Naturkosmetik

Bei der Herstellung von Naturkosmetik steht im Vordergrund, was Mensch und Umwelt gleichermaßen guttut. Natürliche und biologisch angebaute Rohstoffe, eine tier- und umweltfreundliche Produktion sowie die wachsende Auswahl an rein veganen Produkten sind für bewusste Verbraucher ein deutliches Plus. Und so mancher Naturkosmetikhersteller bietet noch mehr.

Die Tradition der Kosmetik ist so alt wie die Menschheitsgeschichte selbst. Seit jeher hat man sich mittels natürlicher Substanzen und Farben gepflegt und verschönert. Die hochtechnologischen chemischen Verfahren unserer Zeit haben dazu geführt, dass die Herkunft und Bedeutung der Inhaltsstoffe unserer Kosmetika schwer nachvollziehbar geworden sind. Wie sie auf unseren Körper wirken – besonders langfristig – das können wir meist nur durch Ausprobieren erkunden.

Die Haut ist unser größtes Organ. Über die Poren werden Substanzen aufgenommen, gelangen in den Blutkreislauf und somit in unseren Körper, die Leber, die Nieren und den Darm. Das macht unsere Hautpflege auch zu einer generellen Frage der Gesundheit.

In konventioneller Kosmetik sind viele Inhaltsstoffe, die weniger der Haut als dem Kosmetikum selbst dienen. Konservierungsstoffe sollen Bakterien, Hefen und Pilzen den Garaus zu machen. Entsprechend aggressiv sind sie. Viele der künstlichen Haltbarmacher können die Haut irritieren und zu Ausschlag führen. Bei langjähriger Anwendung besteht das Risiko, dass die Stoffe den Organismus sensibilisieren und es zu allergischen Reaktionen kommt.

Weit oben auf der Hitliste der Kontaktallergene stehen u.a. Formaldehyd und Stoffe, die im Produkt Formaldehyd freisetzen. Sie gelten als krebsverdächtig, können schon in geringen Mengen die Schleimhäute reizen und Allergien auslösen. Sie verbergen sich im Kleingedruckten unter schwer verständlichen Bezeichnungen. Auch PEGs, PEG-Derivate und halogenorganische Verbindungen stehen in der Kritik. Sie machen u.a. die Haut durchlässig für Schadstoffe. Ärgerlich sind außerdem Produkte, die viel Wasser enthalten oder statt natürlicher Pflanzenöle die billigeren Paraffine oder Silikone aus der Erdölindustrie verwenden.

Naturkosmetik verzichtet auf derartige Inhaltsstoffe. Zwar sind weder »Bio« noch »Natur« Begriffe, die im Bereich der Kosmetik geschützt sind, doch es gibt verbindliche Qualitätsstandards: Verzicht auf stark verarbeitete Produkte; keine Stoffe aus der Erdölindustrie und keine synthetischen Konservierungs-, Farb- und Duftstoffe. Auch gentechnisch veränderte Organismen und Tierversuche sind unerwünscht. Stattdessen setzt man auf pflanzliche Rohstoffe, die so weit wie möglich aus kontrolliert biologischem Anbau oder aus kontrollierter Wildsammlung stammen. Für diesen Standard steht das Zeichen des Bundesverbands Deutscher Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und Körperpflegemittel (BDIH). Daneben gibt es weitere Biosiegel, die einen noch höheren Standard haben.

Ist Bio-Kosmetik immer 100 Prozent bio?

Die Zutaten in Naturkosmetik sind zwar natürlich, stammen aber oft nicht alle aus ökologischem Anbau. Bei Wasser oder Mineralstoffen geht das nicht, weil sie keine landwirtschaftlichen Produkte sind. Pflanzliche Rohstoffe für Tenside und Emulgatoren wie Kokosöl, Palmöl und Zucker sind fast immer aus konventionellem Anbau, da es nur wenige Hersteller gibt, die diese Rohstoffe zu Tensiden verarbeiten. Auch viele Heilkräuter, Öle oder Pflanzenextrakte müssen beim BDIH-Standard nicht verpflichtend bio sein. Das liegt daran, dass diese Zutaten beim Start des Logos vor zehn Jahren nicht in den benötigten Mengen in Bio-Qualität verfügbar waren.

Pflanzenverarbeitung bei Naturkosmetikfirmen

Im Prinzip geht es allen Kosmetikherstellern darum, das Beste aus den Pflanzen zu gewinnen: ihre wertvollen Inhaltsstoffe. Drei Verfahren werden dafür hauptsächlich angewandt: ein Ansatz mit Wasser und Alkohol, mit Öl oder ein Destillat. Da es keine allgemeingültigen Definitionen gibt, werden für wässrig-alkoholische Auszüge auch Begriffe wie Essenz, Extrakt oder Tinktur verwendet.

Ein wässrig-alkoholischer Auszug wird hergestellt, indem alle Teile der frischen oder getrockneten Pflanze zerkleinert in einen großen Behälter gegeben und mit Wasser sowie einem kleinen Teil 70-prozentigem Alkohol übergossen werden. Wasser und Alkohol lösen nun die Inhaltsstoffe heraus. Anschließend wird das Gemisch ausgepresst und filtriert.

Ähnlich ist es beim Öl-Auszug – auch »Mazerat« genannt. Die Pflanzenteile kommen in einen Behälter und werden mit Öl übergossen. Dann muss die Mischung eine Zeit lang ruhen.
Bei der Destillation werden Flüssigkeitsgemische durch Erhitzen getrennt. Die Flüssigkeit mit dem niedrigeren Siedepunkt verdampft beim Erhitzen zuerst und kann nach dem Kondensieren des verdampften Gases durch ein Kühlsystem wieder aufgefangen werden. Wasserdampfdestillation wird z. B. zur Herstellung von ätherischen Ölen und Duftölen aus Kräutern verwendet.

