Schwingungen des Herzens

Eine wunderbare Gelegenheit, sich aus dem Alltagsstress auszuklinken, ist die Meditation. Eine klangvollere Version davon ist das Tönen. Indem wir unsere Stimme intuitiv und frei klingen lassen, lösen sich Spannungen und Blockaden. Regelmäßiges Tönen kann uns psychisch und spirituell wachsen lassen.

scorpio-16-18.inddWir wissen heute: Alles ist Energie, alles schwingt in verschiedenen Frequenzen – erst dadurch entsteht Materie. Nur weil unsere Augen auf mehr oder weniger feste Objekte eingestellt sind, heißt das nicht, dass es diese energetische »Vorstufe« unserer Realität nicht gibt …

Auch unsere Stimme transportiert mehr als Worte. In ihrem Klang schwingt vieles mit, was aus dem seelischen Bereich kommt. Während einerseits unsere Stimmbänder Schwingungen erzeugen, die durch die Luft Verbreitung finden, fließen andererseits energetische und emotionale Aspekte unseres Selbst in diesen Klang mit ein. All dies zusammengenommen macht unsere Stimme zu etwas Unverwechselbarem.

Eine Stimme kann Herzen berühren, sie kann sogar heilend wirken. Wer hat sich nicht schon einmal von einem schönen gesungenen Lied in eine bestimmte Stimmung versetzen lassen? Der Klang der Stimme ist wie eine Tür zum Herzen. Tief Vertrautes kann uns eine Stimme vermitteln, aber auch großen Schmerz.

Durch das bewusste Fließenlassen unserer Stimme, auch »Tönen« genannt, können wir Schwingungsmuster in unserem Energiefeld beleben. Wenn wir der Stimme genug Raum geben, sich zu entfalten – ohne auf Wohlklang aus zu sein –, wecken wir Gefühle, die oft lange unter Verschluss gehalten wurden. So befreien wir unsere Stimme aus emotionalen und mentalen Begrenzungen und werden selbstbewusster. Regelmäßiges Tönen kann eine regelrechte Transformation auslösen.

Viele Sänger suchen heute alternative Wege der Stimmbildung, um Blockaden und Probleme beim Singen zu beheben. So auch die Sängerin und Gesangslehrerin Katharina Felice. Sie merkt während ihrer Ausbildung, dass sie zu stark einem äußeren Standard nacheifert und sich damit gewissermaßen eine Stimm-Maske überstülpt. Sie erlebt dabei, wie ihre stimmliche Ausdrucksstärke nachlässt und die Freude am Singen verloren geht.

Auf der Suche nach der ursprünglichen Authentizität in ihrer Stimme findet Katharina schließlich einen Weg, die Stimme professionell zu schulen und gleichzeitig den psycho-energetischen Aspekt mit einzubeziehen. Aus einer Synthese von Stimmbildung, Energiearbeit, Improvisation, Toning und Bewusstseinsarbeit entsteht ihre Methode StimmEnergetics – ein An­satz, der die Stimme befreit und ihr ermöglicht, sich bewusst und harmonisch auf ganz individuelle Weise zu entfalten.

Ganzheitliche Stimmarbeit öffnet eine Tür nach innen ins Reich des Fühlens. Sie aktiviert das kreative Potenzial, das im eigenen Energiefeld schlummert. Kontinuierlich angewendet kann dieser stimmliche Entfaltungsprozess eine tiefgreifende Transformation des Bewusstseins bewirken. Katharina erlebte, dass dieser Weg sich nicht auf den Bereich des Persönlichen beschränkt. »Für mich ist es ein Zugang zum uni­versellen Energiefeld – der Bereich des Bewusstseins, in dem wir kollektive und transzendente Erlebnisse haben«, sagt sie.

Atmung und Stimme

Viele Menschen haben den Kontakt zu ihrer wahren Stimme verloren, sei es durch Konditionierung, Traumatisierung oder Imitation. Meist geht ein Verlust bestimmter Gefühls- und Persönlichkeitsanteile damit einher. Schwierigkeiten mit der Stimme wie Heiserkeit, Umschlagen, Schwäche u.a. zeigen sich in einem Abweichen vom angeborenen Atemmuster. Es sind Energieblockaden, die solche falschen Atemmuster verursachen. Als Folge davon entwickelt sich eine Stimmmaske, eine Art verstellte Stimme. Dies gilt sowohl für das Sprechen als auch für das Singen.

