Dr. Will Tuttle stellt die Ernährungsgewohnheiten der Menschheit so radikal auf den Prüfstand, wie es vor ihm wohl niemand getan hat. Er zeigt auf, dass Essen nicht nur einen der intimsten Vorgänge im menschlichen Leben darstellt, sondern zugleich auch einen der einflussreichsten. Du bist, was du isst! Und was du isst, hat nachhaltige Auswirkungen auf die gesamte Erde.
Die Ernährung des Menschen hat Tuttle zufolge entscheidenden Einfluss auf die spirituelle Gesundheit des Einzelnen und auf die innere Ordnung des großen Organismus Erde. Er belegt dies, indem er weite Bögen spannt – von der religiösen Verankerung von Speisegeboten bis zur modernen Massentierhaltung. Von der Missachtung der Rechte der Tiere zur falschen Nutzung landwirtschaftlicher Flächen. Hier zwei exklusive Auszüge aus seinem bahnbrechenden Werk:
Die Kultur der Verleugnung
Umso angestrengter wir etwas verleugnen, desto mehr Macht hat es über uns und desto stärker sind wir davon beeinflusst. Bei schonungsloser Betrachtung der tierischen Nahrungsmittel, die mit modernen Methoden produziert werden, stoßen wir unausweichlich auf Elend, Grausamkeit und Ausbeutung. Aus genau diesem Grund vermeiden wir es tunlichst, uns näher mit unserer Nahrung zu beschäftigen, wenn sie tierischen Ursprungs ist. Diese Strategie der Vermeidung und Verleugnung, die wir beim Essen anwenden, das unsere hauptsächliche menschliche Beschäftigung und unser wesentliches Ritual ist, übertragen wir automatisch auf sämtliche Lebensbereiche.
Tief in unserem Inneren wissen wir, dass wir nichts in dieser Welt genauer in Augenschein nehmen können, denn täten wir dies dennoch, so stießen wir auf das unermessliche Leid, das von den Entscheidungen, die wir hinsichtlich unserer Ernährung treffen, direkt verursacht werden. So lernen wir, oberflächlich zu bleiben und absichtlich blind zu sein gegenüber den Zusammenhängen, die wir herstellen könnten. Die Reue und das Schuldgefühl, die wir andernfalls empfinden müssten, wären unerträglich schmerzhaft. Würden wir die Wahrheit anerkennen, würde dies auch zu einem sehr starken Konflikt mit unserem Selbstbild führen, der eine schwerwiegende kognitive Dissonanz und emotionale Störungen mit sich brächte. So ziehen wir es vor, die Augen vor all dem zu verschließen, und entscheiden uns somit dafür, Ignoranten und Schlafende zu sein.
Wir sind unwillens und unfähig, den verborgenen Ozean des Horrors anzuschauen, den unsere Hauptbeschäftigung genauso empfindsamen und verletzlichen Wesen, wie wir es sind, auferlegt. Wir wollen dem Leid nicht ins Auge sehen und keine Verantwortung dafür übernehmen. Daher haben wir uns in eine Schizophrenie der Höflichkeit und des feinen Benehmens aufgespalten, die nur schwer mit der unerbittlichen Grausamkeit in Einklang zu bringen ist, die immer dann aufscheint, wenn wir tierische Lebensmittel kaufen oder verzehren. Diese Aufspaltung ist meiner Ansicht nach die verkannte psychische Wunde schlechthin, an der der moderne Mensch krankt. Sie zieht automatisch und zwangsläufig viele andere Verwundungen und Spaltungen nach sich. Sie sitzt derart tief und ist so entsetzlich, dass es tabu ist, darüber öffentlich zu sprechen.
Indem wir uns dafür entscheiden, blind zu sein für das, was wir in Wahrheit anrichten, wenn wir Lebensmittel kaufen, zubereiten und essen, werden wir nicht nur blind für die Gräuel und das Leid, die wir verursachen und verzehren, sondern auch für die Schönheit der Welt, die uns umgibt. Erst diese erlernte Unfähigkeit, die überwältigende, herrliche Schönheit der Erde wirklich zu sehen und wertzuschätzen, macht es überhaupt möglich, dass wir ihre Wälder und Ozeane verwüsten und die natürliche Welt systematisch zerstören. Indem wir unempfänglich für das tägliche Leid der Tiere werden, dessen Verursacher wir sind, werden wir auch unempfänglich für die Schönheit und Pracht der Schöpfung, von der wir uns mit jeder Mahlzeit trennen und sie unterdrücken.
