ein Text von Wolfgang Bartolain, Neumond in den Fischen 2023
Die Bedeutung von 0° Widder
Der Besuch eines Planeten auf 0° Widder ist für die Menschheit stets die Inkarnation eines Aspektes des göttlichen Plans. Im Umlauf dieses Planeten um den gesamten Tierkreis wird dieser Aspekt dann ausgearbeitet. Je langsamer der Planet um die Sonne läuft, desto eindrücklicher und tiefgründig prägender ist das damit verbundene Geschehen. Warum ist dieser Widderpunkt für die Menschheit so bedeutsam?
Der Tierkreis ist ein Raumglobus, bestehend aus Feldern, die aus der Kombination von vier Elementen und drei Qualitäten bestehen (kardinal, fix und veränderlich). Innerhalb dieses Raumglobus befindet sich der physische Erdglobus. Der Tierkreis-Raumglobus verhält sich wie ein stationärer Satellit – er ist fest verankert und dreht sich mit der Erde. Als Anfangs- und Verankerungspunkt gilt 0° Widder – der Punkt der Tagundnachtgleiche. Immer wenn ein Planet 0° Widder erreicht (und natürlich auch die jährliche Sonne) beginnt für das kollektive Leben auf der Erde ein neuer Zyklus, der speziell diesen Planeten auffordert die Zeitqualität des Augenblicks in einem kompletten Umlauf zum Ausdruck zu bringen. Die Energie von „0° Widder“ lässt sich mit einem Laserstrahl vergleichen. Dieser gebündelte, kardinale, feurige Impuls aus höheren Quellen imprägniert den „gelaserten“ Planeten mit einem Aspekt des göttlichen Plans, der sich im Horoskop des Augenblicks zeigt. Bis zur Wiederkehr des Planeten auf 0° Widder werden die 12 Zeichen des Tierkreises durchschritten, um dann mit den Ergebnissen des gesamten Zyklus in eine neue Aussaatphase zu gehen.
Zusammengefasst
0° Widder ist für die Entwicklung des Planeten Erde eine Analogie zum Aszendenten eines Menschen. Dieser energetisch aufgeladene magnetische Punkt „informiert“ die Planeten und astrologischen Wirkpunkte, die diesen Punkt überqueren mit einem Aspekt des kosmischen Plans. Dieser Plan wird sichtbar im Horoskop des Augenblicks des Übergangs. Je nachdem wie lange der Planet/Wirkpunkt benötigt um den Tierkreis zu umrunden, wird dieser spezielle Plan umgesetzt. Ständig sind diverse Zyklen gleichzeitig am Werk und bilden so ein komplexes Bild.
Der Grundimpuls – Saturn in Widder 1996
Als Saturn am 6.4.1996 bei 0° Widder eintrat, begann ein neuer kollektiver Saturnzyklus (siehe nebenstehendes Horoskop dieses Augenblicks unten). In diesem Zyklus befinden wir uns, die Menschheit, aktuell immer noch. Er endet am 25.3.2025. Der Eintritt von Saturn in die Fische am 6.3.2023 ist die „Fische-Phase“ dieses Zyklus. Bevor von dieser Phase die Rede sein soll, hier eine Betrachtung des Impulses aus der die Gegenwart resultiert.
Herausgestellt ist im abgebildeten Horoskop die entscheidende Aspektfigur – das große Quadrat in den vier Kardinalzeichen. Allein fünf relevante Faktoren befinden sich in Widder: Saturn, Mars, Sonne, absteigender Mondknoten und Merkur – vier davon im 10. Haus der gesellschaftlichen Bedeutung / Sichtbarkeit. Eine bemerkenswerte Zusammenkunft: Mars ist gewöhnlicher Herrscher von Widder, Merkur ist der esoterische Herrscher von Widder und die Sonne ist in diesem Zeichen erhöht. Das ist eine Energiefokussierung, die eine deutliche Sprache spricht: Intervention feuriger Energie. Das ist eine durchdringende, heiße, kämpferische Energie, die die ganze Menschheit betrifft (Aszendent Krebs gilt für Europa und Asien). Insgesamt wird ein großes Quadrat gebildet, an dem neben Mars, Sonne, Mondkoten im gegenüberliegenden Zeichen Waage Chiron beteiligt ist, sowie Jupiter im Steinbock (dort ist er im Fall). Saturn muss nun, mit Eintritt in den Widder, die Zeitqualität des Augenblicks bis zum erneuten Eintritt in den Widder (2025) umsetzen.
