In ihrem neuen Werk „Spüre deine Urkraft! Die Intuitionsmethode“ zeigen die aus Funk und Fernsehen bekannte Ärztin Dr. Verena Breitenbach und der renommierte Autor und Journalist Stefan Esser, was unsere Intuition wirklich ist, wie sie funktioniert und wie wir einen verlässlichen und befriedigenden Zugang zu ihr finden können.
newsage: Intuitionstraining ist zur Zeit ein Trend, der in Esoterik- und Management- Seminaren gleichermaßen zu beobachten ist. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Breitenbach: Das Wort „Entwicklung“ ist mir lieber als „Trend“. Denn es geht ja nicht um eine oberflächliche Sache, sondern darum, dass viele rational orientierte Menschen wenig Vertrauen in ihre intuitiven Kräfte haben und dass man dies über eine gute Intuitionsarbeit auflösen kann. Intuition ist eine eigene Form der Intelligenz. Da kommen Patientinnen zu mir, die sehr gut spüren, wo was bei ihnen nicht in Ordnung ist. Und häufig – das ist für mich als Ärztin ein wichtiger Punkt – kommen sie durch ihre intuitive Eingebung genau rechtzeitig zu mir, sodass ich ihnen noch gut helfen kann.
Esser: Wenn es einen Trend gibt, dann sicher den, dass Menschen authentischer, selbstbestimmter leben wollen. Dass das nicht nur über intellektuelle Schienen funktionieren kann, wird nun verstärkt erkannt. Man entdeckt, selbstverständlich immer im Verbund mit dem Intellekt, mehr und mehr den Bereich der geistigen Kräfte, und zwar auch weitab irgendwelcher watteweichen Esoterik. Es ist höchste Zeit, dass wir uns wieder ganzheitlicher sehen: als Menschen mit Verstand und einem Unterbewusstsein mit all seinen Vernetzungen.
newsage: Was bedeutet eigentlich „Intuition“? Ist sie eher der gefühlsmäßige Gegenspieler zur rationalen Analyse oder eine ganzheitliche Betrachtung menschlichen Wissens und Handelns?
Esser: Gegenspieler? Ganz klar nein. Gefühlsmäßig – auch nur mit Einschränkungen. Erstens: Ein „Gegen“ würde dem Prinzip der Ganzheit widersprechen. Vielmehr muss beides kooperieren, die rationale Analyse allein würde uns ziemlich hilflos dastehen lassen. Intuition ist eine wichtige Urkraft, die uns schon lange vor der Entwicklung von Intellekt und Ratio zur Verfügung stand. Sie ist oft viel schneller und zuverlässiger als der Intellekt, weil sie nicht logisch abwägen muss und ganz sicher nicht nur mit der Datenbank Gehirn arbeitet. Sie verfügt über unvorstellbar viele andere Bereiche. Diese befinden sich nicht nur in unserem Körper; es gibt hier große Vernetzungen auf einer Art Meta- Ebene, die wir über entsprechendes Training besser anzapfen können. Vergessen Sie nicht: Wenn die Muse den Dichter küsst, werden schließlich nicht nur im Gehirn gespeicherte persönliche Lebenserfahrungen zu Papier gebracht. Menschen bringen oft Leistungen hervor, die nichts mit ihrem bisherigen persönlichen Leben zu tun haben. Und noch zum Zweiten, zum Gefühl: Bei Intuition wird immer von „Bauchgefühl“ gesprochen, schnell ist man über das Wort „Gefühl“ auch bei Emotionen. Dies sind aber nur reaktive Gefühle. Wenn Intuition über diese Ebene laufen würde, wäre sie unzuverlässig wie das Fähnchen im Wind. Sie läuft aber über die tiefere Ebene der unabdingbaren Gefühle – ein Gefühl etwa, wie es Eltern für ihr Kind haben, das sie lieben, auch wenn es Ärger macht. Und über diese stabile Ebene läuft die Intuition, ganz einfach deshalb, weil sie nicht von uns Einzelwesen abhängig ist.
newsage: Wie finden wir den besten Zugang zur Intuition? Was sind individuelle Voraussetzungen und geeignete Übungen, um die „Urkraft“ zu trainieren?
Breitenbach: Früher hat man die Intuition eher etwas belächelt und sie als typisches Hobby naiver Frauen gesehen, weil man bei intuitiven Eingebungen nicht nachdenken muss. Das war vielleicht ärgerlich, aber heute können Frauen stolz darauf sein, dass sie vielleicht von Natur aus tatsächlich unverkopfter, spontaner mit Intuition umgehen. Im Prinzip müssen wir den Zugang zu ihr nicht suchen, wir haben ihn von Natur aus. Aber wir können den Zugang verbessern und damit die intuitiven Botschaften klarer empfangen. So wie man auch einen besseren Empfang hat, wenn man beim Radio oder Fernsehen die Antennen immer wieder mal justiert. Dieses Justieren ist vergleichbar mit den methodischen Übungen im Buch.