Vor dem Hintergrund des Verzehrs Millionen geschundener Tiere täglich kann man davon ausgehen, dass Millionen Kinder und Erwachsene ihrer Empfindsamkeit beraubt werden oder sich dieser selbst berauben. Dies sät unzählige Saaten der menschlichen Grausamkeit, des Krieges, der Armut und der Verzweiflung. Es sind dies unvermeidliche Folgen, denn es ist unmöglich, Freude, Frieden und Freiheit für uns selbst zu ernten, indem wir die Saat des Leids und der Versklavung anderer Lebewesen säen.
Wir können viel über Liebe, Güte, Freiheit und eine bessere Welt reden. Doch es sind unsere Taten und insbesondere jene, die gewohnheitsmäßig begangen werden, die darüber bestimmen, in welcher Welt wir zukünftig leben. Die Gewaltspirale, die in der Geschichte und bis heute die Menschen in Schrecken gehalten hat, ist in der Gewalt unserer täglichen Mahlzeiten verwurzelt. Die Tiere selbst können, im Unterschied zu uns Menschen, keine Vergeltung üben, und doch rächt sich unsere Gewalt ihnen gegenüber an uns.
Nahrung, Leben und Tod
Was gibt es einfacheres, als einen Apfel zu essen? Und doch ist dies eine der heiligsten und tiefgreifendsten menschlichen Handlungen. Wenn wir einen Apfel essen, essen wir nicht nur einen Apfel als eigenständiges Ding. Der Apfel wird von uns aufgenommen, löst sich in uns auf, trägt zu unserer Existenz bei und wird zu einem Teil von uns. Und jeder Apfel ist nicht nur ein Ausdruck seiner selbst, sondern von wesentlich mehr! Wir essen vom Regen und von den Wolken und von allen Bäumen, die vorher existiert haben und diesen einen Baum hervorgebracht haben, der den Apfel trug. Wir essen von den Tränen, dem Schweiß, den Leibern und dem Atem von zahllosen Generationen von Tieren, Pflanzen und Menschen, die sich in den Regen und den Erdboden und den Wind verwandelt haben, die den Apfelbaum ernährt haben.
Wenn wir in einen einzigen Apfel schauen, sehen wir das gesamte Universum. Alle Planeten und Sterne, die Sonne und der Mond, die Ozeane, Flüsse, Wälder, Felder und Lebewesen sind in diesem Apfel. Der Apfelbaum ist Ausdruck eines grenzenlosen Netzwerks des Lebens. Für die Existenz des Baums ist jeder einzelne Bestandteil des Netzes notwendig. Der Apfel ist ein Geschenk des Baums und des unendlichen Universums, das sich mithilfe des Apfels ausdehnt und zelebriert. Die Samen fallen mitsamt dem Apfel zur Erde und werden zu neuen Bäumen, oder sie werden von Menschen oder Bären oder Vögeln gegessen und dadurch weiter verbreitet, was dem Apfel zugute kommt und auch dem gesamten System, das sich in seiner unendlichen Größe, Komplexität und Perfektion entfaltet.
Wenn wir uns dessen bewusst sind, während wir einen Apfel essen, wird uns klar, dass wir geliebt und genährt werden und Teil eines größeren Ganzen sind, eines Mysteriums, so groß und wohlwollend und aufregend, dass wir von seiner Heiligkeit überwältigt sind. Die Momente, in denen wir innehalten, um uns an die Quelle unseres Lebens zu erinnern und uns bewusst mit dem großen Mysterium zu verbinden, sind in praktisch allen Kulturen der Welt dieselben: Bei Beerdigungen und bei Mahlzeiten – beides Anlässe, dankzusagen und zu beten. Das bewusste Essen eines Apfels kann ein heiliges Mahl sein, doch tun wir es oft beiläufig, während wir mit anderen Dingen beschäftigt sind.