Interpretation
Die starke Widder-Sonne in Konjunktion mit dem Mondknoten deutet auf karmisch-geschichtliche Schattenbereiche hin, die in dieser Phase von 29 Jahren ins Licht geholt und erlöst werden will. Die starke Widder-Betonung ist Ausdruck einer gewalttätigen Energie, die sich Bahn brechen muss. Das große Quadrat im Kardinalkreuz ist ein extremistischer, kriegerischer Impuls, in dem viel Gewalt, Konfrontation, Leid und schnelle Veränderungen vorgezeichnet sind. Eine Phase in der der 1. Strahl Wille/Macht aufräumt und Erneuerung vorbereitet. Nur um einige dieser durch Gewalt herbeigeführten Veränderungen zu nennen, ohne auf „kleinere“ Konflikte, wie Bürgerkriege einzugehen (es wären Dutzende mehr): Tscheschenienkrieg (1994 – 2009), Jugoslawienkriege (1996 -1999); Anschlag 9/11 (2001) ; Afghanistankrieg (2001 – 2021); „Krieg gegen den Terror“ (seit 2001), schwere weltweite Anschläge (1999 bis 2016), Libanonkrieg (2006); Irakkrieg (2003 – 2011), Intifada (2000 bis 2005); Syrischer Krieg (seit 2011); Krieg gegen Islamischer Staat (ab 2014); Krieg Ostukraine (2014), Krieg Mali, Südsudan Jemen, Kongo (seit 2012); Russland/Ukraine Krieg seit 2022. Das ist selbstverständlich keine vollständige Aufzählung aber ruft vielleicht in Erinnerung durch welche Zeiten wir gegangen sind und gehen. Wohlgemerkt ist hier nur der Fokus auf große, gewalttätige Auseinandersetzungen gelegt. Andere Bereiche der Destabilisierung und Aggression (wirtschaftlich, klimatisch, sozial, finanziell) sind hier nicht erwähnt. Diese werden über den Saturn-Impuls in Widder hinaus, durch Pluto (Zerstörung staatlicher Strukturen), Neptun (Auflösung von Grenzen auf allen Ebenen) und Uranus (technische Innovationen und Verwerfungen) kreiert.
Saturn bildet im Horoskop seines Eintritts in den Widder drei „Talentdreiecke“ – je eine Kombination aus einem Trigon und zwei Sextilen. Die nebenstehende Grafik zeigt ausschließlich die Saturn-Aspekte. Diese drei luftig-feurigen Energiedreiecke binden die schicksalsprägenden Transsaturner (Uranus, Neptun, Pluto) optimal ein und dynamisieren und fördern die Umsetzung der Saturnaufgabe ungemein. Das mag, in Verbindung mit den gewalttätigen und leidvollen Konsequenzen, die daraus erwachsen sind, vielleicht zynisch klingen, zeigt jedoch nur wie plangesteuert, schnell und konsequent die Gegenwart sich umgestaltet.
