Erinnerungen verwandeln sich in Prägungen, Prägungen werden zu Mustern und Muster schaffen schließlich die Struktur, die man Persönlichkeit nennt. Diese Struktur hat der Wissenschaftler Wilhelm Reich bereits in den 1940ern als den »Charakterpanzer« bezeichnet und damit einen Hinweis darauf gegeben, dass es sich um Energien handelt, die verhärten. Auch dem spirituellen Lehrer Shai Tubali zufolge beruhen die meisten unserer Beschwerden auf Energieverdichtungen, die sich in einem Gefühl der Verengung, des Zusammenziehens ausdrücken. Gesundheit hingegen sei von einem natürlichen Fluss der Energien gekennzeichnet. »Das Gefühl der Verengung und Begrenztheit ist Leiden; das Gefühl der Ausdehnung und Grenzenlosigkeit ist Glückseligkeit«, erklärt Tubali – der weiß, wovon er spricht: Mit 23 Jahren erlebte er eine Bewusstseinserweiterung, die ihn vom Leiden befreite.
Shai Tubali sieht es als Tatsache an, dass unser alltägliches Bewusstsein viel zu stark eingeschränkt ist. Sorgen und Ängste, Bedürfnisse und Süchte lassen kaum Raum für anderes. Mehr und mehr Menschen verspüren jedoch einen wachsenden Freiheitsdrang, den Wunsch, veraltete beengende Strukturen zu durchbrechen. Und tatsächlich ist es möglich, aus der Persönlichkeitsstruktur herauszuwachsen, die Grenzen alter Muster zu sprengen, so dass sich das volle Potenzial der eigenen Kräfte entfalten kann.
Ausgelöst wurde Tubalis Erlebnis durch eine intensive spirituelle Suche, die ihm bis dahin jedoch nur kurze Einblicke in andere Bewusstseinszustände gewährt hatte. Der in Israel geborene und heute in Deutschland Ansässige lebte zur Zeit seiner inneren Transformation zurückgezogen und konnte den Prozess genau verfolgen. Die Ausdehnung, so berichtet er, wurde von Tag zu Tag stärker und seine gewohnten Denkstrukturen schienen in sich zusammenzufallen. »Die Art, wie ich mich selbst und die Essenz meines Wesens, meiner Gefühle und Gedanken, meiner Beziehungen und Bestrebungen für die Zukunft wahrnahm, hatten sich unwiderruflich gewandelt, da mein Selbst und mein persönliches Leben in der Weite dieser Bewusstseinsebene letzten Endes absolut bedeutungslos geworden waren; es gab nur jene unendliche, grenzenlose Präsenz«, beschreibt er den Zustand in seinem kürzlich erschienenen Buch »White Light«.
Irgendwann wurden spirituell Suchende auf Tubali aufmerksam und hofften, von ihm inspiriert zu werden. Seitdem widmet er sich der Erforschung erweiterter Bewusstseinszustände und der Suche nach Wegen, anderen eine solche Transformation zu ermöglichen, wie er sie erlebt hat. Er erkannte bald, dass eines besonders wichtig war: die Kluft zwischen dem Zustand des gewöhnlichen Bewusstseinszustands und dem ausgedehnten Bewusstsein zu überbrücken. Eine solche Brücke stellt seine »White Light Methode« dar. Die Methode enthält Elemente anderer Techniken wie z.B. der »Zero Point Prozess«, der darauf basiert, eine Struktur zu definieren und auszudehnen, um Muster aufzulösen, und »The Journey«, eine geführte Reise, bei der danach gestrebt wird, in den Tiefen negativer Emotionen das neutrale Bewusstsein zu entdecken. Nach und nach ersann Tubali Varianten seiner Technik, z.B. zur Entschlüsselung von Träumen, zur Erleichterung kreativer Entscheidungsprozesse im Alltag oder zur Lösung von Altem.
»White Light«
Bei »White Light« geht es vornehmlich darum, das Bewusstsein auf einen Zustand zu konzentrieren und diesen dann in verschiedenen Schritten immer weiter auszudehnen. Dabei werden verschiedene Ebenen des Bewusstseins erreicht, die jeweils durch eine energetische Grenze voneinander getrennt sind. Jede dieser Grenzen wird überschritten, indem das Bewusstsein darüber hinaus ausgedehnt wird. An einem bestimmten Punkt erreicht man schließlich etwas, das vielfach als helles weißes Licht beschrieben wird, von dem man ganz erfüllt wird – deshalb der Name der Methode. Dennoch: Auch über das weiße Licht hinaus kann man Shai Tubali zufolge sein Bewusstsein ausdehnen und weitere Ebenen entdecken.
Grenzen und Grenzen zu überwinden sind wichtige Themen für den spirituellen Lehrer. Erst wenn man die Grenzen einer Struktur identifiziert hat und entdeckt, dass jenseits davon etwas Weiteres liegt, kann man darüber hinausgehen und sie transzendieren. Der eigene Horizont lässt sich so Stück für Stück erweitern. Man erkennt z.B., dass ein bestimmtes Problem auf körperlicher Ebene vorherrscht und die Emotionen völlig einnimmt, dafür aber auf einer nächsthöheren Ebene eingebettet ist in einen Bewusstseinsraum, der viel weiter ist.
Unser Bewusstsein
Es geht letztendlich darum, Kapazitäten unseres Bewusstseins zu nutzen, die für gewöhnlich brachliegen, da wir meist nur auf die körperliche und die mental-emotionale Ebene fokussiert sind. Gedankliche und emotionale Muster existieren nur auf einer bestimmten Entwicklungsebene. Auf anderen Ebenen sind sie völlig anders gewichtig oder gar unbedeutend. Für Tubali bestehen keine Zweifel, dass erweiterte Zustände des Bewusstseins eine Lösung aus schädlichen Strukturen ermöglichen. Er hat erlebt, dass selbst die hartnäckigsten Muster abgelegt werden können und dass ein Heilvorgang einsetzt, der im tiefsten Inneren ansetzt.