Wir Menschen, die Äpfel essen, sind in Wirklichkeit Äpfel, die Äpfel essen. Das gesamte Universum findet sich in jedem Apfel und in jedem von uns wieder. Durch den Akt des Essens können wir erkennen, dass es in Wahrheit keine voneinander getrennten Dinge in der Welt gibt, sondern lediglich Prozesse. Ein jedes Ding ernährt sich vom anderen, alles ist in ständigem Wandel begriffen und wird letztendlich vom Prozess und von der Zeit verschlungen, dem großen Vertilger. Nahrung ist die Quelle und die Metapher des Flusses vom Leben zum Tod und vom Tod zum Leben.
Es zeigt sich, dass Nahrung enorme mythische und spirituelle Bedeutung hat. Die Mythen und religiösen Traditionen vieler Kulturen, einschließlich unserer eigenen, sind davon geprägt. Neben der symbolischen Bedeutung der heiligen Kommunion, die in den christlichen Kirchen praktiziert wird, um die Wandlung des Todes Jesu zu feiern, verdient auch die Geschichte seiner Geburt Erwähnung: Jesus wurde in einer Krippe geboren! Welch eindrucksvolles Zeichen, in jemandes Futtertrog geboren zu werden! Er wurde geboren, um spirituelle Nahrung für andere zu sein. Die tiefgehende symbolische Verbindung zwischen der Krippe und dem letzten Abendmahl deutet auf die ungebrochene Kraft der Metapher der Nahrung hin, die für das spirituelle Mysterium steht, das Leben und Tod umfasst und über beide hinausgeht.
Wenn wir uns spirituell weiterentwickeln und unser Potenzial entdecken, können wir jeden Tag Nahrung für andere sein, indem wir unsere Liebe und unser Verständnis, unsere Zeit und unsere Energie mit ihnen teilen. Dadurch werden wir selbst und die anderen ernährt. Es ist dabei nicht nur unsere eigene Liebe, Energie oder Zeit, die wir teilen. Wie der Apfel, so geben auch wir, indem wir etwas von uns selbst geben, die Geschenke weiter, die wir von unseren Familien, Lehrern und Freunden, von der Erde und ihren Geschöpfen, von Sonne, Mond und Sternen erhalten und aus all unseren Erfahrungen gewonnen haben.
Im Grunde sind wir das Leben, das sich selbst schenkt und beschenkt – es ernährt, erkundet, erfüllt und erneuert sich selbst. Wenn wir ein gutes Leben führen, ernähren wir viele andere mit der nahrhaftesten Speise überhaupt: den Früchten des Mitgefühls und der Weisheit. Am Ende stellen wir fest, dass wir keine Nahrung für unsere Reise brauchen, sondern jeder von uns die Nahrung für die Reise der jeweils anderen ist.
Wir entdecken, dass unser tiefstes Bedürfnis und unsere Freude nicht nur darin bestehen, diese nahrhafte Speise zu verzehren, sondern sie für die anderen zu sein. Wir wurden alle in einer symbolischen Krippe geboren, um spirituelle Nahrung für andere zu sein, und wir sind dazu aufgerufen, unseren eigenen einzigartigen Weg zu finden, um Teil dieses Mahls zu sein.
Ist es wirklich so verwunderlich, dass etwas scheinbar Banales wie unser Essen womöglich im Zentrum der Macht unseres kulturellen und spirituellen Lebens steht?
Ernährung und Bewusstsein
Wie das, was wir essen, die Welt nachhaltig beeinflusst
320 Seiten, € 19,95
ISBN: 978-3-86191-053-4
Crotona Verlag
Endlos Diskussion zwischen Pflanzenesser & Fleischesser,
Macht jetzt mal halblang, ihr Vegi’s, Veganer und sonstige, denkt Ihr jetzt wirklich dass der Apfel sich freut, wenn er von euch verspeist wird, oder am Ende noch tot gekocht wird.
Habt ihr denn noch nie meditiert und euch wie ein Fels gefühlt?
Der Apfel hat sich dem Naturkreislauf angeschlossen und gibt euch freiwillig die Kraft und Energie die er in die Welt geben kann.
Auch nicht jeder Apfel ist frei gewachsen. Sie werden gespritzt, klein gezüchtet (Bäume), damit der Mensch nicht mehr auf die Leiter muss. Getreide wird klein gespritzt, (löst bei mir Entsetzen aus) das es keinen Regenschaden gibt. Der Ausgleich der Natur hat doch schon längst begonnen. (Kriege, Gewalt, Krankheiten). Da muss niemand den anderen beschuldigen. Nur gemeinsam können wir etwas erreichen. In Einheit, durch Wertschätzung und Achtsamkeit. Die Menschen früher hatten schon Recht mit einem Mittagsgebet, das Essen zu achten und wertzuschätzen.