Interpretation
Eine großes Beschleunigungs- und Eskalationspotential findet sich in diesem Horoskop. Pluto in Schütze (1995 bis 2008), führt die Saat der extremen Seiten von Ideologien und Religionen mit sich. Im Steinbock (2008 bis 2025) vollendet Pluto dann mit Hammerschlägen die Relativierungen und Entgrenzungen Neptuns, der sich bis 1999 im Steinbock befand. Überlebte, sinnentleerte, zerstörerische Systeme, Strukturen und Muster müssen verschwinden, damit eine lebens- und liebenswerte Welt neu entstehen kann. Menschen mit gesundem Menschenverstand wissen, dass dies geschehen muss – zum Wohle des Planeten Erde. Uranus ließ und lässt die technischen Innovationen nahezu explodieren. 1995 gab es das Internet praktisch noch nicht. Der unglaubliche Siegeszug dieser Technologie nahm erst mit Uranus in Wassermann seinen Anfang (1995 bis 2003). Saturn mit dem Anfangsimpuls in Widder 1996 war und ist immer noch der Ausführende dieses Plans auf der physischen Ebene. Letztlich entsteht jedoch aus diesem Geschehen Evolution des Bewusstseins, Neubestimmung und größere innere und äußere Freiheit. Möglicherweise braucht es dafür länger als eine Lebensspanne …
Saturn in den Fischen – ab 7. März 2023
Was zeigt nun die Zeitqualität vom Augenblick des Eintritts von Saturn in das Zeichen Fische am 7.3. 2023 für die kommenden 2,5 Jahre? Bei Betrachtung des nebenstehenden Horoskops fällt ins Auge, das am Tag des Eintritts von Saturn in
die Fische nahezu zeitgleich der Vollmond auf der Fische/Jungfrau Achse stattfindet. Neben Saturn und Sonne befinden sich ebenfalls Merkur und Neptun im Zeichen Fische. Außer Pluto versammeln sich alle anderen astrologischen Faktoren zwischen Fische und Jungfrau (gegen den Uhrzeigersinn).
Saturn in den Fischen – Interpretation
Die Einfassung des astrologischen Geschehens innerhalb der Jungfrau/Fische-Achse ist bedeutsam. Jungfrau steht für rationale Lösungen, Nachvollziehbarkeit, Kontrolle, Reinigung, für Werte allgemein, für Dienstbarkeit und Pragmatismus. Fische sind
das direkte Gegenteil davon: Irrationalität, Auflösungen von Werten, Unklarheit, Chaos, Medialität, Abhängigkeiten, Sehnsucht, Mystik und Spiritualität. Wasserzeichen – und Fische als letztes Zeichen des Tierkreises stehen für das Ende der Dinge. Die starke Fische-Betonung zieht buchstäblich die erdige, rationale Jungfrau hinein in die Relativierung. Mit anderen Worten: Die Irrationalität, die Wahnhaftigkeit und überzogenen, irrationalen Reaktionen, Unsicherheiten über die Zukunft, das Entgleiten von sicher geglaubten zivilisatorischen Errungenschaften, die Dramatisierungen der Propaganda – alles diese Dinge werden uns weiter begleiten. In der spirituellen Dimension dieser Achse wächst Liebe, Hingabe und Mitgefühl. Die Bereitschaft Dienst zu leisten, Solidarität zu leben und Bedürftige zu unterstützen wird zunehmen. Globale Netzwerke bezeugen die subjektive Welt und die heilige Verbindung zum Göttlichen – (noch) unerkannt von der Welt.
Saturn in den Fischen – Transit-Auslösungen
Es ist bemerkenswert, dass Chiron, der 1996 in Waage in Opposition zu Mars im Widder stand (siehe Innenkreis nebenstehender Grafik), seit 2018 und bis 2026 als Transit durch den Widder läuft. Dabei besucht er der Reihe nach Saturn, Mars, Mondknoten, Sonne und Merkur, löst die karmische Mondknotenachse und die Opposition zum Radix-Chiron aus. (siehe Außenkreis im Horoskopausschnitt). Die dort gebundene kriegerische Energie wird erneut durch den Transit ausgelöst (Außenkreis Chiron in blau). Es ist sicher kein Zufall, das beim Beginn der militärischen Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine der Transit-Chiron nahezu minutengenau auf dem Mars des Horoskops 1996 stand und diesen Krieg auslöste. Der Transit-Chiron wirkt gemeinsam mit dem Transit- Jupiter, was ein deutliches Zeichen dafür ist, das hier eine verborgene Sinnhaftigkeit wirkt – auch wenn wir das vielleicht jetzt noch nicht verstehen und die Heilung möglicherweise ianders aussieht, als wir uns das vorstellen. Letztlich wird der Durchgang Chirons durch den Widder bis 2025 die Auslösung des Saturn-Horoskops 1996 abschließen. Dann ist der Raum frei und die Zeit reif für einen neuen Impuls – mit Eintritt Saturns in den Widder 2025.
