Der mexikanische Psychologe Carlos Jesus Castillejos wurde vor mehr als 30 Jahren in eine Tradition initiiert, die in den von Carlos Castaneda vermittelten »Lehren des Don Juan« ähnelt. In »Der Ursprung der Schlange« hat Castillejos Rechenschaft über seine Erfahrungen abgelegt – ein faszinierender und zugleich mysteriöser Erfahrungsbericht, der Einblick in die alte mexikanische Tradition vermittelt.
Carlos Jesus Castillejos lehrt vor allem die Kunst des Träumens, eine uralte Technik der mexikanischen Schamanen, bei der man sich im Traum bewusst wird und mit dem Traumkörper andere Welten bereist. Mithilfe dieser Technik wurde über die Jahrtausende hingweg die Grenzen unseres Bewusstseins ausgelotet und eine Art Landkarte aller uns zugänglichen Welten erstellt. Außerdem wurde ein Verhaltenskodex, genannt die »Regel«, ersonnen, der nicht nur sichere Reisen gewährleistet, sondern auch für ein besseres Leben in dieser Welt garantiert.
Mehr oder anders als bei Castaneda legen Castillejos und seine Lehrer besonderen Wert auf den Kontakt mit der Natur und ihren Geistern, auf Dankbarkeit und Opferbereitschaft sowie auf Rituale und Zeremonien. Mancher mag sich fragen, ob wir es tatsächlich mit derselben Lehre zu tun haben. Ich denke, dass es zwei verschiedene authentische Linien oder Schulen derselben Tradition sind, nicht nur aufgrund von Castillejos detaillierten Schriften, sondern auch aufgrund der traditionellen Verquickung von Maya und Tolteken.
Castillejos Lehrer führen ihn am Ende seines Buches zur berühmten Pyramide in Chichen Itza, welche die meisten von uns als prototypische Maya-Pyramide kennen. Dabei ist dieses Bauwerk und der Komplex von Chichen Itza eben nicht mayanisch, sondern toltekisch – die Pyramide ist z.B. der exakte Nachbau des toltekischen Zentralheiligtums in Tula.
Und Historiker sprechen schon lange von einer maya-toltekischen Kultur, der »Liga von Mayapan«, die hier vor mehr als 1000 Jahren ihre Blütezeit gehabt hat. Wichtig zu bemerken ist, dass es sich bei den Tolteken offensichtlich nicht um ein Volk handelte, sondern vielmehr um einen Bund von Schamanen und Zauberern, Heilern und Wissenden, die damals über ganz Mittelamerika verbreitet waren.
Natürlich haben sich in historischer Zeit verschiedene Schulen gebildet, die oft nur lose miteinander in Kontakt standen wie etwa die Schulen, zu denen Castaneda und Castillejos gehören. Gemeinsam ist beiden Linien die Kunst des Träumens als Bemeisterung des Bewusstseins und die Kunst des Pirschens als Bemeisterung des Verhaltens. Zur letzteren gehört auch die sogenannte »Rekapitulation des Lebens«, eine Art Erinnerungstechnik, in der das eigene Leben energetisch »durchforstet« wird.
Mehr als Castaneda legt Castillejos aber auch besonderen Wert auf bestimmte »Positionen der Absicht«, das sind durch Statuen und Abbildungen überlieferte Körperhaltungen, die einen quasi automatisch in andere Bewusstseinszustände versetzen – eine Technik, die an die Arbeit von Felicitas Goodman erinnert, die ebenfalls mithilfe der Imitation solcher Haltungen Trancezustände induzierte.
Wer sich einen persönlichen Eindruck verschaffen und auf einen Selbstfindungstrip gehen möchte, kann das im September in Frankfurt tun, wo Carlos Jesus Castillejos unter dem Titel »Die Weisheit der Träumer« einen Vortrag halten und ein Wochenend-Seminar veranstalten wird.
Frankfurt, Haus der Jugend
Workshop, 5.-6.09.15
Frankfurt, Hotel Alexander am Zoo
Infos und Anmeldung:
www.frankfurter-ring.de