Essen-to-go – hat ja wohl nichts mit Achtung zu tun. Entweder Essen oder gehen, würd ich sagen, hört sich nach verschlingen an.
Da ist es nicht mehr wichtig, ob es ein Vegi – Toast oder eine Leberkäs Semmel ist.
Wenn ich mit voller Dankbarkeit, Zuneigung, Liebe, Achtsamkeit esse, kann ich auch mehr Liebe in die Welt bringen.
Wenn ich mit Wut, Enttäuschung, Gleichgültigkeit (Arbeit, Privat) esse, macht es mich krank, enttäuscht, nutzlos für die Welt.
Übungen:
Lege einen Apfel irgendwo zentral in deine Wohnung. Immer wenn du vorbei läufst, schickst du ihm Liebe und freust dich dass du ihn später isst.
Du kannst auch dem Baum Liebe oder ein Licht schicken, der den wunderschönen Apfel hervorbrachte.
Irgendwann, wenn du Hunger hast, isst du den Apfel mit vollem Genuss.
Du kannst auch mal den Baum besuchen.
Dankbar essen:
Du kochst eine Hühnerbrust in der Suppe, aus der du später ein leckeres Hühnerfrikassee machen willst. Schicke dem Huhn, deine tiefste Dankbarkeit und Freude und schicke der Hühnerseele Liebe und ein Licht in den Hühnerhimmel.
Es wird sich freuen, dass sein Opfer nicht umsonst gewesen ist.
Und das es mit Achtsamkeit behandelt wurde. Ihr werdet uns hoffentlich jetzt nicht für plem, plem halten, aber wir haben schon erlebt das das Fleisch zu glänzen anfängt. Ihr könnt das natürlich gerne auch mit Getreide ausprobieren.
Es ist ein tolles Gefühl, wenn Liebe und Wertschätzung fließen.
Übrigens sind wir begeisterte (grün) Smoothies – Trinker, aber auch Fleischesser (so ein Knusperchen vom Schweinebraten kann einen schon verlocken).
Wir lieben Euch alle und
wünschen Euch fröhliches Essen.
Heike & Peter
Macher
Suche nach dem Ursprung
Liebe Heike und lieber Peter Macher,
es ist wohl schon ein Riesenunterschied zwischen einer Pflanze und einem insbesondere warmblütigen Tier, möchte darauf aber hier nicht weiter eingehen. Nur soviel insbesondere zu Heike, dass was Dr. Tuttle bzgl. der Verbindung der Kuhmutter zu ihren Baby schreibt ist eine unumstößliche Tatsache, da gibt es kein Verleugnen oder Beschönigen. Das was Ihr bzgl. der Achtsamkeit, des bewussten Essens schreibt findet meine volle Zustimmung, lebe selbst so. Bin seit 25 Jahren Vegetarier und seit 15 Jahren Veganer. Ernähre mich überwiegend mit von mir selbst gesammelten Wildkräutern (ist mir klar, kann nicht jeder), ich wollte nur dazu sagen, dass ich schon beim Sammeln in einer solchen Achtsamkeit, Liebe und Wertschätzung sowie Aufmerksamkeit Teil der Natur bin und und sich dieses fortsetzt beim Zubereiten (so lege ich z.B. bei der Smoothie-Herstellung meine linke Hand auf den Mixerdeckel und lasse meine Liebe fließen, und Ihr könnt mir glauben, meine sensiblen Freunde und Freundinnen merken das beim Essen) bis über das Essen hinaus, das ist pure Bewusstheit. Und in dieser sieht man meiner Meinung nach auch viel differenzierter das, was heute in der Welt nicht stimmt. Außer Dr. Tuttle als Autor könnte man hier auch noch einige andere Autoren anführen wie z.B. Dr. Rüdiger Dahlke mit seinem Buch „Peace Food“, Burkhard Hickisch mit „Was uns wirklich nährt“ usw., es gäbe noch so viele anzuführen.
In Liebe, Helmut Schlechtinger, auch noch auf der Suche und möge diese nie enden.