Der Verleger und Astrologieexperte Wolfgang Bartolain befasst sich seit vielen Jahren mit einem Aspekt der Zeit, der allzu oft unbeachtet bleibt. Grund genug für uns, ihn zu einem Gespräch über die Qualität der Zeit und die von ihm herausgegebenen Kalender einzuladen.
newsage: Ihre Kalender sind vom Anspruch her recht hoch angesiedelt – wie etwa Ihr „Sonne-Mond Kalender“…
Bartolain: Dieser Kalender ist ja auch eine Mischung aus vedischer Mondastrologie und klassischer westlicher Astrologie. Es steckt ein unglaubliches Potential darin, wenn man die vedische Astrologie von dem Determinismus befreit, der ihr anhaftet – die vedische Astrologie geht ja davon aus, dass alles mehr oder minder vorbestimmt ist. Der Aspekt des freien Willens, so wie wir ihn uns durch unsere westliche Sozialisation erarbeitet haben, ist dort gänzlich unbekannt.
Daher passt diese Astrologie nicht in unsere Gesellschaft, aber ihre Weisheit und die uralten astrologischen Techniken sind überaus brauchbar, wenn man sie einer psychologisch-humanistischen Astrologie anpasst, der ich mich verpflichtet fühle. Wenn man diese Techniken in das Westliche überträgt, kommt dabei so etwas raus wie der „Sonne-Mond Kalender“, in dem die alten indischen Erkenntnisse in unser westliches Weltbild eingearbeitet sind.
Diese Art von Astrologie ist eher eine spirituelle Lebensbegleitung. Das heißt, man versucht mit den Kräften der Natur so zu arbeiten, dass man von ihren Einflüssen frei wird. Es ist eine Art Umkehrung, in der man sagt: „Ich gehe den Weg der Befreiung, ich möchte mich gerne von diesen Einflüssen frei machen.“
newsage: Ich habe den „Sonne-Mond Kalender“ übrigens zu Rate gezogen, um unseren Interviewtermin festzulegen. Zu Beginn der Vollmondphase ist man nämlich laut ihm „spirituell wach, bewusst und aufmerksam“.
Bartolain: Und außerdem haben wir heute Donnerstag, den Tag des Jupiters – der beste Tag der Woche, um über solche Themen zu sprechen, um visionäre und spirituelle Dinge wachzurufen. Und die Vollmondphase überstrahlt dazu noch alles. Ich habe natürlich vorher auch in den Kalender geschaut – ist doch klar (lacht).
newsage: Mit solchen Anregungen kann ja auch der astrologisch nicht geschulte Leser etwas anfangen.
Bartolain: Genau. Früher standen in dem Kalender immer nur die Mondphasen. Aber nach einigen Jahren habe ich dann doch die Kurzdeutungen eingeführt und im hinteren Teil des Kalenders sind für die Leute, die der Hintergrund interessiert, auch noch genauere Erläuterungen drin. Aber wenn man jetzt eine Tagesplanung macht und man hat am Donnerstag einen Termin, kann man schnell sehen, ob das passt oder nicht. Probieren Sie es einfach aus – man muss das ja nicht gleich gestaltend machen, sondern nur beobachtend, indem man etwa schaut, wie die Atmosphäre bei einem Treffen war.
newsage: Ich hab das in den vergangenen Tagen getestet – und da stimmt sehr viel überein, vor allem was die Stimmungen angeht. Das ist ja ohnehin der Aspekt, der an Ihren Kalendern interessant ist: Sie zeigen, dass Zeit eine Qualität hat.
Bartolain: Eben, das ist auch der Hintergrund unseres Kalenderverlages: Zeit hat eine Qualität. Und das ist auch das Schöne an unseren astrologischen Kalendern („Sonne-Mond Kalender“ und „Himmlische Konstellationen“). Die Qualität der Zeit ist durch kosmische Rhythmen bestimmt: Die Bewegung der Planeten, von Sonne und Mond und die Bewegung der Erde selbst, durch die die Jahreszeiten entstehen – all das drückt der Zeit einen Qualitätsstempel auf.
newsage: Diese Aspekte sind auch in „Himmlische Konstellationen“ ausgearbeitet?
