Ehe wir geboren werden, bereitet er uns auf das neue irdische Leben vor. Er lässt uns sehen, was wir erfahren werden: die schönen und auch die schmerzlichen Erfahrungen. Und er zeigt uns, was wir daraus lernen können.
Dann bewegen wir uns zusammen mit ihm auf die Erde zu. Aber je näher wir der Erde kommen, umso mehr vergessen wir die Anwesenheit unseres Engels und das, was er uns erzählt hat. Die alte Tradition berichtet, dass ein Kind niemals alleine auf die Welt kommt, es kommt immer zu zweit. Denn unsichtbar, aber spürbar ist sein Engel bei ihm. Wer erinnert sich nicht an die tiefe, fast kosmische Weisheit, die man in den Augen eines Neugeborenes sehen kann? Es ist die Weisheit seines Engels: Er wirkt spürbar durch ihn. Deshalb kann ein dreijähriges Kind auch zu seiner Mutter sagen: „Früher, als ich noch eine andere Mutti hatte, warst du mein Schwesterlein“. Es ist das Wissen des Engels, das in solchen Aussagen zum Ausdruck kommt.
Während wir aufwachsen fängt der Engel an, sich langsam von uns zu lösen. Und später, wenn wir in die Pubertät kommen, repräsentiert er die Ideale unseres Herzens, die uns den Impuls geben, uns noch stärker mit dem irdischen Leben zu verbinden. Wir erhalten die Möglichkeit, die Ausbildung zu wählen, die uns helfen wird, unsere Ideale zu verwirklichen. Je älter wir werden, desto weiter entfernt ist der Engel von uns: Damit lässt er uns die Freiheit, unsere eigenen Entscheidungen zu treffen. Er wirkt nicht länger direkt auf uns ein, sondern versucht uns von außen zu inspirieren. Das macht er durch so genannte „Zufälle“ – scheinbar zufällige Begegnungen oder Anrufe, in denen wir die verborgene Führung unseres Engels erkennen können.
Am Wendepunkt unseres Lebens, während der Midlife-Crisis, hat sich unser Engel am weitesten von uns zurückgezogen. Von diesem Zeitpunkt an nähert er sich uns aber wieder langsam an. Jetzt weckt er in uns das Verlangen, den verborgenen Hintergrund des Lebens zu verstehen. Und wenn wir noch älter werden, ruft er Erinnerungen wach, die uns erkennen lassen können, warum unser Leben so verlaufen ist, wie es verlaufen ist. Auf diese Weise bereitet er uns auf die Aufgabe vor, die nach dem Tod auf uns zukommt: selbst herauszufinden, was wir aus den Lektionen des Lebens gelernt haben. Und dann, wenn wir die Augen schließen und sterben, werden wir auf der Schwelle mit unserem geistigen Auge unseren Engel erblicken. Voller Freude werden wir ihn umarmen und das Gefühl haben: Jetzt bin ich endlich wieder daheim. Und dann nimmt er uns an die Hand und führt uns nach Hause.
Behütet und geborgen – mein Engel und ich
114 Seiten, € 9,95
ISBN: 978-3-89427-486-3
Aquamarin Verlag