Sie sehen faszinierend aus, sind aber äußerst unbeliebte Besucher: Hurrikane, verheerende Tropenstürme, deren zerstörerische Kraft Jahr für Jahr etliche Menschenleben fordert und mühsam Aufgebautes dem Erdboden gleichmacht. Und doch ist diese geballte Naturkraft auch essenziell für das Leben auf der Erde.
Hurrikane, diese tropischen Wirbelstürme im Atlantik und Pazifik sowie im Karibischen Meer und im Golf von Mexiko hat es wohl schon immer gegeben. Sie müssen mindestens Orkanstärke erreichen, also Windstärke 12 auf der Beaufortskala (mehr als 118 Stundenkilometer), um als solche zu gelten und entstehen in der Regel zwischen Mai und Dezember, besonders zwischen Juli und September.
Das Wort Hurrikan ist dem Begriff Huracán entliehen, der in den Taíno- und Maya-sprachen den »Gott des Windes« bezeichnet. Andere Namen für tropische Wirbelstürme sind Zyklon (für Stürme im Indischen Ozean u.a.) und Taifun (nordwestlicher Pazifik u.a.).
Seit 1979 gibt es Namenslisten für Hurrikane. Jeweils sechs Jahre gelten männliche Namen, dann sind weibliche Namen an der Reihe. Den bislang höchsten materiellen Schaden richtete Hurrikan Katrina im August 2005 mit etwa 81 Milliarden Dollar an. Katrina zog mit Windgeschwindigkeiten von 250–300 Stundenkilometern über den Südosten der USA hinweg und forderte über 1000 Menschenleben.
Entstehung eines Hurrikans
Hurrikane entstehen grundsätzlich in der Passatwindzone über dem Atlantik oder östlichen Pazifik, bei einer Wassertemperatur von über 26,5° C. Wenn ein Temperaturgefälle ein bestimmtes Maß übersteigt, kann sich ein tropischer Wirbelsturm ausbilden. Das Wasser verdunstet in großen Mengen und steigt durch Konvektion auf. Durch Kondensation wird eine große Wolkenmenge gebildet.
Diese Kondensation riesiger Wassermassen setzt enorme Mengen Energie frei. Die Luft innerhalb der Wolken wird aufgeheizt, dehnt sich aus und steigt weiter auf. Über der warmen Meeresoberfläche entsteht ein Unterdruck, woraufhin aus der Umgebung Luft mit einem hohen Wasserdampfanteil nachströmt. So entsteht oberhalb der Hurrikanwolken eine Zone sehr hohen Luftdrucks, aus der heraus sich die Luft in einem entgegengerichteten Wirbel wieder verteilt.
Typisch für alle tropischen Zyklone (gr. Kyklos = Kreis) ist die Entstehung von spiralförmigen Regenbändern, in denen thermische Aufwinde herrschen, und dazwischenliegenden Zonen, in denen etwas kühlere und trockenere Luft wieder absteigt. Nachströmende feuchte Luft steigt in den Regenbändern auf und liefert ständig Wasser und Energie nach. Die am Boden zuströmenden Luftmassen werden in Rotation versetzt und ein großflächiger Wirbel entsteht.
Kommt ein Hurrikan in Landnähe, so verlagern sich seine Versorgungsströme teilweise, wodurch erheblich trockenere Luft in das System gelangt und die Energiezufuhr reduziert. Zieht ein Hurrikan länger über Land, so versiegt sein Wasser- und damit sein Energienachschub: Er verliert nach und nach an Kraft und wird zunächst zum (schwächeren) tropischen Sturm, um sich dann als tropisches Tief zu verlieren.
Hintergründe des Geschehens
Die meteorologische und thermodynamische Funktion eines Hurrikans besteht darin, dass er sehr große Mengen Wärme von der Oberfläche der tropischen Ozeane aufnimmt und zunächst in die Höhe und dann in Richtung der Pole transportiert, in der Höhe wird die Energie dann nach und nach ins Weltall abgestrahlt.
Die Intensität tropischer Wirbelstürme hängt nach empirischen Erkenntnissen von der Oberflächentemperatur des Meeres ab. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass diese Temperaturen über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten variieren. Im Nordatlantik wechselt die Atlantic Multidecadal Oscillation (AMO) in einem Rhythmus von etwa 40–80 Jahren zwischen warm und kalt, während im Nordostpazifik die Pacific Decadal Oscillation alle 20–30 Jahre einen ähnlichen Wechsel vollzieht. Besonders im Atlantik wird dabei ein Trend deutlich: Bei warmer AMO ereignen sich deutlich intensivere Hurrikansaisons als bei kalter. Forscher der National Oceanic and Atmospheric Administration NOAA gehen davon aus, dass die Phase erhöhter Hurrikanintensität dort noch etwa 10–40 Jahre anhalten wird.
Doch Hurrikane haben nicht nur eine zerstörerische Seite, sie sind auch eine essenzielle Naturgewalt, welche die Erde formt. Dies zeigt eine dreiteilige Dokumentation von Andy Byatt. In seinem Film zeigt er das Phänomen mit seinen vielfältigen Auswirkungen auf die Umwelt. Eingefangen mit der neuesten 3D-Technologie, gelingen Byatt mit seiner Doku – angefangen beim legendären Hurrikan »Irene« – beeindruckende Aufnahmen, die den Zuschauer förmlich ins Auge des Sturms hineinversetzen. Eine Naturdokumentation, die sowohl die zerstörerische als auch schöpferische Kraft der Hurrikane eindrucksvoll zeigt.