Unterstützt man den Körper, sich an seine ursprüngliche Stimme und das freie Atmen zu erinnern, findet der Mensch von selbst zurück zur Quelle seiner Kraft und seiner tiefsten Gefühle. Von daher ist das Tönen nicht nur für Sänger, sondern für jeden eine gute Möglichkeit, innere Muster deutlicher spüren und auflösen zu lernen. Im Prinzip wird hier die Atem­arbeit, die bei vielen Therapieformen grundlegend ist, erweitert und kombiniert mit dem freien Ausdruck, wie er auch z.B. beim spontanen Malen oder Schreiben prak­tiziert wird.

Wie fundamental der Atem für Vitalität, Gesundheit und Wohlbefinden ist, zeigt die Tatsache, dass etwa 70 Prozent der Schlacken, die unser Stoffwechsel erzeugt, über den Atem abgebaut werden. Als »innerer Atem« wird im asiatischen Raum der Strom der Lebensenergie (Prana, Chi) bezeichnet. Der Energiestrom, der vom inneren Atem getragen wird, ist über die Wirkung, die er auf unser körperliches und emotionales Befinden hat, wahrnehmbar. Dieser Fluss bewegt sich in dem elektromagnetischen Feld, das den Körper umgibt, und steht in Wechselwirkung mit dem universellen Kraftfeld. Der innere Atem hat mit unserem angeborenen geistig-seelischen Energiepotenzial zu tun, mit der im Körper gespeicherten Information und der Lebendigkeit unserer Stimme.

Das Toning oder Tönen

Das Tönen ist ein uraltes Ritual. Es wird heute noch in schamanischen Traditionen und Volksgruppen ausgeübt, die ihre Verbundenheit zu Erde und Natur bewahrt haben. In den 1970er-Jahren wurde es von Laurel Elisabeth Keyes wiederentdeckt und in den USA unter dem Namen Toning bekannt gemacht. Seitdem entwickelt sich eine moderne Form des Tönens, die den Bedürfnissen der modernen Gesellschaft angepasst wurde.

Toning ist spontanes, unartikuliertes und befreiendes Singen ohne Noten, ohne Vorgaben und ohne Leistungsdruck. Man kann es als dynamische Meditation mit der Stimme bezeichnen. Dabei wird der ureigene Ton, der im Inneren nach Ausdruck verlangt, zugelassen und verlängert. Das Tönen kann fokussiert und absichtsvoll Laurel Elisabeth Keyes wiederentdeckt und in den USA unter dem Namen Toning bekannt gemacht. Seitdem entwickelt sich eine moderne Form des Tönens, die den Bedürfnissen der modernen Gesellschaft angepasst wurde.

Toning ist spontanes, unartikuliertes und befreiendes Singen ohne Noten, ohne Vorgaben und ohne Leistungsdruck. Man kann es als dynamische Meditation mit der Stimme bezeichnen. Dabei wird der ureigene Ton, der im Inneren nach Ausdruck verlangt, zugelassen und verlängert. Das Tönen kann fokussiert und absichtsvoll sein, z.B. in Form einer Klangreise, oder ganz unstrukturiert und intuitiv durchgeführt werden. Immer dient es dazu, das Gleichgewicht und die Harmonie wiederherzustellen, sowohl in uns selbst als auch in unserer Beziehung zu anderen und zur Welt.

Toning wird am besten aufrecht im Stehen oder im Sitzen praktiziert. Für die Entfaltung der Stimmenergie sind diese beiden Haltungen optimal. Sollte das Tönen viel emotionale Energie freisetzen, ist es hilfreich, sich dabei mit dem ganzen Körper zu bewegen. Starke Emotionen kann man auf diese Weise leichter loslassen. Im Liegen ist Toning auf Dauer zu anstrengend für die Stimme. Als äußeren Rahmen für das Toning sucht man sich am besten einen ungestörten ruhigen Platz, an dem man auch laut werden kann.

newsage stellt Ihnen zwei Übungen von Katharina Felize vor, die Sie mit der befreienden Energie des Tonings vertraut machen werden. Viel Spaß beim Ausprobieren!

Energiefeld zwischen den Händen

Setze oder stell dich entspannt mit aufrechter Wirbelsäule hin und schließe die Augen. Reibe dann die Hände aneinander, bis sie warm werden. Anschließend öffne deine Hände, halte sie parallel zueinander in etwa 15 bis 20 Zentimetern Entfernung und werde dir des Feldes dazwischen gewahr. Welche Empfindungen hast du dabei? Wie fühlt es sich an?

