Viele übergewichtige Menschen betreiben nicht einfach zu wenig Sport oder stopfen ständig Essen in sich hinein – häufig ist eine falsche Bakterienbesiedlung im Darm der Grund für die wuchernden Pfunde. Eine neue Therapie mit speziellen Mikroorganismus-Kulturen stellt die Harmonie unter den Darmbakterien wieder her und sorgt so für das Wohlfühlgewicht und das Ende des Jo-Jo-Effektes.
Forschungen zufolge kommen bei Übergewichtigen ganz spezielle Bakterien im Darm häufiger vor als bei Normalgewichtigen. Diese holen selbst aus einem Salatblatt noch eine beachtliche Anzahl an Kalorien heraus, die dann als Fettpölsterchen für »Notzeiten« gespeichert werden.
Die Wissenschaft weiß jetzt genau: Überflüssige Pfunde loswerden kann nur der, dessen Darmflora optimal funktioniert und bei dem dadurch die richtige Nährstoffverwertung sichergestellt ist. Dazu gehört die Vermehrung der »Schlankmacher«- und die Verdrängung der »Dickmacher«-Bakterien.
Relativ viele Menschen haben ein Übermaß an den Dickmacher- oder auch Urbakterien im Darm. Es sind Mikroorganismen, die uns vor 30.000 bis 40.000 Jahren am Leben erhalten haben. Sie waren darauf ausgerichtet, so viele Kalorien wie möglich aus der Nahrung herauszuholen und in Fettdepots zu speichern.
»Diese Urbakterien sind nur allzu oft dafür verantwortlich, dass die Kalorienbilanz des Betroffenen viel höher ausfällt, als er es mit Nährwerttabellen berechnet, und sein Übergewicht sich daher trotz scheinbar geringer Kalorienmenge nicht verringern will«, so die Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Probiotische Medizin (ÖPROM), Anita Frauwallner.
Unter ihrer Leitung entwickelte ein Forscherteam aus Graz jetzt in fünfjähriger Arbeit eine mikrobielle Therapie zur Korrektur von Übergewicht, welches aufgrund von Ungleichgewichten zwischen den Schlankmacher-Bakterien »Bacteroidetes« und den »Firmicuten« entstanden ist.
Die Bacteroidetes überwiegen bei schlanken Menschen – sie haben sich an unser neuzeitliches Essverhalten angepasst. Sie haben erkannt, dass dem Körper täglich zu viel Nahrung zugeführt wird und können »leere« Kohlenhydrate isolieren und ungebraucht aus dem Körper abtransportieren.
Bei Übergewichtigen ist dagegen meist die Bakteriengruppe der Firmicuten in der Überzahl. »Das Verhältnis kann dabei bis zu 2000 zu 1 verschoben sein. Der Darm enthält dann als 2000-mal mehr Firmicuten als Bacteroidetes«, so Forschungsleiterin Frauwallner.
Diese Verschiebung kann beachtliche Folgen haben und sich deutlich auf das Körpergewicht des Betroffenen auswirken. Denn die Dickmacher-Bakterien haben die besondere Eigenschaft, dass sie für den Menschen eigentlich Unverdaubares, nämlich die sogenannten Ballaststoffe und komplexen Kohlenhydrate, abbauen können. Dadurch entstehen im Darm viele kleine Kohlenhydrate, viel mehr als in einem Darm mit einem optimalen Bakterienverhältnis. Und diese kleinen Kohlenhydrate nimmt der Mensch dann zusätzlich zu seinen gegessenen Kalorien auf.
Die Konsequenz ist, dass Menschen, bei denen zu viele Firmicuten im Darm vorliegen, erheblich mehr Kalorien aus ihrer Nahrung aufnehmen als sie beim Essen gedacht haben. Diese »versteckte« Energiequelle kann locker 200 Kalorien mehr ausmachen – und das jeden Tag. Das sind Kalorien, die Menschen mit einem optimalen Bakterienverhältnis in der Darmflora nicht aufnehmen. Daher können sie ihr Gewicht leichter halten oder ein Zuviel an Kilos durch weniger Essen schneller wieder verlieren.
Hinzu kommt, dass die Verschiebung der Bakterienverhältnisse hin zu den Firmicuten sich selbst verstärken kann: Je mehr Kohlenhydrate wie beispielsweise Zucker, Nudeln, Reis oder Kartoffeln im Darm vorhanden sind, desto wohler fühlen sich die Firmicuten und desto besser können sie sich im Darm vermehren – ein Teufelskreis beginnt.
