Mehr Herz für Tiere

Schon in frühester Jugend konnte Gudrun Weerasinghe telepathisch mit Tieren kommunizieren. Die Fähigkeit, sagt sie, sei ihr angeboren, wie den meisten Kindern. Im Gegensatz zu anderen, habe sie sich diese Fähigkeit beim Erwachsenwerden jedoch nicht ausreden lassen. Als 1996 die große Welle der Tierkommunikationsbewegung nach Europa herüberschwappte, macht Gudrun ihre Fähigkeit und ihr Engagement öffentlich. Sie wurde die erste offizielle Tierkommunikatorin Deutschlands und durch Fernsehauftritte und Presseartikel bekannt. Nun erscheint ihr bereits drittes Buch zum Thema Tierkommunikation, das einmal mehr ein Plädoyer für mehr Verständnis und Sicheinlassen auf das Wesen der Tiere ist.

Gudrun Weerasinghe hat Psychologie und Pädagogik studiert und später noch ein Kunststudium absolviert. Sie ist viel herumgekommen, was sich bis heute nicht geändert hat. An ihrem zweiten Wohnsitz in den Arabischen Emiraten, unterhält sie ein kleines Tierheim und setzt sich in den königlichen Ställen insbesondere für Kamele, Pferde und Falken ein. Während dort die Beziehung zu Tieren noch vornehmlich von Status- und Besitzdenken geprägt ist, erhielt Gudrun während ihres Studiums in Liberia und Sri Lanka einen tiefen Einblick in die Kultur von Menschen, die seit Jahrtausenden ganz selbstverständlich mit Tieren kommunizieren. Sie selbst sieht sich nicht nur als „Dolmetscherin“ der Tiere, sondern als Mediatorin zwischen Mensch und Tier. Verstehen und Verständnis auf beiden Seiten zu fördern ist ihr wichtig. In Seminaren, die sie zur Erlernung der Tierkommunikation gibt, zeigt sich stets, dass fast alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die offen dafür sind, diese verschüttete Fähigkeit mit Leichtigkeit wieder erlernen. „Es bereitet unglaubliche Freude, sich mit der Reinheit und Ehrlichkeit der tierlichen Seele in Verbindung zu setzen“, erzählt sie und fügt hinzu: „Tiere wünschen sich nichts sehnlicher, als mit uns Menschen zu kommunizieren, um Gedanken, Wünsche, Vorlieben und Abneigungen auszutauschen.“

Die Kommunikation geschieht mittels einer Mischung aus Visualisation, Konzentration und Gefühl, bei der man sich versenkt und die Sinne nach innen wendet. So können Informationen des Tieres innerlich gehört, gerochen oder gefühlt werden. Gudrun nimmt vermehrt Bilder und kleine Filme wahr, die oft blitzartig an ihr vorbei ziehen. Deshalb ist ein Aufzeichnen der Eindrücke direkt nach der Kommunikation von Vorteil. Die sicherste aber auch schwierigere Kommunikationsmethode ist allerdings, sich direkt in den Körper des Tieres einzufühlen. Dies muss vorher gut geübt werden – am besten mit einem Menschen, um das Tier nicht als „Versuchskaninchen“ zu benutzen. Da man sich bei dieser Methode des Einfühlens völlig zurücknehmen muss, leidet man auch mit dem Tier mit – was psychisch anstrengend sein kann. So ist dies Methode nur etwas für Profis. Besonders bei der anschließenden Interpretation ist Vorsicht angesagt, weil man, sobald die eigenen Gedanken wieder eingeschaltet sind, leicht Eigenes einbringt. Weerasinghe kann aber auch über die Aura viel über ein Tier erfahren. Wenn ein Tier nicht bereit oder zu schwach zum Kommunizieren ist, dann liest sie in der Aura, wo das Tier Probleme hat.

Im Gegensatz zu uns verstehen Tiere uns bestens. Ihre Fähigkeiten im spirituellen Bereich übertreffen unsere ebenfalls des öfteren. Tiere können beispielsweise bewusst meditieren, an zwei Orten gleichzeitig sein und Wunschenergien senden, erklärt die Autorin. Dass sie auch untereinander telepathisch kommunizieren, ist kaum noch überraschend. Gudrun hält es daher für unsere moralische Pflicht, dass wir mit unseren Tieren sprechen und ihnen besonders die Dinge, die sie betreffen, erklären und mitteilen, selbst, wenn man noch nicht in der Tierkommunikation bewandert ist. Ein großes Anliegen der Autorin ist dabei, dass wir unser Herz für die Tiere öffnen. „Wir müssen Lieben lernen, denn sonst funktioniert keine Tierkommunikation, zumindest nicht auf Dauer“, schreibt Weerasinghe und geht mehrmals auf diese Forderung in ihrem Buch ein. Unsere Tiere würden sich sehr oft ungeliebt fühlen. Ohne wirkliche bedingungslose Liebe, würden wir schwer ein Tier zu irgendetwas bewegen können. Uns vor Augen führend, dass es ja schon schwer genug ist, das eigene Verhalten zu ändern, erklärt die Autorin, dass unsere Haustiere uns nur allzu oft als Spiegel dienten. So erzählt sie etwa von einem Fall, wo eine Hundehalterin sie konsultierte, weil ihre Hündin ständig andere Hündinnen angriff. Nach einem intensiveren Gespräch wurde klar, dass Frauchen selber Aggressionen gegen Angehörige ihres Geschlechts hatte.

Die Tierkommunikatorin nimmt bewusst Abstand von der Bezeichnung „Tierflüsterer“. Diese gehen ihrer Meinung nach zu manipulativ vor. Sie kommunizierten mit den Tieren, um sie gehorsam zu machen und sie zu nutzen – etwa Reitpferde. Dabei würden 99 Prozent der Pferde das Reiten auf ihnen sowie Sattel und Trense als sehr unangenehm empfinden (Teilnehmer ihrer Seminare, die selbst reiten, konnten dies später stets bestätigen). Da Pferde keine Schmerzlaute von sich geben könnten, wäre Kommunikation hier besonders von Nöten. Auch die Theorie vom Alphatier sei passé. Frauchen oder Herrchen müssten nicht mehr absolute Autorität anstreben. Vielmehr sei – nach etlichen Jahren der Domestizierung von Tieren –Teamwork angesagt.

Es geht also darum, Tiere als ebenbürtig anzusehen. Während wir sie manchmal verhätscheln wie unsere eigenen Kinder, sind wir in Situationen, wo uns etwas nicht passt, oft sehr viel strenger. Doch Tiere haben stets Gründe für ihr Verhalten. So darf man getrost auch einmal seinem Tier danken oder es bitten. Auf diese Weise beginnt wahre Kommunikation – auf gleicher Augenhöhe.

BUCH-TIPP
Gudrun Weerasinghe
Tierkommunikation – so einfach
136 Seiten; € 9,90
ISBN: 978-3898452458
Silberschnur Verlag