Im letzten Teil der Reise durch die 22 Karten der Großen Arkana erreicht der Narr endlich das Ziel: die Himmelspforte und den Durchgang in eine neue Welt. Wie der Evangelist Johannes in seiner „Offenbarung“, erlebt er das Jüngste Gericht und sieht am Ende „einen neuen Himmel und eine neue Erde“, wie in der Prophezeihung des Jesaja angekündigt. Ob nun im wörtlichen Sinne von Tod und Wiedergeburt oder im übertragenen Sinne einer vollkommenen Transformation in diesem Leben – der Narr ist auf seiner Reise von der unbeholfenen Raupe zum Schmetterling geworden und hat sein Ziel erreicht. Er erwacht in einer neuen Welt, weil er die Welt nun anders wahrnimmt – nicht mehr als der furchtsame Narr, der er am Anfang seines Weges noch war, sondern als ein Wissender, der die scheinbaren Widersprüche dieser Welt und dieses Lebens in einem Akt der reinen Wahrnehmung aufgelöst und sich damit selbst erlöst hat.
Wie in den vorangegangenen Folgen unserer Tarot-Reihe stellen wir das Universal Waite Tarot in der Deutung des Tarot- Experten Hajo Banzhaf vor und das Dalí Tarot in der Deutung des Verlegers und Symbol-Experten Johannes Fiebig.
XX Gericht
(Universal Waite): Erlösung
Deutung:
Der Erzengel Gabriel bläst die Posaune zur Auferstehung. Daran weht die Auferstehungsfahne, die zeigt, dass die Passionszeit vorbei ist. Im Vorder- und im Hintergrund der Karte öffnen sich Gräber, aus denen jeweils drei Personen auferstehen. Symbolisch steht die Vier für das körperlich Irdische und die Drei für das Göttliche. Die Auferstehung von drei Personen aus viereckigen Gräbern bedeutet daher die Befreiung des göttlichen Wesens aus dem irdischen Gefängnis. In der Sprache der Märchen ist das die Erlösung des Prinzen oder der Prinzessin aus ihrer verwunschenen Gestalt. Auch die Auferstehungsszene zeigt, dass die Zeit des Leidens vorbei ist. Daher steht die Karte vor allem für Lösung und Erlösung.
Als guter Rat:
Seien Sie achtsam. Sie können jetzt einen Schatz heben. Wenn Sie nichts mit Gewalt erzwingen, sondern sich von Ihrer inneren Stimme führen lassen, können Sie eine zutiefst bereichernde Erfahrung machen und/oder ein leidvolles Problem lösen.
XX Gericht
(Dalí Tarot): Der Jüngste Tag ist heute
Botschaft:
Diese Karte fordert Sie auf, auch die extremen Seiten des Lebens zu unterscheiden und zu handhaben. Wesentliche Wünsche und Ängste, Schuldzuweisungen und Selbstvorwürfe müssen immer wieder durchgespielt werden, bis der Keller der Vergangenheit und das Firmament der Zukunft geklärt sind. Erst dann bedeutet Wiedergeburt eine neue Lebensqualität und keine Wiederholung.
Die Überlieferung vom Jüngsten Tag ist nicht nur ein religiöses Märchen. Wir dürfen die Geschichte wörtlich nehmen: Der Jüngste Tag ist heute! Jeden Tag geht es aufs Neue darum, wach zu werden und alle Energien anzunehmen. Das bedeutet, Totes wirklich zu beerdigen. Und es heißt, sich für die Geburt des noch Ungeborenen zu öffnen.
Praxistipps:
Ziehen Sie einen Strich unter das, was war. Versöhnen oder verabschieden Sie sich. Lernen Sie zu verzeihen ohne zu vergessen. Alles ist wichtig. Sie haben in der Vergangenheit gewählt und sind auch jetzt frei, sich neu zu entscheiden und den gewünschten Weg zu wählen.
XXI Die Welt
(Universal Waite): Richtigkeit
Deutung:
In den vier Ecken der Karte sind die Symbole der vier Elemente oder der vier Evangelisten abgebildet. Ein ellipsenförmiger Lorbeerkranz ist mit zwei Unendlichkeitsschleifen geschmückt, die als einzelne Elemente auf den Karten „Kraft“ und „Der Magier“ zu sehen sind. Darin tanzt eine Frau, die die umgekehrte Haltung des „Gehängten“ einnimmt, ebenso wie die 21, die Zahl dieser Karte, eine Umkehrung der 12 des „Gehängten“ ist.
Lebendigkeit und die richtige Haltung am rechten Ort bedeutet diese Karte in Umkehrung zum Stillstand und der verkehrten Welt des „Gehängten“, dessen Gegenpol sie bildet. Die vier Symboltiere zeigen, dass der Mensch die Aufgabe des Schicksalsrads gelernt hat und ganz geworden ist. Auch die Ellipse, die zwei Brennpunkte umschließt, ist ein Symbol größerer Ganzheit. Die beiden Unendlichkeitsschleifen zeigen, dass die männliche Energie des „Magiers“ und die weibliche Energie auf der Karte „Kraft“ integriert wurden.
Als guter Rat:
Wenn Sie die Augen öffnen, werden Sie erkennen, dass Sie am Ziel sind. Falls es Ihnen noch fremd vorkommt, dann sollten Sie Ihre Haltung vielleicht noch ein wenig verändern. In jedem Fall dürfen Sie es sich richtig gut gehen lassen und sich des Lebens erfreuen.
XXI Die Welt
(Dalí Tarot): Aufhebung der Widersprüche
Botschaft:
Das Bild lässt sich so auffassen, dass die drei Grazien – und mit ihnen Glaube, Liebe und Hoffnung – die Welt voranbringen und an langen Zügeln auch dieses dunkle feurige Wesen, das an die Karte „Der Teufel“ erinnert, aus der Erdmitte allmählich zu Tage ziehen. Die Menschen sind eben nicht nur als Engel vom Himmel auf die Erde gekommen, sondern einst auch als Affen von den Bäumen herabgeklettert. Bei jedem Fortschritt und auf jeder Stufe der menschlichen Entwicklung heißt es erneut, sich mit dem Erbe, den Quellen der Evolution auseinanderzusetzen. Immer wieder entdecken wir so bedrohliche, gefährliche Züge in uns selbst und bei unseren Mitmenschen; immer wieder stoßen wir aber auch auf bisher unentdeckte Entfaltungsmöglichkeiten. Die Stricke oder Ketten bedeuten im positiven Sinne auch die Gebundenheit an Raum und Zeit: Ihre Existenz ist untrennbar mit der anderer verknüpft. Sie haben die Erde von Ihren Eltern geerbt und von Ihren Kindern nur geliehen. Setzen Sie sie nicht aufs Spiel.
Praxistipps:
Ihre Stärke und Ihre Aufgabe ist es jetzt, selbst in die Mitte zu treten. Wie Sie die Welt leben, so ist sie auch für Sie! Nutzen Sie Ihre Zeit auf der Erde und genießen Sie den Aufenthalt!
BUCH-TIPP: |
Hajo Banzhaf |
‚Universal Waite ganz einfach‘ |
316 Seiten mit 78 Universal Waite Tarot Karten, € 16,90 |
ISBN 978-3-03819-310-4 |
Johannes Fiebig |
‚Dalí Tarot‘ |
192 Seiten und 78 Karten, € 24,90 |
ISBN 978-3-89875-916-1 |
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