Die Emotion
Praktisch sieht das Ganze so aus: Eine bestimmte Struktur wie z.B. ein negatives Muster wird genau ermittelt und gefühlt. Die Struktur wird zuerst im Körper lokalisiert. Nachdem der Bereich des Körpers gefunden wurde, der am meisten mit dem Erlebnis korrespondiert, wird der dazugehörigen Emotion ein Bild, eine Form zugewiesen. »Es ist vielleicht eine Überraschung, aber tatsächlich hat jede Emotion eine Form, die irgendwo in uns existiert«, erläutert Shai Tubali.
Die Emotion bekommt somit einen Namen sowie eine Beschreibung, was z.B. ihre Farbe und ihren Geruch angeht. Diese Konkretisierung des Musters dient als Hilfsmittel: In dem Moment, in dem die Struktur der Emotion erkannt und charakterisiert worden ist, ist es viel leichter, sie auszudehnen. Anschließend wird in die Struktur hineingeatmet und ihr erlaubt, sich weiter und weiter auszudehnen. Zwischendurch wird der Wunsch affirmiert, dass sich das vor dem inneren Auge Entstehende deutlich zeigt. Bei dem Prozess wird meist schnell klar, dass das Bewusstsein viel weiter als die Struktur selbst reicht.
Negative Emotionen sind anfangs schwerer zum Leben zu erwecken als positive, weiß Tubali aus Erfahrung. Man schreckt vor einem (Wieder-)Erleben unangenehmer Erfahrungen zurück. Allerdings fällt es den meisten ebenso schwer, die Emotion anschließend loszulassen. Der Autor sieht den Grund dafür darin, dass unangenehme Emotionen sich viel dramatischer und aufregender anfühlen als der Zustand eines befreiten, reifen, verantwortungsvollen Daseins.
Ebenen
Wenn ein bestimmtes Bild nicht mehr weiter ausgedehnt werden kann, erfährt man, dass wie von selbst eine Grenze überschritten wird und sich ein weiterer Raum öffnet. »Wenn ein Mensch neue Ebenen erreicht, hat er spürbar eine ganz andere Wahrnehmung«, erklärt Tubali, »die Aktivitäten finden auf unterschiedlichen Ebenen gleichzeitig statt, so dass Worte kaum alles beschreiben können, was vor sich geht.« Einzelne Bewusstseinszustände sind dabei auf bestimmten Körperebenen stärker spürbar als auf anderen. Ebenso können mit der Zeit die energetischen Verbindungen der Chakren zu bestimmten Zuständen identifiziert werden.
Ausdehnung
In jedem einzelnen Stadium wird die Ausdehnung weitergeführt und gleich darauf die neu entstandene Struktur oder der neue Raum mit einem Bild, einem Namen etc. versehen. Ganz in Wahrnehmung getaucht, bewegt man sich so durch seine Bewusstseinsschichten, die schließlich bis zu grenzenlosem Raum führen können.
Eine erstaunliche Beobachtung, die der Seminarleiter mit Teilnehmenden machte, war, dass positive, lichte Zustände oftmals nicht lange ausgehalten werden. Dann können plötzlich in irgendeiner Form negative Gefühle oder körperliche Spannungen entstehen, die versuchen, den Übenden von den neuen Räumen abzulenken. Tubali rät in solchen Fällen, mit der Ausdehnung einfach weiterzumachen. Wir seien einfach nicht daran gewöhnt, plötzlich so viel Licht zu erleben. Dem Unangenehmen als auch dem Positiven sollte standgehalten werden, indem die Struktur bewusst immer weiter und weiter ausgedehnt wird, bis alle Grenzen durchbrochen sind.
Bewusstseinserweiterung
Mit einer gesteuerten Bewusstseinserweiterung wie bei der White Light Methode wird direkt auf energetischer Ebene gearbeitet. Der Prozess, der gezielter und schneller als etwa auf Meditation beruhende Techniken vorgeht, bringt sofort die Energien im gesamten Feld eines Menschen in Bewegung. Die Technik ist damit ein ganzheitliches Instrument der Heilwerdung von Körper, Geist und Seele, das rein physisch orientierte Methoden gut ergänzen kann. Sie fördert zudem eine selbstverantwortliche Herangehensweise an Probleme, denn während der tiefen Bewusstseinzustände lässt sich leicht erkennen, dass man bestimmte Leidensmuster immer wieder selbst aktiviert – auch wenn sie einst von außen oder durch andere verursacht wurden. Jeder kann hier die Schichten seines Bewusstseins erforschen, die direkt zu den energetischen Wurzeln der Dinge führen.
Shai Tubali hat immer wieder erleben dürfen, dass das Durchlaufen der verschiedenen Bewusstseinserweiterungen die Menschen stärkt und erfüllt. Sie konnten loslassen und die Dinge aus einer größeren Perspektive sehen. Für ihn liegt der besondere Effekt in einer Meisterschaft über die materielle Dimension: »Bewusstsein geht Erscheinung voraus, und deshalb kann Bewusstsein Escheinungen verändern«, sagt er.

White Light: Reise zur Glückseligkeit
250 Seiten, € 15,95
ISBN: 978-3-89901-707-6
Verlag J. Kamphausen
Chakren: Die sieben Energiekörper der Seele
288 Seiten, € 18,90
ISBN: 978-3-89060-628-6
Verlag Neue Erde