Ein bisschen Verrücktheit muss sein, wenn man seine Existenz grundlegend umkrempeln will, um wirklich gesund, ganzheitlich und nachhaltig zu leben. Oder man bekommt einen Weckruf vom Schicksal. So war es bei Kris Carr. Eines Tages bekam sie die Diagnose Krebs – inoperabel. Sie entschied sich, die Herausforderung konstruktiv anzugehen, neue Wege zu beschreiten und ihrem Handeln tieferen Sinn zu geben. Sie hat überlebt – und ist seitdem Botschafterin eines Lebens ohne Ausflüchte.
Wir neigen dazu, Fortschritten in der Medizin oder teuren Medikamenten mehr Macht zuzuschreiben als uns selbst. Dass die einfachen Entscheidungen, die wir in unserem Leben für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden täglich treffen, ebenso mächtig sein können, scheint vielen weniger plausibel. Doch was wir zu uns nehmen, wie wir auf Stress reagieren, wie viel wir uns bewegen und vor allem wie viel Liebe wir in unserem Leben spüren, spielt eine enorm große Rolle. Es sind entscheidende Faktoren.
Kris Carr musste dies auf schmerzhafte Weise erkennen. Ihre Diagnose war so niederschmetternd, dass ihr nichts anderes blieb, als die volle Verantwortung für ihr Leben in eigene Hände zu nehmen und nach alternativen Heilungswegen zu suchen. 2003, sie war 31, verkündete ein Arzt der damaligen Schauspielerin und Fotografin, sie habe eine Krebserkrankung, die nur 0,01 Prozent der Patienten beträfe. Sie fiel aus allen Wolken. Und mit der Zeit kam die Selbstrevision. Eigentlich sei sie eine »Party-Mieze und Stress-Nudel« gewesen, die an ihrer Karriere arbeitete und phasenweise nur Fast Food auf den Tisch brachte.
Doch sieben Jahre ist das nun her. Seitdem hält die erfrischend freche Kris Carr mit der pinken Haarsträhne nun schon den Krebs im Zaum und fühlt sich wohler als je zuvor. In diesen Jahren hat sie bereits zwei Bücher und eine Doku über die Krebserkrankung veröffentlicht und etliche Vorträge zum Thema gehalten. Nun hat sie aufgrund vieler Nachfragen noch einmal ein Buch geschrieben, das besonders ihre Ernährung in den Vordergrund stellt. Herausgekommen ist »Crazy sexy gesund«, ein amüsanter Ratgeber mit vielen Tipps und praktischen Anleitungen.
Die New Yorkerin stellt ein vegetarisch/veganes Ernährungsprogramm vor, das vitalisiert und reinigt sowie den Säure-Basen-Haushalt des Körpers ausgleicht. Für ebenso wichtig hält Kris Entspannung und Bewegung, also z. B. Meditation und Yoga. So ist ein Rundum-Programm entstanden, das gesunde Rezepte, Tipps für jeden Tag und eine 21-Tage-Entgiftungskur anbietet, um auf dem Weg zu einem neuen Körper- und Lebensgefühl voll durchzustarten.
Weil’s Spaß macht
Eine gesunde, lebensbejahende Seinsweise ist nicht nur für Erkrankte das A und O. Jeder sollte sich darum bemühen – auch, weil’s Spaß macht. Spaß und Freude am Leben sind viel wichtiger, als man glaubt. Kris Carrs Buch kann man daher nicht nur als Ernährungsplan, sondern als Roadmap für ein selbstbestimmtes Leben ansehen, als einen Leitfaden, das Leben bewusst und wertschätzend in seiner ganzen Fülle zu erfahren und sich an den schönen Dingen zu freuen.