Stell dir zwischen den Händen elastische Lichtfäden vor, die sich leicht auseinander- und wieder zusammenziehen lassen. Spiele ein bisschen damit und beobachte, wie sich deine Empfindungen dabei verändern. Beobachte die Wirkung auf deinen Atem und deinen Körper. Vielleicht hast du das Bedürfnis zu seufzen oder zu gähnen. Lasse jegliche Spannung über den Atem und die Stimme los.

Horche auf das Feld zwischen den Händen. Wenn es einen Klang hätte, wie würde es klingen? Was, wenn deine Hände, dein ganzer Körper und die Zellen dieses Feld hören könnten? Lausche eine Weile. Wenn deine Stimme diesen Klang ausdrücken könnte, wie würde sich das anhören? Spiele mit der Vorstellung, dass deine Stimme in dem Feld zwischen deinen Händen lebt. Lass dich dann von ihrem Klang überraschen. Lass deine Stimme los, spüre den Schwingungen in deinem Körper nach.

Lass alle Anspannung durch das Tönen los. Deine Stimme weiß selber, wie schnell, wie laut und wie lange sie tönen möchte. Sie zeigt dir, wann es genug ist. Bleibe dann noch ein bisschen in Stille sitzen oder stehen und registriere, was sich verändert hat. Schließe die Übung ab, indem du vollständig ausatmest, dich erdest und dann aufrichtest.

Klassisches Warm-up für Körper und Stimme

Stelle oder setze dich hin und achte darauf, dass deine Wirbelsäule aufrecht ist. Mit geschlossenen Augen ist das Hören und Empfinden in dieser Aufwärmübung meist intensiver.

Richte deine Aufmerksamkeit zuerst auf deinen Herzschlag und hör auf deinen Atem. Nimm Kontakt mit dem Boden auf. Stell dir vor, dass Wurzeln aus deinen Füßen nach unten wachsen. Dann richte die Aufmerksamkeit auf den Scheitelpunkt des Kopfes, und stell dir vor, dass dort ein Faden befestigt ist, der senkrecht nach oben läuft. Der Körper wird entspannt an diesem Faden nach oben gezogen. Vergegenwärtige dir den Raum zwischen Scheitel und Fußsohlen. Atme dazwischen. Lass den Oberkörper nach unten fallen. Das kann gerne mit einem Seufzen oder Stöhnen verbunden werden; lass Atem und Stimme mit fallen.

Dann richte dich langsam auf, rolle Wirbel für Wirbel hoch. Währenddessen lass deinen Atem seufzend los, summe ein wenig auf mmm, sss oder lll und spüre der Vibration in deiner Wirbelsäule nach.

Sobald du wieder aufrecht stehst, beginne den gesamten Körper von unten nach oben in Vibration zu versetzen. Stelle dir dabei vor, dass die Erde bebt und ihre Wellen durch deinen Körper schickt. Die vibrierende Bewegung von unten nach oben kann zunehmend stärker werden. Lass gleichzeitig dein Gewicht von oben nach unten in diese Vibration hineinsinken.

Öffne dabei den Mund, löse die Zunge und lass Atem und Stimme los. Das wird einen Äh-Laut ergeben, der sich auf die vibrierende Körperbewegung setzt. Du kannst den Bauch, den Po und den Brustkorb zusätzlich massieren, um Energie für die Stimme zu lösen. Schüttle deine Hände kräftig und massiere den Zungengrund mit vibrierenden Bewegungen. Der Ton der Stimme wird dadurch von selbst voller klingen. Spiele mit verschiedenen Lauten und vibrierender Bewegung. Rrr und sss eignen sich besonders gut. Wo spürst du diese Laute? Wo kannst du sie hinschicken?

Zuletzt lass die Vibration kleiner werden, als würde sie sich nach innen zurückziehen. Atme und lausche dieser latenten inneren Vibration entspannt nach. Vielleicht kannst du sie auch auf der Oberfläche deiner Haut spüren. Folge der Vibration mit deiner gesammelten Aufmerksamkeit zu ihrem Ursprung in deinem Puls.

Buchtipp
Katharina Felice
StimmEnergetics
Die Kunst, das
Selbst zu stimmen
Toning und Klangreisen

208 Seiten+CD, 18,99 €
ISBN: 978-3-943416-88-6
Scorpio Verlag
Katharina Felice
Sie war nach ihrer klassischen Gesangsausbildung auf der Suche nach einer ganzheitlichen Stimmschulung. Die Sängerin und Gesangslehrerin stolperte über das Toning, welches ihr Schritt für Schritt eine neue Leichtigkeit und Freiheit beim Singen verlieh. Aus einer Synthese von Stimmbildung, Energiearbeit, Improvisation und Toning entwickelte sie StimmEnergetics.