Bartolain: Ja, dieser Kalender ist von Markus Jehle gemacht, dem Herausgeber der Zeitschrift „Meridian“ und dem vielleicht bekanntesten Astrologen Deutschlands. Dabei ist er nicht so sehr dem spirituellen Ansatz verpflichtet, sondern mehr einer witzigen, psychologischen und alltagstauglichen Astrologie. Er behält aber stets den Fokus darauf, dass der Leser derjenige ist, der sein Leben bestimmt. Das ist ein Ansatz der Astrologie, der aus meiner Sicht extrem wichtig ist.
newsage: Um nicht dem Fatalismus zu verfallen?
Bartolain: Genau. Es geht um einen kreativen Umgang mit der Zeit. Wir alle sind in unserer Kultur über den Weg der Individualisierung auf dem Weg, frei zu werden. Dann muss das Individuum natürlich auch irgendwann wieder abgelegt werden und daran arbeitet die spirituelle Astrologie. Wenn man sein individuelles Potential ausgeschöpft hat, fragt man sich nämlich irgendwann: „Was nun? Soll es das schon gewesen sein?“ Und dann beschreitet man den spirituellen Weg, um das Individuum wieder loszuwerden und sich mit dem größeren Ganzen zu verbinden. Das ist der Weg, auf dem wir uns befinden, und dahin arbeiten sowohl die beiden astrologischen Kalender – der „Sonne-Mond Kalender“ mit seinem spirituellen Schwerpunkt und „Himmlische Konstellationen“ mit seinem humanistisch-psychologischen Ansatz. Unser „Spiritueller Taschenkalender“ und „Bewusst Erleben“ schlagen übrigens in dieselbe Kerbe. Hier ist es so, dass die Qualität der Zeit nicht durch astrologische Rhythmen bestimmt wird, sondern durch die spirituelle Ganzheit, die dort in Form von Bildern und Zitaten vermittelt wird.
newsage: Mit Sinnsprüchen von Chopra, Osho und anderen Meistern …
Bartolain: Ja, die ganze Bandbreite – das ist der Ansatz dieser Kalender.
newsage: Auch in dem Sinne, das es keinen Zufall gibt? Man kann ja mit jedem Spruch zu einer bestimmten Zeit etwas anfangen, da er mit uns resoniert.
Bartolain: Richtig. Das ist auch das, was mir die Leute immer wieder sagen: „Woher haben Sie denn die Fähigkeit, immer genau das…???“. Und dabei tue ich doch gar nichts dazu.
newsage: Das tun die Leute selbst – es ist ja die Natur unserer Wahrnehmung und unseres Bewusstseins, reflexiv zu sein.
Bartolain: Genau. Und die Leute denken, ich mache das (lacht). Und vor allem: Es funktioniert wirklich. Man nimmt sich halt aus der Wahrnehmung das heraus, was passt – und das ist dann „die Wirklichkeit“.
newsage: Dann sind die Sprüche also nicht astrologisch abgestimmt?
Bartolain: Ich beachte schon, welche Jahreszeit wir gerade haben oder ob es Voll- oder Neumond ist und versuche auf spielerische Weise, die Sprüche so zu positionieren, dass sie passen – mehr nicht.
newsage: In all Ihren Kalendern sind die Zeiten der Sonnwenden genau vermerkt und im „Spirituellen Taschenkalender“ und in „Bewusst Erleben“ stehen auch die Feiertage verschiedenster Traditionen drin…
Bartolain: Termine wie die Sonnwenden gehören da auch einfach rein. Und was die Feiertage anderer Traditionen angeht, ist es gut, wenn man diese beachtet oder zumindest von ihnen weiß. Das hilft nicht nur, ein Bewusstsein für die verschiedenen Qualitäten der Zeit zu entwickeln, sondern auch ein ganzheitliches Empfinden für die Menschheit und ihre Traditionen.
Wolfgang Bartolain
Sonne-Mond Kalender
www.verlag-hierundjetzt.de