Der Titel muss dabei etwas genauer erklärt werden: Crazy – damit meint Kris wagemutig, außergewöhnlich, den Konsens in Frage stellend. Sexy – damit meint sie selbstbewusst, in Kontakt mit sich selbst sein. »Endlich ist Schluss mit dem ‚Ich-habe-das-Leid-für-mich-gepachtet‘-Denken und du heißt den Gedanken willkommen ‚Mir gebührt eine königliche Fürsorge!‘«, so der Ansporn der Autorin. »Dieses Erwachen ist wie ein kosmischer Bewusstseins-Cocktail, der dich mit Selbstbehauptungsfähigkeit beschwipst macht.«
Hier wird schnell klar: Gesundheit ist mehr als die bloße Abwesenheit von Krankheit, sie ist das Vorhandensein von Vitalität und Lebensfreude, die Freiheit von Widerständen, von Mäkelei und Opferhaltung. Sie bedeutet, auf eine Weise harmonisch zu leben, die zu innerem und äußerem Frieden führt. »Du hast wirklich sehr viel Macht über deine Gesundheit, dein Glück und dein Leben – und alles beginnt mit deinem Mund. Was du hineinsteckst und die Worte, die aus ihm herauskommen, bestimmen dein Schicksal. Beschissene Ernährung und chemische Krücken laugen dich aus. Widerliche Gedanken und verbale Selbstverachtung amputieren deine Engelsflügel«, so die heute 43-Jährige.
Die CSE-Ernährung
Die Crazy-sexy-Ernährung (CSE) ist in erster Linie fettarm und vegetarisch (oder vegan). Sie ist darauf ausgelegt, Entzündungen zu reduzieren, den pH-Wert des Körpers auszugleichen und mit vollwertigen Nahrungsmitteln, die einen niedrigen glykämischen Indexwert aufweisen, zu stärken.
Carr ermutigt die LeserInnen, alle tierischen Produkte, raffinierte Zuckerarten und industriell verarbeitete Nahrungsmittel vom Speiseplan zu streichen.
Säure-Basen-Haushalt
Der pH-Wert im Körper sollte immer leicht basisch sein. Wenn er sich in den sauren Bereich hineinbewegt, führt das zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen. Daher sind Vitamine, Mineralien und sekundäre Pflanzenstoffe aus pflanzlichen Nahrungsmitteln besonders wertvoll. Es gilt also: viel (möglichst rohes) Gemüse und grüne Salate essen, denn Grünes wirkt basisch.
Ungesunde Süße
Zucker sollte man vom Speiseplan streichen, da er eine süchtig machende Substanz ist, die verheerende Folgen für den Blutzuckerspiegel, die Stimmung und das Gewicht hat. Das gilt auch für alle künstlichen Süßungsmittel. Einfache Kohlenhydrate wie in Brot und Nudeln, Backwaren und Kartoffeln sind im Wesentlichen versteckter Zucker.
- Alkohol
- Fleisch, Fisch, Eier, Milch, Käse und Milchprodukte
- Kaffee (selbst entkoffeinierter), schwarzer Tee
- Weißer Zucker und Zuckeraustauschstoffe
- Honig, Maissirup
- Margarine, Transfette und raffinierte Pflanzenöle
- Weißmehl-Produkte und andere Getreide
- Limonaden, kohlensäurehaltige Getränke
- Kochsalz
- Gesalzene und geröstete Nüsse
Unnötige Milchprodukte
Protein und Kalzium kann man gänzlich aus abwechslungsreicher pflanzlicher Kost beziehen. Die vegetarische Ernährung ist laut Carr die beste Vorbeugung gegen Herzkrankheiten, Krebs und Diabetes. Milchprodukte werden zwar gewöhnlich als Kalziumquellen genannt; das Kalzium, das sie liefern, ist allerdings schwer für den Körper verwertbar und führt außerdem zu Schleimbildung. Heute werden eine Reihe von Krankheiten mit Milchprodukten in Verbindung gebracht,die von Asthma über Arthritis bis Morbus Crohn reichen.