Doch es gibt sogenannte »probiotische« Präparate, die lebensfähige Mikroorganismen enthalten und Abhilfe schaffen können. Das jetzt entwickelte probiotische Präparat der Firma AllergoSan »Omni Biotic metabolic« etwa liefert täglich genügend Schlankmacher-Mikroorganismen, so dass sich die bestehenden Ungleichgewichte im Darm ausgleichen können.
Geboren wurde Anita Frauwallner am 13. Juni 1957 in Fürstenfeld. Nach ihrem Studium für Literatur- und Sprachwissenschaft in Graz widmete sie sich aus persönlichem Interesse der vertieften Ausbildung in naturheilkundlicher Medizin und biophysikalischer Heilungsgenese. Seit 1992 leitet die auch als gefragte Journalistin Tätige das Institut AllergoSan, ein Zentrum für innovative naturheilkundliche Forschung mit dem Schwerpunkt in der Entwicklung medizinisch relevanter Probiotika. Ihr Ziel ist es, sowohl wissenschaftlich als auch medienwirksam einer präventiven Medizin den Weg zu bereiten. Als Eigentümerin einer der ältesten Grazer Apotheken setzte sich Frau Frauwallner besonders für die Etablierung der Apotheke als Gesundheits- und Beratungszentrum ein.
Seit 2002 ist die engagierte Expertin für Darmgesundheit auch Konsulentin für naturheilkundliche Labormedizin und wurde Wegbereiterin einer internationalen Vernetzung von evidenzbasierten Forschungslabors und Ärzten mit Schwerpunkt Ganzheitsmedizin. Seit 2007 ist sie Präsidentin der ÖPROM (österreichische Gesellschaft für probiotische Medizin), deren Ziel die Fortbildung von Ärzten und Apothekern im Bereich der präventiven Medizin ist.
Kontakt zum Autor:
www.120plus.eu
i.schwelz@web.de
Genau dort setzt die Autorin auch an und ihr Ziel ist es, ihr jahrelang gesammeltes Wissen rund um das Verdauungssystem weiterzugeben und Wege zur Darmgesundheit aufzuzeigen. Mit anschaulichen Erklärungen und zahlreichen Tipps klärt die Autorin über die Funktionsweise des Darms sowie Ursachen von Fehlfunktionen auf und bietet gleichzeitig heilende und präventive Maßnahmen an.
Erschienen ist der Ratgeber »Was tun, wenn der Darm streikt? Probiotika sinnvoll einsetzen« im September 2012. Es ist ein Nachschlagewerk für alle, die ihren Körper verstehen wollen und sich für ihre Gesundheit interessieren.
»Als ich vor weit mehr als 30 Jahren aus persönlicher Betroffenheit begann, mich für den Darm zu interessieren, hatte dieser selbst für die meisten Mediziner keine wirkliche Bedeutung. Er galt als eine Art »Verdauungsschlauch« in den man oben, sprich beim Mund, die köstlichsten Gerichte hineinschob, ein kurzes Vergnügen an ihrem Geschmack hatte, und dann kam nach einem oder auch mehreren Tagen eine braune, manchmal gar nicht appetitlich riechende Masse wieder zum Vorschein – bei dem einen mit mehr, bei dem anderen mit weniger Anstrengung –, aber prinzipiell hatte das, was sich auf den dazwischen liegenden sieben Metern abspielte, praktisch keine Bedeutung. Es passierte ja ohnedies von ganz allein. Doch es gab und gibt eine ganze Reihe von Erkrankungen rund um unser Verdauungssystem … «
(Anita Frauwallner)
Dass eine gesunde Darmflora die Basis für einen gesunden Menschen ist, damit gehe ich einig. In diesem Artikel könnte man auch verstehen, dass wir Bakterien in uns haben sollten, die unsere Fehl- und Überernährung kompensieren sollen – was ich völligen Schwachsinn fände. Gerade im Angesicht der wachsenden Menschenmenge auf dieser Erde und Nahrungsknappheit rund um den Globus – ausser dort, wo wir uns über die Urbakterien im Darm Gedanken machen können, die jedes Kohlehydrat sehr ergiebig verwerten können.
Irgendwie verdrehte Welt…