Perfekt in jeder Lebenslage – diesen Anspruch stellen heute immer mehr Menschen an sich selbst und geraten damit in eine Spirale aus Stress, Leistungsdruck und Überforderung. Das asiatische Prinzip des Wabi Sabi ist das ideale Gegenmittel, das uns lehrt, dass gerade Individualität, Natürlichkeit und Unvollkommenheit jeden Menschen einzigartig und unverwechselbar machen.
Wabi Sabi ist ursprünglich ein ästhetisches Konzept, das in Japan entstand und eng mit dem Zen-Buddhismus und der traditionellen Teezeremonie verbunden ist. Es repräsentiert die Schönheit des Unvollkommenen und Vergäng-lichen, des Einfachen und Bescheidenen.Nicht die offenkundige Schönheit ist das Höchste: Der von Nebelschwaden umhüllte Berg, das grasbewachsene Strohdach, der bemooste Fels, die knorrige Kiefer oder der patinierte Teekessel entsprechen dem Wabi-Sabi-Ideal.
Das Prinzip des Wabi Sabi durchdringt japanische Gärten ebenso wie die Poesie der Haikus, die Teezeremonie, die Kunst des Ikebana oder die Shakuhachi-Musik der wandernden Zen-Mönche. Der Japan-Kenner Andrew Juniper erklärt: „Wenn ein Objekt oder ein Ausdruck in uns ein Gefühl tiefer Melancholie und ein spirituelles Sehnen hervorruft, kann man sagen, es ist Wabi Sabi.“ Und der Autor Richard R. Powell ergänzt: „Wabi Sabi nährt alles, was authentisch ist, da es drei einfache Wahrheiten anerkennt: Nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt.“
Der asiatische Weg zu mehr Gelassenheit.
Und das führt uns zur inneren Seite von Wabi Sabi als Lebensprinzip, das uns aufruft, die Schönheit des Augenblicks zu erkennen statt uns im täglichen Stress zu verlieren. Der moderne Mensch verliert sich nur allzu gerne im Grübeln über die Vergangenheit oder im Planen für die Zukunft. Die asiatische Lebensweisheit lehrt uns hingegen, die Gegenwart zu schätzen und Freude in der Vergänglichkeit des Moments zu erleben. Auch das ist Wabi Sabi.
In seinem Buch „Wabi Sabi – Nicht perfekt und trotzdem glücklich“ schreibt der Autor und Feng-Shui-Experte Christopher A. Weidner: „Wabi Sabi bedeutet, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Es bedeutet, ganz Sie selbst zu sein, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Nicht, was andere für richtig und wichtig halten, ist der Maßstab, sondern nur Ihre individuelle Persönlichkeit, also das, was Sie so unverwechselbar und einzigartig macht.“
Es gilt also, wesentlich zu werden, herauszufinden, wer wir sind und was wir wirklich brauchen, um einfach glücklich zu sein. Dazu hat Weidner anhand der von Steven Reiss beschriebenen 16 Grundbedürfnisse des Menschen einen einfachen Test entwickelt, der es dem Leser erlaubt herauszufinden, welche dieser Bedürfnisse ihm wichtig und welche eher nebensächlich sind. Für manche mag diesUnabhängigkeit, Selbstbehauptung und Anerkennung sein, für andere Neugier, Kontakt und Idealismus.
Wenn wir einmal erkannt haben, was uns wirklich wichtig ist, kann es uns mit Hilfe des Wabi-Sabi-Prinzips gelingen zu erkennen, dass Glück und wahre Schönheit nicht aus der Perfektion geboren werden, sondern im Augenblick und in der Konzentration auf das Wesentliche verborgen liegen. Eine Erkenntnis, die ganz gewiss auch Sie gelassener und glücklicher machen wird.
Wabi Sabi – Nicht perfekt und trotzdem glücklich!
208 Seiten, € 14,95
ISBN: 3-426-64459-2
im Verlag Knaur Ratgeber