Das Heilgeheimnis aus dem Himalaya

Nicht nur Asterix und seine Gallier profitierten vom Zaubertrank ihres Druiden, auch in vielen alten Hochkulturen besaßen heilige Getränke einen besonderen Stellenwert. In Indien schätzte man das geheimnisvolle Gärgetränk Soma, das als Trank der Freude und Unsterblichkeit gepriesen und als essentielle Stütze körperlicher und mentaler Gesundheit angesehen wurde. Die genaue Formel für den magischen Trunk wurde zwar nur verschlüsselt weitergegeben, aber eines ist sicher: Die Inhaltsstoffe wurden fermentiert und waren reich an Enzymen – eben jenen Wunderstoffen, die höchste Bedeutung für die menschliche Gesundheit und Vitalität haben.

Die Traditionelle Chinesische Medizin kannte genau wie die hippokratische Heilweise des antiken Griechenlands einen grundlegenden Ansatz, um Krankheiten und Unpässlichkeiten zu lindern: Die Therapeuten achteten stets genau auf das Ernährungsverhalten ihrer Patienten und jede Heilung begann immer mit einem Ratschlag bezüglich der Essgewohnheiten. Lebensmittel besaßen höchste Priorität und waren das, was ihr Name buchstäblich aussagt – nämlich Mittel, von und mit denen man leben kann. Und besser und gesünder, das wussten die alten Inder genauso wie die Griechen und Chinesen, lässt es sich mit einer ausgewogenen und naturbelassenen Kost leben.

Probiotika – Kraftbomben für das Leben

Besondere Heil- und Lebensmittel waren in jeder Kultur speziell zubereitete Gärgetränke wie Wein, Bier, Met, Kombucha oder Kefir. Unter bestimmten Voraussetzungen verändern sich die Urprodukte mit Hilfe spezieller Keime (Bakterien und Pilze) und es entstehen neue oder veränderte Lebensmittel. Durch den natürlichen Gärprozess werden zahlreiche Mikroorganismen produziert, die man im Sinne ihrer Wirkung als »Probiotika« bezeichnen kann.Probiotika erzeugen wiederum in unvorstellbarer Geschwindigkeit Enzyme, die ihrerseits zahlreiche positive Auswirkungen auf den ganzen Organismus haben. Enzyme werden als »Zündfunken des Lebens« bezeichnet, weil ohne ihr Zutun das Leben für Menschen, Tiere oder Pflanzen nicht möglich wäre. Tausende dieser winzigen Helfer sind jede Sekunde bei allen möglichen Stoffwechselvorgängen zugegen, ein einzelnes Enzym besitzt die erstaunliche Fähigkeit, 36 Millionen Reaktionen pro Sekunde in Gang zu set- zen. Ihren Namen verdanken sie dem Vorgang, in dem ihre Bildung besonders häufig erfolgt: der Begriff enzyme stammt aus dem Griechischen und bedeutet »in der Hefe« – ein Hinweis auf die besondere Bedeutung des Gärvorgangs bei der Bildung wichtigen Vitalstoffe.

Obwohl es heute einen Großteil der oben genannten Gärgetränke im Handel zu kaufen gibt, sind die meisten von ihnen längst nicht mehr so gesundheitsfördernd, wie sie es einmal waren. Das liegt in erster Linie daran, dass moderne Lebensmittel den Anforderungen einer sterilen Gesellschaft genügen müssen. Keimfrei sollen sie sein und vor allen Dingen möglichst lange haltbar. Genau jene Konservierung ist es aber, die den fermentierten Lebensmitteln das eigentlich Lebendige nimmt. Der Supermarkt-Kefir z. B. enthält spezielle Hefen mit weniger Gärungsaktivität, damit sich der Deckel des Behälters nicht nach wenigen Tagen wölbt. Für den Kenner eigentlich ein Zeichen ursprünglicher Lebendigkeit, für den ahnungslosen Konsumenten ein Hinweis auf den scheinbaren Verfall des Produktes. Beim Massenartikel Milch kann man davon ausgehen, dass nach Ende der industriellen Gärproduktion nur noch etwa ein Prozent der ursprünglichen Anzahl von Mikroorganismen enthalten ist.

Die wirkungsvollste und natürlichste Methode, sich der vollen Energie des Gärprozesses und der dabei entstehenden Vitalstoffe zu bedienen, ist das frische Ansetzen von Kulturen im eigenen Haushalt. Viele Ernährungswissenschaftler weisen auf die große Bedeutung der Mikroorganismen hin und stellen ihre Bedeutung für Verdauung, Immunsystem oder Haut heraus. Positive Erfahrungsberichte von Gesundeten sind an der Tagesordnung, und wer selbst einmal die natürlichen Kraftbomben kosten durfte, weiß, wie energiereich, erfrischend und aufbauend ihre Inhaltsstoffe wirken.

Soma – der Trank des Lebens

Ein besonders großer Heilwert lässt sich dem wiederentdeckten Soma der Himalaya-Region zusprechen, welches Norbert Hartwig dem Westen zugänglich gemacht hat. Den Diplomingenieur und Mikrobiologen packte vor über zwanzig Jahren das Somafieber, als eine Freundin ihm aus dem Indus-Tal ein Einmachglas eines Gärgetränkes mitbrachte, das die dortigen Bewohner noch heute als Lebenselixier zu schätzen wissen. »Ich hielt dieses Glas in den Händen, als hätte ich den Stein der Weisen gefunden«, strahlt Hartwig noch heute. Fortan untersuchte er die Kulturen des Trankes und stellte dabei eine interessante Besonderheit fest: In den meisten Gärgetränken wirken entweder Milchsäurebakterien oder Naturhefen, im Soma spielen beide Prozesse zugleich eine Rolle: »Solche Getränke wurden besonders verehrt und enthalten alle Mikroorganismen, die der Körper täglich braucht«, weiß Hartwig, der diese Rezeptur für die Verbraucher im Westen leicht modifizierte und so dem Kultgetränk auch hierzulande den verdienten Aufschwung zuteil werden ließ. Christine Brunner ist in ihrem Buch »Der Trank des Lebens« dem Wunder Fermentation auf den Grund gegangen und hat eine Vielzahl von historischen und biologischen Beweisen für die Notwendigkeit einer Rückbesinnung auf die wahre Kraft unserer Lebensmittel geliefert; Gärgetränke spielen dabei eine herausragende Rolle. Ihre medizinischen Wirkungen sind unbestritten, nur sollte man sich auch an jene halten, die weder pasteurisiert noch sterilisiert worden sind.

Ohne die lebensverlängernden Erfolge der medizinischen Bakteriologie schmälern zu wollen: Der falsche Eindruck, das Mikrorganismen die größten Erzfeinde des Menschen seien, ist seit den Zeiten Pasteurs fest in vielen Köpfen verankert, und das, obwohl unser Körper von vielen Millionen freundlicher Bakterien nicht nur besiedelt, sondern geradezu abhängig ist. Und da außer der Comic-Figur Obelix als Kind niemand in einen Kessel mit Zaubertrank gefallen ist, sollten wir unsere Portion lebendiger Inhaltsstoffe zum Wohle unserer Gesundheit selbst wieder einfordern und genießen.

Buch-TIPP
Christine Brunner
Der Trank des Lebens
132 Seiten, € 14,95
ISBN: 978-3-86616-196-2
Via Nova