Orbs, das sind helle, leicht strukturierte runde Gebilde, die auf Fotografien auftauchen können. In den letzten zehn Jahren haben sich immer mehr Menschen mit dem Erscheinen der lichten Kreise beschäftigt. Dass es sich hier nicht um ein Phänomen handelt, das nur bei digitalen Fotos auftritt, hat ein niederländischer Berufsfotograf bewiesen. Ed Vos hat die Orbs genauer unter die Lupe genommen.
Die Bezeichnung „Orbs“ stammt aus dem Lateinischen und steht für „Kreis“ oder „runde Fläche“. Insider sehen in dem Wort aber auch gerne die Abkürzung „other reality beings“ (Wesen einer anderen Realität). Eins steht fest: Die Kreise, die nach eigenem Belieben Fotos besuchen, sorgen für Aufsehen. Und genau wie das Thema Kornkreise spalten sie die Gemüter in die Gruppe, die das alles für schieren Unsinn hält und diejenigen, die fasziniert sind von den photophilen Erscheinungen und eifrig nach Ursachen und Gesetzmäßigkeiten forschen.
Ed Vos ist einer der Letzteren. Seine Frau war von Anfang an von den Orbs begeistert. Ihr war eine rationale Erklärung des Phänomens unwichtig. Nicht so Ed Vos. Als Fotograf mit 20 Jahren Berufserfahrung wollte der Niederländer die Sache rational erklären. In etlichen Experimenten und Versuchen beschäftigte er sich mit den Orbs, bis … er es schließlich doch aufgab. Für ihn ist das Phänomen letztlich nicht erklärbar. Er hat jedoch einige Punkte zusammengetragen, die zumindest der Meinung des schieren Unsinns einiges entgegenzuhalten vermögen.
Beispielsweise liefert der Fotograf in seinem Buch zu dem Thema etliche Aufnahmen von Orbs, die zeitgleich mit einer digitalen und einer analogen Kamera aufgenommen wurden. Mit beiden Kameras sind dabei Bilder derselben Orbs entstanden.
Digitale Fotografie eignet sich zwar besser zum Fotografieren solcher Phänomene, sie ist aber kein Grund für deren Auftauchen. Ihre Vorteile bestehen darin, dass unzählige Fotos geschossen werden können, die nachher gründlich am Computer zu sichten sind. Oft kann man durch die anders einstellbaren Faktoren Vergrößerung, Helligkeit und Kontrast auf dem Bildschirm interessante Details entdecken. Es gibt zudem keine Wartezeit auf die Bilder und das Ganze ist äußerst preisgünstig. Dies mag ein Grund dafür sein, dass solche Bilder vermehrt auftauchen, zumal das Internet eine schnelle und weitläufige Verbreitung ermöglicht.
Ed konnte bereits mit verschiedenen Kameras Bilder von Orbs schießen. Weiteres Bild- und Beweismaterial hat er über das Internet gesammelt. Inzwischen ist er Leiter eines Orb-Forums. Täglich erhält er hunderte von E-Mails, während es anfangs, um das Jahr 2000, noch nicht einmal die Hälfte waren. Meist arbeitet Ed für seine Orb-Bilder mit einem Stativ und macht 80 bis 100 Aufnahmen von ein und demselben Gegenstand. An irgendeiner Stelle zwischen 0 und 100 tauchen sie dann meist ganz plötzlich und wie zufällig auf – oder auch nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie erscheinen, erhöht sich laut Vos zwar, wenn sie aufrichtig gebeten werden, aber auch dann kann es sein, dass sie ausbleiben. Seltsam findet Ed, dass er bis jetzt nie ein Orb auf ein beruflich geschossenes Foto bannen konnte. Nur ein einziges Mal sei es ihm – nach innigem Wünschen – gelungen, in einer Pause ein beiläufiges Foto mit einem Orb zu schießen.
Foto einer analogen Aufnahme |
Eine weitere verbreitete Meinung zur Herkunft der Orbs, die allerdings nur die Digitalfotografie betrifft, ist das Argument, dass kleine Fehler in den Bildsensoren der Kameras stecken. Hier wird behauptet, dass der Prozessor für die Bildverarbeitung in der Digitalkamera, der über den Sensor das empfangene Bild in eine digitale Datei umwandelt, die Lichterscheinungen verursache. „Wenn dies der Fall wäre, müsste das Phänomen bei nahezu allen Kameras einer Marke und eines Typs auftauchen“, kontert Ed Vos. Außerdem müssten die Objekte auch auf allen Fotos auftauchen, zumindest auf denen, die unter den gleichen Umständen aufgenommen wurden. Häufig wird auch behauptet, die Lichtkugeln entstünden im Infrarotbereich, einem Lichtbereich, in dem digitale Kameras tatsächlich, im Gegensatz zu analogen, sehr empfindlich sind. Allerdings wird auch hier wieder von einem lediglichen Erscheinen bei der Digitalfotografie ausgegangen.
Auch mit der Theorie, dass Staubpartikel beim Fotografieren mit Blitz die Orbs verursachten, hat sich der Niederländer beschäftigt. Beim Fotografieren mit Blitzlicht können in der Luft befindliche Staubpartikel hell aufleuchten. Umso näher sie dabei dem Objektiv sind, umso größer, heller und dichter erscheinen sie, da sie die volle Ladung des Blitzlichts abbekommen. Zum einen, widerspricht Vos jedoch, hätten dann die Orbs regelmäßig auf wesentlich mehr Fotos und auch auf seinen professionellen Fotos erscheinen müssen. Zum anderen seien bei Orb-Bildern die großen Lichtkugeln grundsätzlich transparent und luzide, die kleinen aber weiß und dicht. So schoss Ed Fotos, bei denen viele kleine Kugeln im Hintergrund viel heller und dichter sind als die großen im Vordergrund. Im Übrigen weisen Staubpartikel keine stets gleichmäßige Struktur auf.
