Das Glück der Anderen

In Österreich war er ein Überraschungserfolg in den Kinos: der Doku-Erstling „Das Glück der Anderen“ von Christian Goriupp und Roman Pachernegg, der sich in 21 Interviews mit bekannten und weniger bekannten Zeitgenossen – vom für den Oscar nominierten Regisseur Götz Spielmann („Revanche“) über Ex-Pornostar Renee Pornero bis hin zu einem anonymen Gefängnisinsassen – auf die Suche nach dem „wahren Lebensglück“ macht.

Das „Streben nach Glück“ ist neben dem Recht auf Leben und Freiheit fest in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung verankert und auch bei uns strebt ein jeder nach dem kostbaren Gut. Aber was ist „Glück“ überhaupt? Und ist es für alle dasselbe oder gibt es unterschiedliche Glücksansprüche, wie dies der Psychologe C.G. Jung bereits in den 30-er Jahren des vorherigen Jahrhunderts meinte? Diesen und ähnlichen Fragen sind die Grazer Regie-Neulinge Christian Goriupp und Roman Pachernegg in einem ungewöhnlichen Dokumentarfilm nachgegangen.

„Die Idee war, durch Gespräche mit Menschen, die außerhalb der Norm sind, hinter die Fassaden des Glücks zu blicken“, erklärt Goriupp, der selbst eigentlich in der Versicherungsbranche tätig ist und den nur die eigene Filmbegeisterung zum Film gebracht hat. „In einem Filmclub haben wir einige Dokus gesehen und eigentlich wollten wir nur ausprobieren, ob wir so etwas auch können“, erinnert er sich. Dabei ist das Ergebnis überaus sehenswert, vor allem wenn man bedenkt, dass Goriupp und Pachernegg die Dokumentation mit einem Budget von gerade mal 5000 Euro gedreht haben.

Von der fröhlichen Hundefrisöse bis zum schlagkräftigen bayerischen Kabarettisten Georg Ringswandl bieten die 21 Interviews gute Unterhaltung und eine intelligente Annäherung ans Thema. Auch ein Franziskaner- Pater kommt zu Wort, genau wie eine Yoga-Lehrerin, ein Soziologe, eine Lehrerin, ein Jazzmusiker, ein Unternehmer. Ebenso Glücks-Experten wie zum Beispiel der Schöpfer der experimentellen Glücksforschung Dr. Herbert Laszlo, der mit seinem neuen Modell der „optimalen Beanspruchung“ die verschiedenen Facetten des Glückes zu erklären versucht. Nicht zu vergessen die Gespräche mit dem oscarnominierten Regisseur Götz Spielmann, Ex-Pornodarstellerin Renee Pornero und dem Sterbeforscher und Autor Bernard Jakoby. All diese Beiträge beleuchten das Thema Glück auf ausgesprochen unterschiedliche und teils sehr persönliche Weise. Ein Patentrezept in Sachen Glück liefern sie jedoch nicht.

„Uns war von Anfang an wichtig, keine Anleitung zum Glücklichsein zu machen“, betont Goriupp. „Vielmehr wollten wir einfach die unterschiedlichen Zugänge zum Thema zeigen und zugleich mögliche Parallelen entdecken. Alles in allem ist uns das, glaube ich, recht gut gelungen.“ Eine Glücksformel gäbe es also nicht, dafür aber etwas Ähnliches: „Wenn man seinen Weg findet und diesen geht, kann das Glück nicht mehr weit sein. Genauso wie wir es mit diesem Film gemacht haben.“

Roman Pachernegg zieht – wie sollte es anders sein – eine etwas andere Bilanz: „Wir haben erkannt, dass es bei uns Menschen zwar verschiedene Variablen des Glücks gibt. Das größte Glücksempfinden entsteht aber, wenn man selbst andere glücklich machen kann.“ Das Glück der Anderen als Weg zum eigenen Glück. Kein Wunder also, dass auf dem Filmplakat wie auch auf der gerade eben erschienenen DVD ein treffender Vers aus „Der Weg des Bodhisattva“ zitiert wird: „Was an Glück in der Welt ist, kommt von dem Wunsch, andere glücklich zu sehen. Und was an Leid in der Welt ist, kommt von dem Wunsch, selber glücklich zu sein.“

DVD-TIPP
Regie: Christian Goriupp und Roman Pachernegg
Das Glück der Anderen
DVD, Spielzeit: 88 Min., € 17,99
www.ascot-life.de