Nachrichten aus dem Jenseits

newsage: Wie nimmst du als Medium die Geister von Verstorbenen wahr? Ich meine, siehst du sie, wie man Menschen im Alltag sieht?
Pascal Voggenhuber: Wenn wir uns TV-Serien wie „Ghost Whisperer“ oder „Medium“ ansehen, entseht schnell der Eindruck, als ob ein Medium die Verstorbenen so sieht wie normale Menschen. Aber das ist natürlich nicht so. Es geht viel mehr über Gefühle oder, wie ich es nenne, über eine Art „Symbolsprache“, eine Sprache, die man lernen muss zu übersetzen. Als Kind habe ich Verstorbene tatsächlich klar gesehen, aber heute sehe ich sie weniger klar, sondern spüre sie viel mehr.

newsage: Du sagst, die Verstorbenen wollen mit uns kommunizieren?
Pascal: Wenn ich das sage, geht es mir darum, gewisse Leute zu beruhigen, die sagen, „in der Bibel steht, man darf nicht mit Verstorbenen sprechen“, man würde sie zurückhalten und so weiter. Und da sage ich halt, das stimmt nicht. Wenn du zum Beispiel bei mir in die Praxis kommst, dann wissen deine Verstorbenen ja genau, dass du zu einem Medium gehst und dass die Möglichkeit besteht, dass sie durch mich mit dir sprechen können. Und das nutzen die Verstorbenen sehr gerne. Es ist nicht so, dass ich ein Ritual aufführen oder darum bitten muss, mich als Kanal zu benutzen. Die Bereitschaft zur Kontaktaufnahme ist in der geistigen Welt genauso da wie in unserer Welt.

newsage: Es gibt ja auch das Klischee, ein Teil der Verstorbenen hinge noch auf dieser Ebene fest, während andere „ins Licht gegangen“ und damit außer Reichweite seien… Wie siehst du das?
Pascal: Ich sehe nicht, dass es Geistwesen gibt, die im Licht sind, und solche, die nicht im Licht sind. Viele Medien erzählen zwar solche Sachen, aber meist sind es genau diejenigen, die das Nonplusultra- Rezept dafür haben, wie man jemanden ins Licht schicken kann. Das ist doch nur Geldmacherei.

newsage: Also eine Art Ablasshandel wie im Mittelalter, mit der die Kirche ihre Kassen füllte?
Pascal: Genau (lacht). Das ist ein Irrglaube, den man von der Kirche übernommen hat. Ich erlebe das ganz anders. Und ein liebender Gott würde ja auch niemanden in einer solchen Zwischenwelt hängen lassen, oder?

newsage: Was mich zur Frage bringt, wie es mit dem Leiden aussieht – leiden die Verstorbenen noch?
Pascal: Viele Leiden auf der Erde sind ja körperliche Beschwerden, wie etwa Verletzungen oder Behinderungen. Das sind alles Dinge, die wir nicht mit in die geistige Welt mitnehmen, weil wir keinen Körper mehr haben. Das andere sind Verletzungen seelischer Art, und die gibt es in der geistigen Welt eigentlich auch nicht mehr. Und zwar aus dem Grund, weil wir, wenn wir sterben, eine Rückschau erleben – wie ein Film, den wir uns nochmal anschauen dürfen. Und dort haben wir, wenn wir zum Beispiel einen Vater haben, der uns schlecht behandelt hat, auch die Möglichkeit, uns den Film unseres Vaters anzuschauen. Wir sehen sein ganzes Leben und auch, was ihn dazu bewegt hat, so ein schlechter Vater zu werden.

newsage: Das ist interessant – der persönliche Lebensfilm war mir bekannt, aber ich habe noch nie davon gehört, dass man beim Sterben auch den Lebensfilm unserer Vorfahren ansehen kann.
Pascal: Das war auch für mich sehr überraschend. Mir wurde das gezeigt in einem Fall von einem Vater aus der geistigen Welt, dessen Tochter bei mir in einer Sitzung war. Dieser Vater hatte seine Tochter missbraucht und wollte sich nun dafür entschuldigen. In dem Fall hatte ich ganz schön mit meiner Ethik zu kämpfen und nach der Sitzung habe ich meine Geistführer gefragt, warum sie mir Leute wie diesen Vater schicken und ich ihn dann auch noch in Schutz nehmen muss. Ich bat sie, mir keine solche Menschen mehr zu schicken, da ich damit nicht umgehen könne. Dann hat mein Geistführer gefragt: „Dürfen wir dir noch einen schicken? Und wir zeigen dir etwas und dann entscheidest du.“ Ich sagte „okay“. Darauf kam eine Frau zu mir, die ebenfalls von ihrem Vater missbraucht worden war. Im Verlauf der Sitzung durfte ich seinen Lebensfilm anschauen und mir wurde gezeigt, warum er so geworden war: Ich hab gesehen, wie schon sein Vater ihn missbraucht hat, wie er in der Schule zusammengeschlagen wurde usw. Irgendwann kam ich an den Punkt, an dem ich das zwar immer noch nicht akzeptieren, aber doch irgendwie nachvollziehen konnte. Das war für mich wie eine Erleuchtung und stimmt mit dem überein, was mir meine Geistführer immer wieder sagen: Wenn du mit einer seelischen Wunde in die geistige Welt gehst und deinem Vater oder wem auch immer nicht verzeihen kannst, dann hast du die Möglichkeit, dir anzuschauen, warum diese Person so geworden und was ihr widerfahren ist. Und dabei gibt es eine Art Moment der Erkenntnis, der bewirkt, dass man gar nicht mehr böse auf jemanden sein kann.

newsage: Zurück zu den Klischees über die Arbeit eines Mediums – viele denken ja auch, dass ihr prominente Verstorbene beschwören oder befragen könnt…
Pascal: Nein. Auch wenn ich zum Beispiel ein Michael Jackson- Fan bin, kann ich es nicht. Michael Jackson weiß ja gar nicht, dass es mich gibt, und ist deshalb auch nicht in meiner Gegenwart. Es gibt zwar Medien, die bekannte Persönlichkeiten durchgeben, aber was sie erzählen, ist einfach nichts Neues, nichts, das man nicht auch in der Zeitung lesen könnte. Ich hab zwar auch schon Prominente gehabt, aber dann auch nur, weil beispielsweise deren Kinder zu mir in eine Sitzung gekommen sind. Das ist natürlich etwas anderes. (Fortsetzung folgt)

Weitere Informationen:
www.pascal-voggenhuber.com

BUCH-TIPP:
Pascal Voggenhuber
‚Nachricht aus dem Jenseits‘
219 Seiten, € 19,50
ISBN 978-3-9523202-7-3
Giger Verlag