Mysteriöser Initiationsorden, philosophischer Debatierclub, Polit-Lobby oder weltumspannendes Netzwerk gerissener Machtmenschen: Den Freimaurern wurden in ihrer langen Geschichte viele Stempel aufgedrückt. Das Interesse um sie scheint nicht abzuebben. Im neuesten Buch „Das verlorene Symbol“ von Bestsellerautor Dan Brown sind die Freimaurer wieder Thema Nummer 1. Zwei Insider haben jetzt als Antwort darauf ein Buch verfasst, das wirkliches Hintergrundwissen liefert.
Bereits im Vorfeld von Dan Browns Buchveröffentlichung wurden Journalisten von Freimaurern mit Pressetexten bombardiert. „Das verlorene Geheimnis“ lässt den Geheimbund in gewohnt mysteriösem Licht erscheinen. Die rasante Jagd kreist hier um ein verlorenes Symbol, das zum Entschlüsseln des letzten großen Geheimnisses der Freimaurer dienen soll. Schauplatz des Thrillers ist Washington D.C., dessen Architektur von Freimaurern (wie z.B. George Washington) geplant wurde. In der Hauptstadt Amerikas finden sich viele Freimaurer-Symbole von Wichtigkeit: das Capitol, das Lincoln Memorial, die Deckengemälde der Library of Congress, die Pyramide auf der Spitze des Washington Monuments und natürlich das House of the Temple, das noch heute Sitz der Freimaurerloge des „Alten Angenommenen Schottischen Ritus in Nordamerika“ (AASR) ist.
Alain Bauer, beratender Kriminologe (u.a. für das FBI) und Großmeister der französischen Freimaurer-Großloge, und Roger Dachez, Arzt, Forscher, Autor und Präsident des freimaurerischen Institut Maconnique de France, liefern in ihrem Entschlüsselungsbuch interessante Einblicke in die Geschichte und Ideologie der Freimaurerei. Sie sehen die Ursprünge der Gemeinschaft, deren Symbol Zirkel und rechter Winkel ist, in den Handwerkszünften der Maurer, die im Mittelalter religiöse Bauten errichteten. Das Wissen, das jede Zunft streng geheim hielt, war im Falle dieser Maurer besonders wichtig, sodass jeder Lehrling bei seinem Abschluss vor einem Geistlichen einen Schwur der Geheimhaltung auf das Evangelium leisten musste. Aus dem rein „operativen“ Maurertum wurde dann im 16. Jahrhundert mit dem Niedergang religiöser Baustellen das „spekulative Freimaurertum“. Ursprünge des Freimaurerordens bei den Templern oder gar im alten Ägypten schließen die Autoren aus.
Ausgehend von Großbritannien, des Mutterlandes der Logen, verbreiteten sich die Freimaurer ab dem 16. Jahrhundert auch in Amerika, wo sich laut Bauer und Dachez ganz andere Schwerpunkte ergaben. Während in Europa stets ein gewisser Zwang zur Geheimhaltung bestand, standen die amerikanischen Freimaurer von Anfang an in der Öffentlichkeit, denn bereits George Washington, 1. Präsident der Vereinigten Staaten, war Freimaurer, ebenso Thomas Jefferson, der die amerikanische Verfassung mit initiierte. Die Autoren wissen sogar von noch mehr historischen Freimaurer-Persönlichkeiten: 4 von 14 US-Präsidenten, 9 von 56 Unterzeichnern der Unabhängigkeitserklärung, 13 on 39 Verfassungsunterzeichnern, 33 von 74 Generälen der Kontinentalarmee waren ihnen zufolge Freimaurer.
Ein weiterer Unterschied zum europäischen Freimaurertum besteht außerdem in einer weitaus spirituelleren Ausrichtung. Die amerikanischen Freimaurer sind nicht atheistisch eingestellt, sondern glauben an eine höhere Macht. Dabei wird, so die Autoren, keine Glaubensrichtung favorisiert. Vielmehr steht die Toleranz gegenüber allen Religionen im Vordergrund. Die Freimaurer zeichnen sich Bauer und Dachez zufolge heute daher besonders durch karitative und philanthropische Tätigkeiten aus, die dem Frieden und dem Bewusstsein der Einheit aller Menschen dienen.
Das Geheimnis um das verlorene Symbol
200 Seiten, € 14,90
ISBN: 978-3-89845-299-1
Verlag Die Silberschnur