Heilen von Herzen

Jeder leidet in seinem Leben einmal unter Schmerzen, ob körperlicher oder seelischer Art. Manche Menschen erleben Schmerz häufiger, oftmals sogar täglich in ihrem Leben. Doch die Gründe dafür müssen nicht schicksalhaft unabänderlich sein. Immer wieder gibt es Erfolgsgeschichten von Menschen, die Krankheit und Schmerz überwunden haben. Chuck Spezzano, Autor, Doktor der Psychologie und spiritueller Wegbegleiter, hat in seiner über 30-jährigen therapeutischen Erfahrung grundlegende Muster von körperlichen, emotionalen und seelischen Schmerzen beim Menschen entdeckt.

„Heilung beginnt im Herzen“, so lautet der neue Titel des visionären Lebenslehrers, der sich umfassend mit den inneren Kräften beschäftigt, die einerseits Schmerz oder Krankheit verursachen und ebenso Heilung und Wohlbefinden wiederherstellen können. Mit seiner Methode „Psychology of Vision“, die der Autor zusammen mit seiner Frau Lency entwickelt hat, konnte er bereits vielen Menschen auf der ganzen Welt helfen.

Eine seiner Grundannahmen besteht darin, dass Schmerz als Widerstand anzusehen ist. Spezzano sieht den Zustand eines Menschen aus der Perspektive der Energieflüsse, welche von Emotionen und Gefühlen, die sich im Laufe des Lebens angesammelt haben, geleitet werden. Gibt es emotionalen Ballast, den wir nicht oder nie betrachtet haben, betrachten wollten oder konnten (= Widerstand), so entstehen energetische Blockaden, die sich auf Dauer auch körperlich manifestieren. Ein altes Trauma, dass uns womöglich gar nicht bewusst ist und schon lange in uns schwelt, kann so eine chronische körperliche Blockade verursachen.

Die Suche nach diesen meist versteckten Motiven und Ursachen gleicht dabei der reinsten Detektivarbeit. Man braucht schon eine gute Lupe, mit der man scheinbar kleine Dinge einmal richtig betrachten kann. Eine in unserem Kopf als „harmlos“ eingestufte Begebenheit kann dann bei näherer Untersuchung einen Stationspunkt in einer Kette von aufeinander aufbauenden negativen Erfahrungen darstellen, die sich zusammen zu einem dicken wirren Knoten in unserem Innern verdichtet haben, der dort sein Unheil anrichtet.

Wichtiger als die Spurensuche und die möglichen Erkenntnisse, die sich einstellen mögen, ist aber zu aller erst, den Schmerz, die Krankheit anzunehmen. Dies mag sich vielleicht nach einem weiteren inneren Konflikt anhören. Doch die Praxis hat gezeigt, dass es funktioniert. newsage hat einige Passagen aus Chuck Spezzanos neuem Buch herausgesucht und stellt sie Ihnen hier vor.

Radikales Annehmen
Natürlich willst du nicht leiden. Trotzdem leidest du. Du wärest gerne von deinen Schmerzen befreit, bist es aber nicht. Es ist an der Zeit, deinen Zustand anzunehmen – einen Zustand des Schmerzes. Radikales Annehmen ist eine fortgeschrittene spirituelle Technik, mit Schmerz umzugehen. Versuche nicht, etwas zu ändern. Veränderung ist unmöglich. Du kannst dich nicht von deinem Schmerz befreien, weil das Du, das du zu sein glaubst, nicht nur Schmerzen hat, sondern Schmerz ist. In diesem Zustand gibt es nur noch eine Möglichkeit, und das ist Annehmen. Es ist ein radikales Annehmen, weil du dich vermutlich in einer Situation befindest, in der du lieber nicht wärst. Es ist an der Zeit, den Widerstand aufzugeben. Er hat dir keinen Erfolg gebracht. Dir bleibt nur noch eine einzige Möglichkeit, die zum Erfolg führen kann, und sie besteht darin, dass du die Situation annimmst und deinen Schmerz annimmst. Dies ist jetzt nicht nur deine erste Wahl. Es ist deine einzige Wahl. Hör auf, gegen das zu kämpfen, was geschieht. Nimm es an. Nimm es radikal an. So ist es. So wird es immer sein. Kämpfe nicht dagegen an. Gib auch nicht auf. Nimm es an. Alle möglichen Emotionen können hochkommen. Nimm sie an. Fühle sie. Fliege durch sie hindurch, indem du sie in ihrer ganzen Tiefe erfährst. Mache sie dir zu eigen. Geh nicht weiter. Sei bereit, anzunehmen, dass es von jetzt an immer so sein wird.

Der Widerspruch des Annehmens besteht darin, dass erst dann, wenn du etwas ganz und gar angenommen hast, etwas Neues geschehen kann. Nimm deinen Schmerz also total an. Hör auf, ihm aus dem Weg gehen zu wollen. Geh in ihn hinein. Es ist so, und deshalb kannst du das Pferd genauso gut in die Richtung reiten, in die es ohnehin läuft. Sei tapfer. Fühle den Schmerz. Fühle jede seiner Nuancen. Nimm ihn so an, wie er ist. Dein Annehmen gibt dir die Möglichkeit, damit umzugehen. Also geh mit ihm um. Was du annimmst, darin bleibst du nicht stecken. Habe Mut. Bitte den Himmel um seine Hilfe. Du durchbrichst den schmerzhaften Griff, in dem das Ego dich hält, indem du die Situation so annimmst, wie sie ist. Du leidest, und statt dich dagegen aufzulehnen, sei einfach eins damit. Wenn du dich mit deiner Erfahrung verbindest, entfaltet sie sich, aber nur dann, wenn du ganz in sie hineingehst. Jetzt ist die Zeit dafür. Dies ist der Ort dafür. Es gibt keinen Ort, an den du dich flüchten könntest, und keinen Ort, an dem du dich verstecken könntest. Sei eins mit dem, was ist. Erfahre deine eigene Erfahrung. Fühle das, was du fühlst, rückhaltlos. Es ist der einzige Weg, der hinausführt. Du musst ganz in deine Erfahrung hineingehen. Wenn du es tust, dann wirst du einmal mehr von dem Ort fortkommen, an dem du feststeckst. … Es ist die Alternative zu dem verborgenen Konflikt, der dich im Leiden festhält und dich niemals freilassen wird. Radikales Annehmen entwirrt den Konflikt, sodass neuer Fluss entstehen kann.

