Zeit der Einkehr und des Verzeihens

Rebecca Rosing wurde mit einer einzigartigen Medialität in Dänemark geboren. Seit ihrer Kindheit lebt sie ihre eigene innere Wahrheit unabhängig von Einflüssen aus der spirituellen Szene und entfaltete selbstständig ihre Klarheit und Liebe. So ging sie konsequent ihren Weg und war sich immer ihrer Aufgabe bewusst, den Menschen etwas Neues zu vermitteln.

Heute lehrt sie die von ihr entwickelte Therapieform ReConSat und damit eine (r)evolutionäre und in jedem Augenblick lebbare Spiritualität. Als spirituelle Lehrerin und Diplom-Psychologin hilft sie den Menschen, ihren Weg in ihre Unabhängigkeit und innere Kraft zu finden und zu gehen.

Wenn die Tage kürzer werden und das Jahr zu Ende geht, kommt unsere tiefe Sehnsucht nach innerem Frieden und harmonischen Beziehungen stärker hervor. Es ist eine Zeit der Besinnung, die uns die Chance gibt, bei uns, in unserem Inneren einzukehren. Dort angekommen können wir all die Dinge wahrnehmen, die dem Frieden, den wir uns wünschen, im Wege stehen. Vor unserem inneren Auge tauchen Menschen und Situationen auf, in denen wir tief verletzt wurden. Nun können wir sie mit mehr Abstand betrachten und spüren das Bedürfnis, uns zu versöhnen und zu verzeihen. Aber wie?

Verzeihen geschieht …
Verzeihen ist ein natürlicher Prozess, der in dem Moment geschieht, in dem wir lösen, was sich hinter unserer Verletzung verbirgt. Es ist kein aktiver Vorgang, weshalb alle Anstrengungen des Verstandes und des Herzens vergebens sind, solange man die Ursache für das eigene Leid im Außen sucht. Alles, was in unserem Leben geschieht, hat einen tieferen Sinn und wir haben eine innere Resonanz dazu, mit der wir die verletzende Situation angezogen haben.

Diese Resonanz ist die Folge unverarbeiteter Gefühle, die durch vergangene schmerzhafte Erfahrungen hervorgerufen wurden. Sie existieren in uns, solange wir sie nicht angenommen und verarbeitet haben. Die Energie, die von ihnen ausgeht, wirkt wie ein Magnet, der sein Gegenstück unweigerlich anzieht. So richten wir unbewusst unsere Aufmerksamkeit auf das, was diese Gefühle wieder hervorrufen kann.

Verzeihen geschieht, wenn wir dieser Energie Platz und Raum geben, sie in der Tiefe annehmen und lösen. Was hält uns davon ab zu verzeihen? Erinnern Sie sich an eine Situation, in der Sie stark verletzt wurden? Ein Mensch, der Ihnen nahestand, hat etwas gesagt oder getan, das Ihnen sehr weh getan hat. Anstatt bei sich zu bleiben und die innere Resonanz zu spüren, geht man meistens direkt in seine lang geprobte Opferrolle hinein. Wut kommt hoch über den Täter und das Leid, das er einem angetan hat. Man macht ihn verantwortlich und gibt ihm schließlich die Schuld für den eigenen Schmerz.

Aus psychologischer Sicht ist das ein perfektes Ablenkungsmanöver vom eigenen Inneren und von der Resonanz, mit der man die Situation angezogen hat. Man hat den dahinter liegenden Schmerz schon sehr lange erfolgreich verdrängt. So sorgt nun das Unterbewusstsein mit dem Opfer-Täter-Szenario dafür, dass man ihn auch weiterhin aus seinem bewussten Empfinden fernhält und nicht spüren muss.

Die Zeit vergeht … und die innere Sehnsucht nach Harmonie und Frieden wird stärker. Jetzt möchte man sich – vielleicht auch nur im Inneren – mit dem Menschen oder der Situation aussöhnen. Aber was geschieht, wenn ein Opfer dem Täter verzeihen möchte?

Verzeihen hat nichts mit Verstehen zu tun
Meistens fängt man dann an, darüber nachzudenken, warum dieser Mensch so gehandelt hat, wie er gehandelt hat. Ach ja, der Arme, er wurde ja auch früher immer so schlecht behandelt …. Wenn man erst einmal die Hintergründe seines Verhaltens verstehen kann, kann man ihm auch verzeihen – so glaubt man. Aber ist das nicht nur ein Trick des Egos, um sich besser zu fühlen und sich weiterhin mit der Opferrolle identifizieren zu können?