Esser: Wer denkt, er könne die Intuition nach seinem Gusto „erziehen“, wird keinen Erfolg haben. Vielmehr müssen wir ein bisschen an uns selbst arbeiten, um bessere Kanäle über unsere individuelle Intuition zu einer Art global vernetzter Intuition zu schaffen. Um sich hier wirklich „breitbandig“ zu sensibilisieren, arbeiten wir mit zwei Übungsbereichen: zum einen mit den so genannten Alltagsübungen im Wachzustand, das sind viele kleine interessante und die Routine auflockernde Wahrnehmungsübungen, die alle Sinne schärfen und vernetzen; zum anderen Übungen mit Bilderreisen in Tiefenentspannung, also im Zustand abgesenkter Gehirnwellen – jenem angenehmen Zustand, den man mit Selbsthypnose oder Autogenem Training erreichen kann. Dafür ist die dem Buch beiliegende CD gedacht.
newsage: Die Wissenschaften unterscheiden meistens zwischen „Intuition“ und „Intellekt“ und suchen beides im Gehirn. Was halten Sie von dieser Sichtweise?
Breitenbach: Ich staune als Ärztin immer wieder über das intuitive „Körperwissen“, auf das sich Patienten zu Recht verlassen. Intuition ist für mich eine Art natürliche Schwingung, die besonders schwangere Frauen deutlich spüren, die dann oft selbst besser als der Arzt wissen, wie sie handeln müssen. Was aber soll die Wissenschaft dazu sagen, wenn sie noch lange nicht die Geheimnisse dieser faszinierenden Abläufe erkennen und erklären kann? Man sollte sich hier keinesfalls irritieren lassen, Wissenschaft ist nicht die letzte unantastbare Wahrheit. Natürlich brauchen wir die vielen guten Bemühungen der Wissenschaft. Aber sie ist nicht das Maß aller Dinge, sie liegt auch manchmal falsch …
Esser: … Das zeigen auch die geradezu krampfhaften Bemühungen, die Intuition nur im Gehirn lokalisieren zu wollen, als eine Art zusätzliche Spielerei der Intelligenz, bei der ausschließlich im Gehirn gespeicherte Informationen abgerufen werden können, die man aus bisherigen Lebenserfahrungen gespeichert hat. Wenn das wirklich das ganze Wissen wäre, auf das die Intuition zugreifen kann, wäre das sehr mickrig, und viele gewaltige und rational nicht erklärbare geistige Sprünge, die der Mensch geleistet hat, hätten nie stattfinden können.
newsage: Was ist das Besondere der von Ihnen beschriebenen Intuitionsmethode und worin besteht ihre Einzigartigkeit?
Breitenbach: Will man intuitive Botschaften erkennen und nutzen, muss man auf die ersten blitzschnellen Gedanken achten. Man darf nicht den Fehler machen, diese Gedanken Sekunden später intellektuell zu korrigieren, weil man den ursprünglichen Gedanken dann für „undenkbar“ hält. Nachträgliche Korrekturen löschen die intuitive Botschaft gründlich aus! Mit der Intuitionsmethode in unserem Buch schaffen wir erstens ein Verständnis über die Zusammenhänge, zweitens regen wir an, sich von so manchen Dogmen einfach mal frei zu machen, weil das beweglicher für die Intuition macht, um drittens mit Übungen die Zugänge zur Energieebene der Intuition sozusagen zu entrümpeln. Die meisten Entdeckungen der Wissenschaft geschahen auf empirischem Weg, und genau diesen Weg geht die Intuitionsmethode.
Esser: Während andere weiterhin fruchtlose akademische Diskussionen über das Thema Intuition führen, kann man ganz praktisch mit den Übungen die Urkraft Intuition erforschen. Man lernt zudem ganz nebenbei die Prinzipien der angenehmen Selbsthypnose, und bei den Alltagsübungen öffnet sich das eigene Wahrnehmungsspektrum auf eine Weise, dass einem sogar das Herz aufgeht – das schafft auch Lebensfreude.
newsage: Wer das organische Denken und die Intuition neu übt, wird Teil eines überindividuellen Erfahrungsnetzwerks. Ist dies die Wiederkehr eines verloren geglaubten Paradieses oder ergeben sich daraus ganz andere Herausforderungen für die Zukunft ?
Esser: Paradies ist etwas sehr Problematisches. Es symbolisiert immer das Glück auf der anderen Seite, trennt uns vom Guten und Schönen. Das organische Denken, das diese Intuitionsmethode als wichtige Grundlage beschreibt, sieht die Chance für unser Glück im Jetzt und die Möglichkeit, dass wir selber auch daran arbeiten können, indem wir unsere noch längst nicht ausgeschöpften geistigen Fähigkeiten trainieren.
Breitenbach: Unser Gehirn ist viel mehr als nur der Verstand. Die Hirnforschung macht zur Zeit bahnbrechende Entdeckungen, sie widmet zum Beispiel endlich dem Frontalhirn große Aufmerksamkeit, wo offenbar die Schaltstelle für wichtige mentale Prozesse sitzt und wohl auch intuitive Prozesse – durchaus im Verbund mit analytischen – ablaufen. Wir sollten hier selbstbewusst weiter forschen, aber endlich auch erkennen, dass jede Erkenntnis immer nur ein kleines Fenster aufmacht zu größeren Dingen, die wir in ihrer Gänze wohl nie begreifen werden. Müssen wir ja auch nicht. Die Herausforderung und Chance für uns ist doch, in gut trainierter Kommunikation die Kraft dieser Bereiche für unser Leben, unsere Entwicklung besser zu nutzen. René Descartes sagte: Ich denke, also bin ich. Aber Menschen, die nur denken, gibt es nicht. Vielleicht sollte man auch in Hinblick auf seine intuitiven Möglichkeiten besser sagen: Ich fühle, spüre und denke, also bin ich.