Räuchern

Reinigendes Ritual und Botschaft an den Himmel

Räuchern wird immer beliebter und verbreitet sich in letzter Zeit mehr und mehr in allen Bevölkerungsschichten. Noch vor fünfzig Jahren wurde in unserem Kulturkreis fast nur noch in der katholischen Kirche geräuchert. Dort war dies aber auch nur den Priestern und deren Gehilfen vorbehalten.

Die Hippie-Bewegung der späten 60-er Jahre hat dann Räucherstäbchen in unsere Gesellschaft gebracht und seit Ende der 80er Jahre stößt auch das Räuchern mit Kohle auf immer mehr Interesse. Im Gegensatz zum Abbrennen von Räucherstäbchen ist dies eine aufwendigere Methode, die aber auch viel größere Möglichkeiten bei der Auswahl der Räuchersubstanzen bietet.

Ein wichtiger Wegbereiter für diese Form des Räucherns war die Aromatherapie, die die Verbesserung der Raumluft durch Verdunsten ätherischer Öle populär gemacht hat. So wurden breitere Kreise mit der Idee vertraut, dass man wohltuende und auch heilende Aspekte von Pflanzen über den Geruch erfahren kann.

Räuchern als Reinigung
Räuchern beruht auf demselben Prinzip, geht aber über die Aromatherapie hinaus: Beim Räuchern kommt die Räuchersubstanz mit dem Element Feuer in direkte Verbindung. Feuer, das Element der Transformation, verwandelt Festes in etwas Feineres. Im Grobstofflichen heißt das: Aus Holz wird Rauch. Dasselbe Prinzip gilt aber auch im Feinstofflichen. Feuer setzt die Eigenschaften der Räucherstoffe auf einer feineren Ebene frei. So hat das Räuchern zugleich einen direkten körperlichen und feinstofflichen Einfluss auf uns.

Das Dufterlebnis selbst ist dabei nur ein Aspekt dieser Wirkung. Auf einer energetischen Ebene wird durch Räuchern die Atmosphäre gereinigt. Emoto hat solche Informationsänderung mit seinen eindrucksvollen Bildern vom Wasser gezeigt: Eine chemische Analyse wird immer nur H2O ergeben, aber die Fotografien von Eiskristallen verschiedener Wasserproben zeigen bemerkenswerte Unterschiede in der Qualität – in den In-
formationen, die vom Wasser aufgenommen und gespeichert werden.

Ganz ähnlich speichert auch unsere Atemluft, die Atmosphäre um uns herum, alle Gedanken und Emotionen. Je intensiver diese sind, umso stärker verankern sie sich in der Atmosphäre. Krankenzimmer oder Friedhöfe sind extreme Beispiele. Aber auch ein „normaler“ Streit oder eine depressive Stimmung legt sich wie ein bedrückender Schleier auf einen Raum und schnürt uns von der Lebenskraft des Kosmos (Prana) mehr und mehr ab. Räuchern ist ein kraftvolles Hilfsmittel, um solche durch belastende Gedanken und Gefühle erzeugten Schleier aufzulösen. Deshalb wird oft empfohlen, Krankenzimmer auszuräuchern (gut geeignet hierfür sind etwa Salbei oder Neem). Ebenso empfiehlt es sich, bei einem Umzug oder generell bei einem Neuanfang die Räume von alten, fremden Energien zu säubern.

Räucherstäbchen, Kegel und Harze

Räucherstäbchen gibt es in unterschiedlichsten Formen und Qualitäten. Besonders zu empfehlen sind traditionell hergestellte Masala-Räucherstäbchen, die aus einer Mischung von verschiedenen Hölzern, Harzen, Ölen und Kräutern bestehen. Die Hölzer, zum Beispiel Sandelholz, werden zu feinen Spänen zerkleinert. Auch die Kräuter werden in einem Mörser zu Pulver gestoßen. Die so mit Hilfe der Öle und Harze entstehende Paste wird in eine Stäbchenform gerollt – entweder um einen Holzkern herum (wie in Indien üblich) oder ohne Holzstäbchen im Inneren (wie in Tibet, China und Japan). Verwendet werden ausschließlich reine Stoffe, da diese später die Qualität des Stäbchens ausmachen. Der Duft solcher Räucherstäbchen bestimmt sich über alle Komponenten und ist stets aufbauend und energetisierend – wie die Natur selbst.