Tipps für den Anfang
Tipps, die man jederzeit umsetzen kann, sind z.B. morgens als Erstes einen frisch gepressten Obstsaft zu trinken. Äußerst wertvoll ist auch Weizengrassaft, den es frisch in Flaschen oder als Pulver zum Einrühren gibt. Man kann Weizengras auch selber pflanzen und daraus Saft herstellen. Smoothies mit viel Blattgrün sind ebenfalls starke Fitmacher. Manchmal kann es helfen, ein 24-stündiges Saftfasten einzulegen. Außerdem: immer genügend stilles Wasser trinken!
- Stilles Wasser
- Nüsse wie z. B. Mandeln, Paranüsse
- Sesamsamen, Leinsamen
- Gräser und Kräuter (z.B. Weizengras)
- Gemüse (besonders grünes)
- Zitronen, Limonen und Grapefruits (obwohl sie sauer schmecken, werden sie vom Körper basisch verstoffwechselt)
- Kaltgepresste Öle wie Hanf-, Lein- und Borretschsamenöl
- Rohe Tomaten (gekochte Tomaten sind hingegen säurebildend)
- Wurzelgemüse wie Süßkartoffeln, Kartoffeln, Rüben
- Meeresalgen
- Sprossen
Nahrungsergänzung
Die einzigen Nahrungsergänzungsmittel, die man bei der CSD zu sich nehmen sollte, sind Superfoods wie z.B. Aloe vera, Granatapfel, Spirulina, Moringa, Chia, Kakao u.a. Probiotika sind großartig, sie helfen, dass sich gute Bakterien in unserem Körper ansiedeln. Auf einen hohen Anteil an Laktobazillen und Bifidobakterien sollte hier geachtet werden. Außerdem können Vitamin B12, Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren helfen, den Mineralienhaushalt aufzubessern.
Nachhaltigkeit
Die CSD lässt auch das Thema Umwelt nicht außer Acht. Eine überwiegend pflanzliche, regional orientierte und ökologische Ernährung ist immer auch nachhaltig. Der grausamen Massentierhaltung, dem Verlust riesiger Weideflächen für die Rinderverpflegung mittels Gen-Soja und der Belastung des Klimas aufgrund von Interkontinental-Flügen für importierte Ware setzt die Crazy-sexy-Einkaufsliste einiges entgegen: Sie ist vollgepackt mit Obst und Gemüse, Getreide, Nüssen und Kräutern, die biologisch angebaut und gut regional erhältlich sind. Besonders umweltfreundlich ist es natürlich, einen eigenen Kräutergarten anzulegen oder Gemüse selbst anzupflanzen. Sogar Stadtmenschen mit kleinem Balkon können z.B. Weizengras, Melisse und Pflücksalat ziehen.
Ganzheitlich
Nicht nur der Körper, sondern auch der Geist und die Seele sollten von unnötigem Ballast befreit und mit »nährenden« Energien versorgt werden. Dazu nimmt man sich am besten regelmäßig Zeit und erlernt Methoden, die helfen, mit alten Mustern und Erfahrungen umzugehen. Hier liegen viele Faktoren verborgen, die im Leben hemmend wirken können. Sehr effektiv sind Körpertherapien und Atemschulen. Yoga leistet hier gute Dienste, da es Atemübungen mit Bewegungsabläufen verbindet, die den Körper fordern.
Um wirklich etwas zu ändern, muss man am Ball bleiben. Dafür ist eine konsequent bewusste Haltung nötig. Ist diese einmal Gewohnheit geworden, erfährt man Ganzheit und Klarheit. Schaffen Sie daher neue nützliche Routinen in Ihrem Leben. Rituale am Morgen können solche Strukturen schaffen und über den ganzen Tag wirken. Bereits eine Viertelstunde Meditation oder Yoga am Morgen reichen oft aus. Und wenn es am Tag stressig wird, ruhig mal einen Gang zurückschalten!
Gönnen Sie sich Ruhe und seien Sie nicht zu streng mit sich selbst. Eine liebevolle Haltung– besonders uns selbst gegenüber – gibt uns die Kraft, die wir brauchen, um neue Lebensweisen mit unserem ganzen Sein zu verwirklichen. Ganzheitlich eben!