Interessant ist die charakteristische Form der Orbs. „Rund um das Orb findet sich durchweg ein leichter Ring (als Teil der Lichtkugel), und innen ist vielfach eine bestimmte Struktur erkennbar“, schreibt der Autor. Die Ränder sehen abgeflacht aus, und in einzelnen Zonen scheint mehr Licht zu sein als in anderen.
Für Vos ist dieses Muster ein Kennzeichen echter Orbs. Eine andere auffallende Erscheinung ist, dass Orbs sich in fünf- oder sechseckigen Mustern zeigen können, ungeachtet, mit welcher Kamera sie aufgenommen wurden.
Mit derselben Kamera geschossen, erhielt Ed hier Bilder von fünf- und sechseckigen Formen, sodass Objektiv-Reflektionen nicht der Grund für die Struktur sein können, zumal die betreffenden Fotos auch nicht im Gegenlicht aufgenommen wurden, wie er versichert.
Während klassische Orbs eine rundliche Form besitzen, gibt es auch zahlreiche Fotografien von Lichterscheinungen, die andere Formen aufweisen. So zeigt Vos in seinem Buch Bilder mit einzelnen Lichtstreifen, die von Bewegungen der Orbs stammen sollen und Bilder so genannter „Shooters“, Lichtkugeln mit einem Schweif. Außerdem wurden etliche Fotos gesammelt, die schlierige Nebel aus Licht aufweisen. Ed Vos hat dabei nachgeprüft, ob Rauch, Nebel oder Staubwolken das Phänomen erzeugt haben könnten. In den von ihm beschriebenen Fällen war dies jedoch nicht der Fall. Einen besonders schönen Lichtschleier hat er zwischen zwei Bäumen entdeckt, den er immer wieder fotografieren konnte, und der nur bei den beiden Bäumen in der Umgebung zu erkennen war. Zu guter Letzt taucht auch immer wieder das Phänomen der „roten Glut“ auf, ein Leuchten, das nur auf Knotenpunkten von Energielinien der Erde fotografiert werden konnte.
Man sollte nun nicht meinen, die Lichtkugeln seien ein modernes Phänomen. Es gibt seit vielen Jahrhunderten Berichte und Bilder von runden Lichterscheinungen am Himmel, die nicht die Gestirne abbilden.
Stich aus Basel, 1566 |
Nürnberger Stich, 1561 |
Der Nürnberger Stich zeigt dabei unterschiedliche Formen, neben Kugeln auch Stäbe und Kreuze. Vos erkennt darin eine deutliche Ähnlichkeit mit etlichen Fotos, die ihm in den letzten Jahren unter die Augen gekommen sind. Sehr häufig tauchen Orbs und andere Lichtphänomene an Kraftorten auf, in Kirchen, an Energieknotenpunkten, bei großen alten Bäumen oder auf Friedhöfen. Orbs haben laut Ed eine Vorliebe für energiereiche, positive Orte, ebenso für Wasser und Kristalle.
Was die Lichtkugeln nun wirklich sind, darüber spekulieren auch die Fans weiterhin. Oft werden Orbs mit Verstorbenen in Verbindung gebracht, weil sie in entsprechenden Situationen auftauchen. Andere meinen, dass es sich bei den lichten Kreisen um Natur- und Elementarwesen handelt – eine Theorie, die auch der Autor vertritt. Dass die Orbs Bewusstsein haben, darin sind sich die Fans einig. Unzählige Geschichten von der Kommunikation mit den Lichtkugeln sind inzwischen zusammengetragen worden. Der Autor hat auch hierzu Experimente gemacht, indem er sich etwa wünschte, dass Lichtkugeln bestimmten Personen an einem anderen Ort oder in einer von ihm zufällig ausgewählten Farbe erscheinen mögen. Beides ist ihm gelungen.
Ed Vos ist durchaus ein spirituell ausgerichteter Mensch, so wie die meisten Orb-Fans. Inzwischen hat er sogar schon einige Lichtphänomene mit bloßem Auge wahrnehmen können. Trotzdem weiß er auch von vielen Fällen, in denen spirituell gänzlich desinteressierte Menschen Orbs vor die Linse bekommen haben. Sogar einer seiner Hunde, schreibt er, scheine die Anwesenheit von Orbs spüren zu können. Das Gesetz der Resonanz spielt hier für den Autor eine wesentliche Rolle. Die Schwingung des Beobachters sei wichtig.
Abgesehen vom persönlichen spirituellen Wachstum kämen dem Autor zufolge aber noch andere Aspekte zum Tragen – Aspekte, die unsere Erde und den Zeitenwandel betreffen. So führt er beispielsweise die Theorie an, dass sich zur Zeit unser Sonnensystem, und damit unsere Erde, dem Photonengürtel nähere. Im magischen Jahr 2012 würden wir nach Meinung einiger Wissenschaftler völlig in den Photonengürtel eintauchen. Solche Gegebenheiten, meint Vos, könnten Einfluss darauf haben, dass immer mehr Menschen Lichtphänomene wahrnähmen. Die Bestätigung von Theorien über die Ursachen für Orbs bleibt abzuwarten. Fest steht: Sie sind und bleiben ein interessantes Geheimnis.
BUCH-TIPP: |
Ed Vos |
‚Orbs und andere Lichtphänomene‘ |
128 Seiten, € 12,80 |
ISBN 978-3-89060-551-7 |
Verlag Neue Erde |