Mehr zum Thema in newsage 4/2012
In der newsage-Ausgabe 4/2012 erwarten Sie weitere spannende Beiträge zum Thema »Naturkosmetik«:

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Doch einigen Naturkosmetik-Herstellern ist das nicht genug. Für Dr.Hauschka-Kosmetik rühren Mitarbeiter z. B. sieben Tage lang morgens und abends die Ansätze, damit immer wieder Licht und Luft in das Gemisch dringt. Danach stehen die Mischungen im Dunkeln. Es geht dabei, so die Philosophie des Unternehmens Wala, um das Spannungsfeld zwischen Tag und Nacht, den Wechsel von Ruhe und Bewegung. Anschließend wird eine Handvoll der ausgepressten Blüten getrocknet und über einer offenen Flamme verascht und zurück in den Auszug gegeben. Damit finden spagyrische Verfahren aus der Alchemie Eingang in die Herstellung.

Da Pflanzen nur einen begrenzten Zeitraum im Jahr und auch im Verlauf des Tages selbst nur zu bestimmten Zeiten die höchste Konzentration von Inhaltsstoffen haben, müssen sie zu bestimmten Zeitpunkten geerntet werden. Das bedeutet, dass eine langfristige Planung nötig ist. Hinzu kommt, dass manche Hersteller von Naturkosmetik ihre Auszüge ruhen lassen – bis zu einem Jahr lang.

Viele Naturkosmetikhersteller haben ihre eigene Philosophie der Verarbeitung. So werden die Mondphasen und andere Rhythmen der Natur mit einbezogen, um die feinstoffliche Wirksamkeit der Produkte zu erhöhen. Oder Grundlagen aus dem hinduistisch geprägten Ayurveda bereichern die Naturkosmetik. Und auch die Spagyrik, die pharmazeutische Seite der Alchemie, findet häufig Anwendung.

Verträglichkeit durch Qualität Naturkosmetikfirmen gehen andere Wege, um ihre Produkte haltbar zu machen und dabei hautreizende Konservierungsstoffe zu vermeiden. Sie setzen höchste Hygienestandards, lassen unter Stickstoffklima abfüllen oder nutzen die Multifunktionalität ihrer Rohstoffe. Heilkräuter können z. B. ätherische Öle liefern, die gleichzeitig konservierend wirken.

Ätherische Öle spielen eine große Rolle bei der Naturkosmetik. Sie verleihen dem Produkt einerseits unverwechselbare Düfte. Andererseits enthalten ätherische Öle eine Reihe von hochwirksamen Komponenten, die z.B. eine antivirale oder antibakterielle Wirkung haben. Ätherische Öle bieten eine große Vielfalt an Wirkungsweisen, die gezielt eingesetzt werden können.

Die gute Verträglichkeit von Naturkos-metik ist auch darauf zurückzuführen, dass die Pflanzenextrakte oft besser von der Haut aufgenommen werden als isolierte Reinsubstanzen wie z. B. synthetische Vitamine. In Studien konnte bereits mehrfach gezeigt werden, dass natürliche Rohstoffe in ihrer komplexen Zusammensetzung besser wirken als eine daraus gewonnene Einzelsubstanz. Inhaltsstoffe natürlicher Extrakte wirken als System und schützen sich gegenseitig vor Zerfall.

Naturkosmetiksiegel im Überblick

Die Begriffe »Naturkosmetik« und »Bio« sind nicht geschützt. Erste Richtlinien für Kosmetika erließen die Reformhäuser und der Demeter-Bund, der bis heute die strengsten Kriterien für Naturprodukte vorschreibt. 2001 startete der Branchenverband BDIH mit seinem Logo, das 2008 allerdings Konkurrenz aus den eigenen Reihen bekam. Führende Naturkosmetikmarken gründeten den europaweiten Verband Natrue, dessen Qualitätsricht-linien höher ist.

Um auch die verschiedenen Bio-Siegel der EU-Länder zu einer Einheit zu führen,
haben sich die wichtigsten nationalen Logos 2010 auf einen europäischen Mindeststandard für Naturkosmetik, abgekürzt COSMOS, geeinigt. Dieser regelt die Bedingungen des Inhalts von Naturkosmetika, während die Logos von BDIH, Natrue etc. weiterhin erhalten bleiben.
Gemeinsam ist allen Naturkosmetik-Siegeln, dass die Nutzer ein strenges Kontrollverfahren durchlaufen müssen. Dabei prüft ein externer Zertifizierer regelmäßig nicht nur die eingereichten Rezepturen und den Einkauf der Zutaten, sondern auch die Produktion selbst.

Bio – eine Investition, die Sinn macht

Die Herstellung von Bio-Produkten ist grundsätzlich aufwändiger. Das fängt beim Anbau der Pflanzen an, die eben nicht mit einer guten Dosis Pestizid von Schädlingen befreit und mit einer hochdosierten Einheitsdüngung zu schnellem Wachstum angetrieben werden. Die Betriebe sind zudem in der Regel klein bis mittelständisch und brauchen dennoch versiertes Personal. Diese und andere Faktoren bedingen die teilweise höheren Preise von Naturprodukten.

Doch es lohnt sich, zu wissen, was man seinem Körper und der Umwelt zuführt. Ein natürlicher Look ist nicht nur in. Er symbolisiert auch einen bewussten Umgang mit sich selbst und der Umwelt. Er bedeutet also auch ein Stück weit, Verantwortung zu übernehmen für unsere Erde und diejenigen, die nach uns kommen. Vergessen sollten wir bei all dem Schönheitswahn aber nie: Wahre Schönheit kommt von innen!