Die Unverbesserlichkeit von Schmerz

Chuck Spezzano mit Ehefrau Lency

Der Körper ist der Prügelknabe des Geistes. Wenn es einen Konflikt gibt, den wir nicht lösen können, dann verlagern wir ihn auf den Körper. So gesehen zahlt der Körper für die „Sünden“ des Geistes. Wo wir glauben, gesündigt zu haben, und wo wir glauben, schuldig zu sein, dort bestrafen wir uns selbst. Schuld bewirkt, dass wir stecken bleiben, und fordert Selbstvergeltung. Schmerzen zeigen einen Ort, an dem wir uns in einem Konflikt befinden und nicht vorwärtsgehen. Das Festhalten und die Weigerung, uns weiterzuentwickeln, lassen den Widerstand entstehen, der Schmerz erzeugt. Meist ist der Konflikt, der unseren Schmerz erzeugt, uns nicht einmal bewusst, weshalb der Körper leicht zu einem Müllabladeplatz für unsere emotionalen Themen wird. Schmerz weist auf einen Ort hin, an dem der Fluss verloren ging und die Energie blockiert wurde. Er zeigt einen Konflikt, auf den wir die Antwort nicht gefunden, bei dem wir aber dennoch versucht haben, uns irgendwie weiterzuschleppen. Wenn sich unsere Konflikte mehren, dann kann der Körper sehr leicht zu einem Ort werden, an dem sich Schmerz ansammelt.

Je weniger wir bereit sind, uns zu ändern, umso größer ist der Schmerz. Er nagt an uns oder hämmert sogar auf uns ein und lenkt uns damit ab. Dabei könnten wir ihn als Hinweis darauf nutzen, dass es etwas gibt, das loszulassen und damit zu überwinden wir uns hartnäckig weigern. Je größer der Schmerz, umso größer wäre der Sprung zum nächsten Kapitel in unserem Leben, das um dieses Maß besser wäre. In dem Bereich, in dem wir erstarrt sind, versucht unser Ego, unsere Heilung zu verhindern. Wir haben Angst, uns einem bestimmten Thema zu stellen. Wir haben Angst, in einem bestimmten Bereich etwas zu ändern. Es gibt einen Schritt, den wir einfach nicht gehen wollen. Und obwohl wir uns davor fürchten, ist es ein Schritt voran. Er wird uns auf einen neuen und besseren Weg in unserem Leben führen. […] Dort, wo wir für Veränderung nicht zugänglich sind, entdecken wir einen Ort, an dem wir glauben, dass wir es besser wissen. Wir entdecken einen Ort, an dem alles so sein soll, wie wir es uns in den Kopf gesetzt haben. Das ist nicht in unserem Interesse, denn es hält uns von der Ungewissheit des nächsten Schritts fern, der keinen Schmerz birgt. Wir können unmöglich wissen, was der Himmel für uns bereithält, aber es ist ganz sicher weder Schmerz noch Leid, denn dann würde der Himmel seine Himmelslizenz verlieren. Der Himmel hat einen Plan für uns, der uns glücklich machen würde, wenn wir ihn nur annehmen könnten und hinreichend Vertrauen hätten, um weiterzugehen. Das würde es dem nächsten Stadium in unserem Leben ermöglichen, sich einfach zu entfalten. Damit verbunden wäre, dass Schmerzen sich auf natürliche Weise entweder allmählich oder sofort auflösen oder wir eine neue medizinische Behandlungsmethode entdecken, die imstande wäre, den Schmerz zu lindern.

Deine Unverbesserlichkeit ist eine halsstarrige Weigerung, dich so zu ändern, wie es in deinem ureigenen Interesse wäre. Triff die Entscheidung, dir dessen bewusst zu werden, was du vor dir selbst verborgen hast, und es loszulassen. Sei motiviert, dich zu ändern. Sei bereit, dich zu ändern. Verpflichte dich dem nächsten Stadium in deinem Leben. Verpflichte dich dir selbst, und verpflichte dich dem, was dich wirklich glücklich machen würde.

Neben grundlegenden Prinzipien stellt Chuck in zahlreichen Kapiteln auch immer wieder Methoden und Übungen vor, die das Gesagte verständlich und nachvollziehbar machen. Er spannt den Bogen vom Unbewussten zum bewussten Denken, zum achtsamen Erspüren und Fühlen. Wie immer bezieht er den Geist in seine Arbeit mit ein. Die Kraft, die letztendlich die Heilung vollbringt, mag zum Teil in uns liegen, zum Teil jedoch wirkt auch etwas von außen auf uns ein in diesem großen Spiel der Kräfte. Eins steht für Spezzano fest: Wir sind nicht hier, um zu leiden. Gott ist Frieden, sagt er, und höchste Liebe, und er würde nicht wollen, dass seine Kinder leiden.

BUCH-TIPP
Spezzano, Chuck
Heilung beginnt im Herzen
240 Seiten, € 19,80
ISBN: 978-3-86616-140-5
Via Nova