, was Frau begehrt und Mann zu sein wünscht: Der Schauspieler Brad Pitt, bereits seit Jahren eingefleischter Gemüsefreund, trotzt mit Leichtigkeit jeder Vorstellung eines verweichlichten, schlecht frisierten Pflanzenfressers. Durch Persönlichkeiten wie ihn oder Demi Moore wird der Vegetarismus in gleichem Maße salonfähig wie attraktiv. Denn die pflanzliche Kost transportiert mittlerweile einen nachahmungswürdigen Lifestyle. Ethisches und ökologisches Bewusstsein gehören im gleichen Maße dazu wie ein vitales Erscheinungsbild. Als Vorbilder für Millionen junger Menschen werden prominente Vegetarier so zur Projektionsfläche für die Eigenschaften, welche erstrebenswert sind.

Und während tierethische Ansätze weiterhin wie Evergreens die Motivationshitliste für fleischlose Ernährung dominieren, kommen immer mehr aktuelle Gründe hinzu: Die Verteilungsgerechtigkeit, die Welternährungsproblematik, Umweltschutz und Gesundheit sind für viele Menschen Anlass genug, ihr gewohntes Konsumverhalten zu überdenken. Reflektierter Verzicht auf Fleisch oder gar auf alle tierischen Produkte ist Indikator für einen smarten Charakter. Mit dem Vorwurf infantiler Barmherzigkeit wider die menschliche Natur sind diese Standpunkte nicht zu entkräften.

Und der gesundheitliche Aspekt gewinnt für eine Vielzahl von Menschen immer mehr Gewicht. Gerade diesem Punkt veganer Ernährung nimmt sich das Projekt »Gabel statt Skalpell« an. In einer viel bejubelten Dokumentation und einem in Kürze erscheinenden Buch werden Gesundheit und Ernährung auf ihren Zusammenhang hin untersucht. Auf Basis der bekannten »China-Study« (ChinaOxford-Cornell-Studie) wird der ursächliche Zusammenhang von klassischen Zivilisationskrankheiten und tiereiweißreicher Ernährung erörtert und hinterfragt. Ist das tägliche Schnitzel Schuld an Diabetes und Krebs? Überspitzt gesagt: Ja! Auf erschreckend deutliche Weise wird dem Leser vor Augen geführt, welche Konsequenzen mit der heiß geliebten Currywurst samt Pommes einhergehen. Ohne von einem erhobenen Zeigefinger ermahnt worden zu sein, entspringt der Lektüre eine leichtfüßige Lust auf eine Kehrtwende in der eigenen Ernährung. Mit der deftigen Bratwurst verbindet man plötzlich kein appetitliches Mahl mehr; da darf es schon mal frischer Salat vom Markt sein oder andere Vitaminbomben aus dem hauseigenen Garten. Denn wer entscheidet sich denn nicht gerne für knackiges Gemüse auf der Gabel, wenn es einen dafür vor dem Skalpell bewahrt?

Beflügelt durch die vielversprechenden Rezeptideen, haben wir in der newsageRedaktion ein paar Gaumenfreuden für Sie zusammengestellt. So können Sie direkt durchstarten zu einem fleischlosen Speiseplan und zu grenzenloser Vitalität!

Brokkolicremesuppe Deluxe
Tassen Suppe
6 Portionen
1,4 l Gemüsebrühe
150 g Cashewnüsse
1 mittelgroße Zwiebel, fein gehackt
1 Selleriestange, klein geschnitten
1 große Möhre, klein geschnitten
1 Knoblauchzehe, fein gehackt
1⁄2 große rote Paprikaschote, klein geschnitten
2 mittelgroße ungeschälte Kartoffeln, gewürfelt
1 großer Brokkoli mit Strunk (ca. 340 g), klein geschnitten
2 TL getrockneter Thymian
1 TL Meersalz
1⁄2 TL schwarzer Pfeffer

1. Die Cashewnüsse mit 225 ml Gemüsebrühe in einem Mixer pürieren und die Mischung beiseitestellen.
2. In einem großen Topf Zwiebeln, Sellerie und Möhren in 225 ml Gemüsebrühe bei mittlerer Hitze etwa 5 Minuten kochen. Knoblauch, Paprika und Kartoffeln hinzufügen und das Ganze weitere
2 Minuten kochen.
Die restliche Gemüsebrühe sowie Brokkoli, Thymian, Salz und Pfeffer dazugeben und die Suppe bei starker Hitze aufkochen. Dann zugedeckt etwa 10 Minuten köcheln lassen, bis Brokkoli und Kartoffeln weich sind.
3. Die Cashew-Mischung in die Suppe geben und alles gut durchrühren. Den Topf vom Herd nehmen und etwa die Hälfte der Suppe im Mixer pürieren. Die pürierte Suppe zurück in den Topf geben. Nochmals erhitzen, gut umrühren und servieren.

 

Quinoa-Gartensalat
Salat
6 bis 8 Portionen
185 g Quinoa, gut abgewaschen
1 rote Paprikaschote, klein geschnitten
1 grüne Paprikaschote, klein geschnitten
1⁄2 gelbe Paprikaschote, klein geschnitten
2 Tomaten, klein geschnitten
1 Bund Frühlingszwiebeln, klein geschnitten
1 Dose Kichererbsen (ca. 425 g), abgewaschen und abgetropft
30 g Petersilie, gehackt
1 EL Minze, gehackt
110 ml Zitronensaft
1 EL Sojasauce Tabasco
frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

1. Quinoa mit 450 ml Wasser in einem Topf zum Kochen bringen. Die Temperatur herunterschalten und den Quinoa zugedeckt etwa 15 Minuten köcheln, bis das Wasser vollständig aufgenommen ist. Den Topf vom Herd nehmen und beiseitestellen.
2. Inzwischen Paprika, Tomaten, Frühlingszwiebeln, Kichererbsen, Petersilie und Minze in einer großen Schüssel mischen. Den gekochten Quinoa dazugeben und alles gut mischen. Zitronensaft, Sojasauce und einige Spritzer Tabasco hinzufügen und alles gut mischen. Mit schwarzem Pfeffer abschmecken. Abdecken und vor dem Servieren mindestens 2 Stunden im Kühlschrank durchziehen lassen.
Tipp: Quinoa kann sehr bitter sein, wenn er vor dem Kochen nicht gründlich genug gewaschen wird. Variante: Verwenden Sie jede beliebige Kombination von Paprikaschoten. Sie brauchen insgesamt etwa 400 g.