Erklärungen, Rechtfertigungen und Entschuldigungen sucht man nur für jemanden, den man von seiner Schuld befreien möchte. Und Schuld kann es nur in einer Opfer-Täter-Konstellation geben. Als leidendes Opfer fühlt man sich gütig und großherzig, wenn man den Täter von seiner Schuld freispricht und somit seine Bereitschaft zeigt, ihm zu verzeihen. Es ist scheinheilig, anmaßend und überheblich zugleich zu glauben, Recht sprechen zu können über die Taten und das Verhalten anderer. In Wirklichkeit weicht man damit der eigenen Verantwortung für sich selbst und für sein Leben aus. Man hindert sich weiterhin daran, seine Aufmerksamkeit nach innen zu richten, in die eigene Tiefe zu kommen und von dort aus Verzeihen geschehen zu lassen.

Raus aus der Opferstory
Der erste Schritt der Befreiung aus der Opferrolle ist die Erkenntnis, dass es gar nicht um den Menschen und die Situation geht, die das Gefühl hervorgerufen haben. Jede verletzende Situation steht in einem größeren Sinnzusammenhang als nur der offensichtlichen Thematik. Es geht also zunächst darum zu erkennen, dass man selbst den vermeintlichen Täter angezogen hat und er nur der Auslöser dafür war, dass ein alter und nicht gelebter Schmerz wieder zum Vorschein kam. Man bekommt durch die Situation einen Spiegel vorgehalten, in dem man die sich dahinter verbergende ungelöste Problematik sehen kann. Das Geschehene ist also eine Chance, sich der wahren Ursache der Situation bewusst zu werden und sie anzugehen. Erst in dem Moment, in dem man bei sich bleibt und wagt, die Resonanz in sich wahrzunehmen und zu spüren, lösen sich die Strukturen von Opfer, Täter und Schuld auf. Dann gibt es keinen Schuldigen mehr, dem man verzeihen müsste.

ReSource – Transformation in der Tiefe
Viele Menschen kommen zu meinen Behandlungen und sind sich auf Verstandesebene der Tatsache durchaus bewusst, dass sie die Situationen in ihrem Leben angezogen haben. Manche benennen auch sehr konkret die schmerzhafte Erfahrung aus ihrer Kindheit, die dahinter steht und die sie noch nicht verarbeitet haben. Sie erzählen mir von verschiedenen Meditationen oder Visualisierungen, mit denen sie vergebens versucht haben, ihr Problem zu lösen. Was ihnen fehlte, war eine Methode, mit der sie in direkten Kontakt zu ihrer inneren Resonanz kommen, sie wahrnehmen, spüren und in der Tiefe lösen können.

In meinen Seminaren lehre ich „ReSource“ – es ist eine meditative Technik, durch die man direkt bei sich und in seinem Inneren landet. Sie basiert auf der bewussten Wahrnehmung und der Annahme dessen, was man dort im Augenblick findet. In sieben Phasen kann man selbstständig seine Resonanz bzw. Blockade lösen. Dabei werden die Selbstheilungskräfte aktiviert und man wächst Schritt für Schritt in seine eigene innere Kraft hinein. ReSource ist in schwierigen und verletzenden Situationen gezielt anwendbar. Es ermöglicht, bei sich zu bleiben und unmittelbar die innere Resonanz zu den äußeren Ereignissen zu spüren. Dadurch wächst man über seine Opferrolle hinaus und übernimmt die volle Verantwortung für sein Leben.

Einkehr und Vergebung
Besonders jetzt in der kalten Winterzeit – der Zeit der Einkehr – haben wir die Chance, ein warmes Zuhause in unserem Inneren zu finden. Wenn wir uns dort annehmen, werden wir darin die bedingungslose Liebe für uns selbst entdecken und uns mit uns selbst versöhnen. Aus dieser eigenen Fülle heraus können wir uns dann auch mit unseren Mitmenschen und unserem Leben versöhnen. In diesem heilsamen Prozess schließen wir Frieden mit uns selbst und anderen und Vergebung darf geschehen.

www.rebecca-rosing.de