„Vergiss alle Diäten und entdecke die Weisheit deines Körpers“, meint die Ärztin und Meditationslehrerin Jan Bays und verweist auf die uralte Praxis der Achtsamkeit als Mittel gegen Essstörungen, Übergewicht, aber auch gegen den allgegenwärtigen Diätwahn und die zwanghafte Kontrolle unserer Ernährung.
Etwas ist faul im Staate Dänemark – und nicht nur dort, denn überall in unserer zivilisierten Welt haben wir ein angespanntes, oft gestörtes Verhältnis zum Essen. Nie zuvor in der Geschichte der Menschheit gab es ein reichhaltigeres Angebot an Speisen, doch auch nie zuvor gab es so viele Menschen, die unter Übergewicht, Bulimie, Magersucht und anderen Essstörungen leiden. Die Hektik der Moderne hat unsere Esskultur von Grund auf verändert: Während die einen noch zwischen Fastfood-Ketten und Reformhäusern den Weg zur richtigen Diät suchen, sitzen andere bereits resigniert oder desinteressiert vor dem Fernseher und bestaunen magersüchtige Models, während sie sich gleichzeitig achtlos eine Tiefkühlpizza einverleiben.
Dabei geht es auch anders und ganz ohne Diät oder Frustration: Achtsamkeit heißt das Zauberwort und meint die uralte Praxis des Buddhismus, die gerade im Bereich der Ernährung wahre Wunder vollbringen kann. Denn unsere Probleme haben ihre Wurzel vor allem in der Entfremdung von uns selbst und von unserer Nahrung – etwas, das fast zwangsläufig zu achtlosem Essen, Übergewicht und allen möglichen Störungen und Krankheiten wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt. Wir haben verlernt, auf unseren Körper zu hören und wissen seine Signale oft gar nicht mehr zu deuten.
Ist Ihnen zum Beispiel bewusst, dass es sieben verschiedene Arten von Hunger gibt? In ihrem neu erschienenen Buch „Achtsam essen“ unterscheidet Jan Bays zwischen Augenhunger, Nasenhunger, Mundhunger, Magenhunger, Zellhunger, geistigem Hunger und Herzhunger – unterschiedliche Bedürfnisse, die wir alle mit Hilfe von ein bisschen Aufmerksamkeit wiederentdecken, unterscheiden und auch befriedigen lernen können. „Der Körper hat seine eigene Weisheit“, betont Jan Bays. „Er kann uns viel darüber sagen, was er braucht, wenn wir in der Lage sind, ihm zuzuhören. Leider werden wir, wenn wir älter werden, oft taub für das, was unser Körper uns sagt.“
Wie können wir also lernen, wieder auf unseren Körper zu hören? Jan Bays‚ Buch steckt voll von Übungen und praktischen Hinweisen. Sie lädt uns ein, zunächst unsere Verhaltensmuster und Gewohnheiten beim Essen zu betrachten und gibt uns sechs einfache Richtlinien für mehr Achtsamkeit beim Essen an die Hand, vom langsameren, bewussten Essen bis hin zum richtigen Umgang mit dem „inneren Kritiker“, der uns ständig sagt, was wir zu tun und zu lassen haben. Denn echte Achtsamkeit hat nichts mit Urteilen oder Verurteilen zu tun, sondern mit einem aufmerksamen und wohlwollenden Beobachten: Lernen Sie Ihren Hunger richtig einzuschätzen, fragen Sie sich und Ihren Körper, welches Essen Sie und Ihren Körper wirklich befriedigen und erfüllen könnte. Achten Sie bewusst auf Aussehen, Geruch und Geschmack Ihres Essens. Genießen Sie Ihre Mahlzeit ohne äußere Ablenkung und gönnen Sie sich auch während des Essens schon mal eine Pause, um in sich hineinzuhorchen. Sind Sie schon satt?
Und vor allem: Vermeiden Sie Perfektionismus und neue Zwänge. Die Achtsamkeit soll Sie von Ihren Ängsten und Sorgen in Bezug auf das Essen befreien und Ihnen helfen, wieder selbstverständlich, unverkrampft und bewusst zu genießen.
‚Achtsam Essen‘
216 Seiten, € 18,80
ISBN 978-3-86781-003-6
Arbor Verlag, www.arbor-verlag.de