Räucherkegel sind von der Zusammensetzung her ähnlich wie Räucherstäbchen. Nur wird die Räuchersubstanz in eine Form gepresst, nicht auf Stäbchen gerollt. Sie kommen ohne ein stützendes Holz aus. Wie die Stäbchen werden sie einfach an der Spitze angezündet, um ihren Duft und ihre Wirkung zu entfalten.Zum Räuchern auf Kohle benötigt man etwas mehr Zeit, da man die Räucherstoffe in der Regel in einer feuerfesten Schale auf der Kohle verglimmen lässt. Man hat allerdings den Vorteil, dass man die Räucherstoffe – je nach Bedarf und individuellen Vorlieben – selbst auswählen und mischen kann.

Hilfsmittel und Zubehör
Für den Anfang eignet sich besonders die sogenannte Schnellzünder-Räucherkohle, die leicht mit einem Streichholz angebrannt werden kann und dann Glut für etwa eine Stunde liefert. Genügend Zeit, um ausgiebig Räucherstoffe auszuprobieren! Und da eignen sich zum Beispiel reine Harze wie Weihrauch, Olibanum, Guggul, Myrrhe, Dammar oder auch fertige Mischungen. Man muss ein bisschen herumprobieren, bis man die für einen persönlich geeigneten Stoffe findet.

Wer es edel mag oder häufig räuchert, kann auf Räuchergefäße zurückgreifen, die es in verschiedensten Formen und aus verschiedenen Materialien gibt, wie zum Beispiel aus Messing, Ton oder Stein. Wichtig ist, auf eine feuerfeste Unterlage zu achten. Auch sollte Räucherkohle immer auf etwas Sand gelegt werden, damit das Gefäß nicht allzu heiß wird.
Vor Kurzem hat Ulrich Berk, einer der führenden Räucher-Experten, ein praktisches Räucher-Karten-Set veröffentlicht, das ebenfalls ein hervorragendes Hilfsmittel ist, um die individuell passende Räucherung zu finden. Auf den einzelnen Karten stellt Berk die wichtigsten Räucherstoffe, ihre Zusammensetzungen und Wirkweisen vor und gibt Tipps für die tägliche Anwendung.

Die Karten der Räucherstoffe sind aufgeteilt nach sieben Themen mit jeweils sieben Karten. Fünf davon betreffen Anwendungszwecke der Räucherung: Meditation und Entspannung, Reinigung, Schutz, Kreativität und Konzentration sowie Liebe und Romantik. Jeder Räucherstoff hat aber natürlich mehrere Anwendungsgebiete, jede Reinigungsräucherung ist zum Beispiel auch gut als Vorbereitung von Meditationen. Insofern sollen diese Einteilungen nur für eine erste Orientierung dienen.

Letztendlich ist das Räuchern immer etwas sehr Persönliches, bei dem sich unsere Vorlieben widerspiegeln. Daher gilt auch hier die alte Binsenweisheit: Probieren geht über Studieren.

BUCH-TIPP:
Ulrich Berk
‚Räuchern – Die Karten: Die wichtigsten Räucherstoffe und ihre Anwendung auf einen Blick‘

72 Seiten, € 14,95ISBN 978-3894273408Verlag Aquamarin

Susanne Fischer-Rizzi
‚Botschaft an den Himmel – Anwendung, Wirkung und Geschichten von duftendem Räuchewerk‘
300 Seiten, Illustriert
ISBN 978-3453155046
Heyne
Franz Huber, Anja Schmidt
‚Das große Buch vom Räuchern‘
300 Seiten, € 20,40
ISBN 978-3897671386
Schirner Verlag
Thomas Kinkele
‚Spirituelles Räuchern: Die subtile Welt des Räucherns im Spiegel der Seele‘
268 Seiten
ISBN 978-3893853502
Windpferd Verlag;
Thomas Kinkele
‚Räucherstoffe und Räucherrituale: Kraftvolle Rituale mit duftenden Botschaften – Das Handbuch für die Räucherpraxis‘
184 Seiten, € 14,90
ISBN 978-3893853724
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