Mutter mit Baby

Yoga für Mütter und Babys

Frischgebackene Mütter erfahren oft gewaltige Veränderungen. Nicht nur ihr Körper durchläuft vielfältige hormonelle Umstellungen, sondern auch das psychische Erleben verändert sich. Das Neugeborene sorgt ebenfalls für eine Menge Herausforderungen. Um einen Weg gemeinsamer, entspannter und freudiger Interaktion zu finden, eignen sich Aktivitäten, die sowohl das körperliche als auch das seelische Miteinander fördern. Genau dafür wurden spezielle Übungen auf der Grundlage des Yoga entwickelt, die Mutter und Kind gleichermaßen Spaß bereiten.

Mutter mit Baby

Yoga harmonisiert Körper, Geist und Seele. Das komplexe System aus spiritueller Weisheit, Meditationstechniken und Körperübungen wurde im Laufe von Jahrtausenden immer weiter entwickelt. Heute können auch wir im Westen von den wohltuenden und ganzheitlichen Übungen profitieren – in jedem Alter. Die Anthropologin, Yogatherapeutin und Autorin Dr. Francoise Barbira Freedman hat in Cambridge die Birthlight-Stiftung gegründet. Dort sieht man Schwangerschaft und Geburt aus holistischer Sicht und hat erkannt, dass Yoga bereits Neugeborenen guttut – und ihren Müttern natürlich auch. In ihrem beliebten Buch »Yoga für Mütter und Babys« hat Freedman mit Birthlight eine Vielzahl an erprobten Übungen aus dem Yoga und anderen Weisheitslehren zusammengestellt, die Kleinkindern und ihren Eltern einen Rahmen bieten, in dem mühelos Verbindung, Vertrauen und Spaß entstehen können.

Nachahmung
Ein Baby beobachtet die Mutter ständig und ahmt Mimik und Bewegung nach. Es kann eine ganze Zeit lang dauern, bis es – ausgehend von seinen ersten Nachahmungsversuchen dieser Dehnübung – seine Arme über den Kopf ausstrecken kann.

Das Programm besteht aus sanften Körperberührungen, speziell auf Babys ausgerichteten Yogahaltungen und Massagetechniken. Die Bewegungen fördern die Motorik und Entwicklung des Kindes, die Massagen sorgen für mehr Wohlbefinden und Nähe. Insgesamt erleichtert das Programm die wortlose Kommunikation zwischen Baby und Mutter. Durch die spielerische Interaktion kann die Mutter ihr Empathievermögen schulen und ihr Baby besser verstehen lernen.

Babys sind die besten Lehrer, sie reflektieren unsere innere Stimmungslage meist ziemlich genau. Sie fordern und – wenn wir uns darauf einlassen können – fördern unsere Ruhe und Gelassenheit. Und da bekanntlich nichts schöner ist als der Anblick eines glücklichen Babys, dürfte dies genügend Ansporn sein, dem nachzukommen. Die Verbundenheit der Mutter und ihre Fähigkeit, dem Kind, Sicherheit und Verständnis entgegenzubringen, sind wichtige Komponenten in der geistigen Entwicklung des Kindes. Gelingt es ihr, aktiv Nähe zu schaffen, so hat sie die beste Basis geschaffen, um mit ihrem Baby gut zurechtzukommen. Wissenschaftliche Forschungsergebnisse weisen zunehmend auf die große Bedeutung von Berührung und Bewegung für eine gesunde Entwicklung des Gehirns hin.

Unterkörpermassage
Eine klassische indische Massagetechnik ist das »Wasserrad«. Hier bewegen wir unsere flachen Hände in Paddelbewegungen körperabwärts. Wenn das Baby größer wird, beginnen wir diese Bewegung unterhalb des Brustkorbs. Die Massage erleichtert die Verdauung des Babys und beruhigt es. Nicht massieren, wenn das Baby schläft oder direkt nach einer Mahlzeit. Der Bauchnabel muss verheilt sein.

»Nach der Geburt dauert es bis zu zwei Jahre, bis sich jene Gehirnverbindungen gebildet haben, die rationale und mitfühlende Reaktionen ermöglichen. Diese Verkünpfungen sind in hohem Maße von Lebenserfahrungen abhängig«, so die Autorin Francoise Barbira Freedman. Eine regelmäßig wiederkehrende Struktur des gemeinsamen Bewegens bietet daher eine gute Grundlage für eine insgesamt ausgewogene Entwicklung des Babys. Für jede Situation und Laune hält Freedman passende Übungen bereit. So gibt es z.B. Übungen zur Mobilitätssteigerung oder Übungen für einzelne Körperpartien, Roll- und Fallbewegungen, Gleichgewichtsübungen, Hebebewegungen für die Mutter und Entspannungs- und Massagesequenzen. Zunächst sollte die Mutter die Bereitschaft und Beweglichkeit ihres Babys prüfen. Am besten geht dies, indem sie sich in ihr Kind hineinversetzt, es beo- bachtet und auf seine Körpersignale achtet. Bejahende Körpersignale sind: ein offener, interessierter, wacher und aufmerksamer Zustand; Staunen, Greifen nach Gegenständen, Gurren, Lächeln sowie harmonische Arm- und Beinbewegungen. Negative Körpersignale sind: sich abwenden, Schreien, Gähnen, plötzliches Schluckauf, Runzeln der Stirn, Verziehen des Gesichts. Wenn diese nicht beachtet werden, kommen hinzu: Treten, Wegziehen, Nach-hinten-Biegen des Rückens, Veränderung der Gesichtsfarbe, steifes Abspreizen von Händen oder Beinen, ruckartige Bewegungen, Unberechenbarkeit.

Ruderboot-Vorwärtsbewegung
Sobald Ihr Baby in der Lage ist, mühelos aus dem Liegen selbstständig hochzukommen, probieren Sie das lustig wippende »Ruderboot« aus. Atmen Sie durch die Ruderbewegung hindurch oder singen Sie dazu einen Kinderreim. Rhythmischer Gesang oder sich wiederholende Worte machen Kindern Spaß und unterstützen das Erinnerungsvermögen.

Welche Übungen angemessen sind, sieht man am leichtesten daran, was das Baby schon kann und als angenehm empfindet. Zuerst beginnt man mit einfachen Übungen, die dann gesteigert werden können. Durch eine ruhige und lockere Stimmung wird auch das Baby meist ruhig und empfänglich. Spezielle Haltegriffe zur Entspannung, die im Buch vorgestellt werden, können hier auch dienlich sein. Ein weiterer Aspekt des Yoga-Programms besteht darin, dass die Eigenschaft der Kleinen zu imitieren genutzt wird. Durch Nachahmung erlernen Kinder einen Großteil ihrer Fähigkeiten. Und wenn sie etwas können, beeindrucken sie auch gerne. Schon bald kann sich aus dieser Gelegenheit ein interaktiver Lernprozess entwickeln, der auf solch spielerische Weise geschieht, dass die gemeinsame Zeit zu einem Kleinod im Alltag wird.