Zusammenfassende Betrachtungen
Saturn obliegt die Herrschaft über das Karma, die Zeit und in Zusammenhang mit den Fischen bewacht er den Übergang zwischen Diesseits und Jenseits bzw. Vergangenheit und Zukunft. Er ist hier und jetzt der Hüter der Schwelle. Saturn hat die Aufgabe für Verdichtung zu arbeiten und Sichtbarkeit herzustellen. Eine schwierige Aufgabe in den Fischen! Wie kann Saturn hier wirken, wenn, wie in den Fischen, kein Anfang und kein Ende sichtbar ist, wenn die Konsequenzen des Geschehenen im Nebulösen und Relativem verschwinden? Was, wenn es keine Materialisierung und auch keine (erkennbare) Struktur gibt, nichts was man anfangen und beenden kann, es keinen festen Grund unter den Füßen gibt? Genau in dieser Situation befindet sich die Menschheit nun (was auch noch weitere astrologische Faktoren anzeigen). Eine gegenwärtig uns allen bekannte Situation.
In einer solchen Zeit lösen sich Werte auf, werden vermeintliche Sicherheiten relativiert, können immer neue Wirklichkeiten konstruiert werden. Ein großer Spielplatz für Vorstellungen, Illusionen und Manipulationen, die als Wahrheit daherkommen und in Auflösung, Lächerlichkeit und/oder Enttarnung enden. Rationalität, Werte, Ordnung und Nachvollziehbarkeit, die sich im gegenüberliegenden Zeichen Jungfrau herausgebildet hatten, gelten nun nicht mehr. Sie lösen sich auf. Scheinbar sind wir verloren – wir „schwimmen“. „Nur“ die überall präsente und doch nicht genau erkennbare Essenz des Vergangenen im Gegenwärtigen ist spürbar. Das kann und wird weiterhin Befürchtungen, Ängste, Enge auslösen, beispielsweise vor neuen Pandemien, Kriegen, Inflation, fremden Einflüssen, anderen Lebensentwürfen, wirtschaftlichem Niedergang, psychischer Destabilisierung, etc.
Saturn verlangt stets nach Struktur und Realisierung. Er bringt, insbesondere in den Fischen, die Konsequenzen des Vergangenen auf den Punkt. Was geschehen ist, ist geschehen. Es lässt sich nicht mehr ändern. Wir müssen akzeptieren „wie es ist“. Saturn erhebt das Ergebnis des kompletten vergangenen Zyklus (ab 1996) auf eine höhere Ebene, bringt den durchlebten Zyklus in Beziehung zum ursprünglichen Impuls und sorgt für Erkenntnis und mögliche Konsequenz – und für einen neuen Aussaatimpuls (Saturn in Widder 2025), der uns, die Menschheit, einen Schritt weiterbringt auf unserer Pilgerreise.
Auf eine gewisse Weise „ergibt“ sich Saturn in dem Zeichen Fische. Es bleibt nichts mehr zu tun. Die Realisierung verlagert sich von der materiellen Ebene auf die ätherisch, emotionale und die spirituelle Ebene. Was kann Saturn hier bewirken? Er sorgt für Sichtbarwerdung verborgener Zusammenhänge. Er schenkt uns die Möglichkeit Transzendenz und Einsicht „zu sehen“ und zu erfahren. Er bietet die Einsicht in den Plan Gottes an und öffnet die Tore zu einer höheren Ordnung, die über die kleine menschliche Ordnung und Einsicht hinausgeht.
Saturn ist unser liebevoller aber strenger Lehrer, der uns stets wohlwollend aber eindringlich darauf hinweist, dass wir erst einmal zu akzeptieren haben „was ist“. Erst dann kann es Veränderung und Weiterentwicklung geben. Neue Gelegenheit, Öffnung, Heilung erscheint dann in Gestalt des Jupiter. Das gilt sowohl kollektiv wie auch individuell.
Gehen wir gemeinsam, wach und bezeugend durch diese Zeit! Um es mit Rumi zu sagen:
Lass den Himmel sich auf der Erde widerspiegeln, auf dass die Erde zum Himmel werden möge.
Das folgende Video ist thematisch ähnlich wie der vorangegangene Text – aber vielleicht enthält es noch den einen oder anderen zusätzlichen Hinweis.