Vor 11 Jahren erschien „Bestellungen beim Universum“ von Bärbel Mohr im Omega-Verlag und wurde schon nach kurzer Zeit zum Bestseller, der heute weit mehr als eine Million verkaufter Exemplare und Übersetzungen in vierzehn Sprachen vorweisen kann. Seitdem wird allerorten gewünscht und bestellt, und manch eine Parkplatzsuche in überfüllten Innenstädten wird somit auf wundersame Weise schnell gelöst. Doch nicht immer funktioniert das Wünschen so einfach. Und bevor nun zu viele Enttäuschte ihre Bestellungen verwerfen, legen Bärbel und ihr Mann Manfred mit einem Nachfolgewerk eine differenziertere Anleitung vor. Es bedarf nämlich noch ein paar weiterer Zutaten, damit man neben Parkplätzen auch wahre Schätze, materielle wie emotionale, finden kann.
Begonnen hat die Erfolgsgeschichte, wie so oft, mit einem Paradoxon. Denn eigentlich wollte Bärbel Mohr, gelernte Betriebswirtin und erfolgreiche Journalistin, Fotografin und Grafikerin, 1995 mit ihrer ersten Bestellung nur eine Freundin widerlegen. Diese konfrontierte die spätere Bestsellerautorin damals einen Tag lang mit Büchern und Konzepten über „positives Denken“, was Bärbel Mohr am Ende jenes Tages so nervte, dass sie – um ihre Freundin Lügen zu strafen – beschloss, einen Traummann zu ordern. Sie erstellte eine Liste mit neun von ihr gewünschten Eigenschaften zusammen und bestellte obendrein den Supermann auch zu einem exakt bestimmten Termin. Zu ihrer Überraschung trat der Bestellte dann pünktlich in ihr Leben, und auch wenn es sich dabei letztlich doch nicht um ihren Traummann handelte, stimmten Eigenschaften und Wunschtermin überein.
Bärbel Mohr hatte sich mit ihrem Selbstexperiment so sehr überzeugt, dass sie dieses Wissen anderen mitteilen wollte – der bis heute anhaltende Erfolg belohnte ihr Vorhaben nachhaltig. Tagtäglich erhält sie Zuschriften von begeisterten Leserinnen und Lesern, die ihr die unglaublichsten Erfolgsgeschichten erzählen und die die zweifache Mutter in ihrer Arbeit und Vorgehensweise eindrucksvoll bestätigen. Daneben aber gibt es auch Enttäuschte, die trotz allzu penibler Vorgehensweise keinen Erfolg vorzuweisen haben.
Genau für diejenigen ist ihr vor Kurzem erschienenes Nachfolgewerk gedacht. „Bestellungen aus dem Herzen“ erklärt schon im Titel, welche wichtigen Grundvorrausetzungen gegeben sein müssen, damit das Wünschen auch funktionieren kann. Denn ähnlich wie bei Frau Mohrs oben beschriebenem Eigenversuch reicht die detaillierte Auflistung und die quantitative Beschreibung nicht immer aus, um zum Erfolg zu gelangen. Der bestellte Mann stand zwar vor der Tür, aber mit den Gefühlen eines ursprünglich bloß als Experiment gedachten Wunsches, reichte es dann doch nicht für die wirkliche Liebe.
Wie Bärbel und Manfred Mohr in der Einleitung schreiben, geht es nun darum, einen echten Herzenswunsch von einem Egobedürfnis zu unterscheiden. Denn das Universum, mit dem wir beständig in Kontakt sind und das jeden Moment auf die Bestellung unserer Wünsche wartet, versteht die Worte der rationalisierten Sprache nicht. Unsere Gefühle, unser tatsächliches empfundenes Sein, ist es, was als Resonanzkörper ausgesendet wird. Unsere innere Welt spiegeln wir gemäß dem alten hermetischen Grundsatz „wie innen, so außen“ wider und ziehen damit genau die Erfahrungen an, die den Bildern in uns entsprechen. Dabei geht die kosmische Kraft davon aus, dass wir uns über unsere innewohnenden Schöpferkräfte bewusst sind, und sendet automatisch das komplementäre Wunschobjekt. Genau an dieser Stelle treten nun die meisten Schwierigkeiten auf. Denn die uns unbewussten Mitabsichten, Gefühlsregungen und persönlichen Neigungen, die unseren Wunsch produziert haben, sind im oberflächlichen Ausdruck nicht mehr sicht- und wahrnehmbar. Und so ist es nicht verwunderlich, dass statt dem bestellten Prinzen der Narr vor der Tür steht oder anstelle des Millionengewinns ein Erste-Hilfe-Koffer als Trostpreis gewonnen wird. Primäre Bedeutung im Rahmen eines optimierten Wünschens hat für das Ehepaar Mohr somit die Erkenntnis des eigenen Gefühls. Und diese bewusste Momentaufnahme ist nur der erste Schritt einer längeren Liste von Feinheiten, die aus dem ambitionierten Zauberlehrling einen echten „Harry-Besteller“ machen, wie Mohr es selbst ausdrückt.
Zehn Bestellregeln des Herzens erwarten die Zauberschüler, die aufeinander aufgebauend bis zum Wunschabitur erlernt werden wollen, um mehr zu finden als eine freie Parklücke. Neben der schon erwähnten Hier-und-Jetzt-Präsenz und dem Einlassen auf das innere Gefühl sind weitere Punkte von besonderer Bedeutung. Die Abgrenzung gegen äußere Umstände sowie ständiges Beschweren und Nichteinverstandensein mit der Realität verbauen den Zugang zum wirklichen Erleben, weil die Ablehnung alle Energie an sich bindet, sodass am Ende nichts mehr für den eigentlichen Wunsch übrig bleibt. Wer dagegen das Herz um Rat fragt, dem wird geholfen. Wer aber alles nur für sich selbst will, grenzt sich von der Gemeinschaft allen Seins ab. Wer in Herausforderungen Probleme sieht, verkennt die Möglichkeit, diese als Entwicklungshelfer zu nutzen.
Bärbel Mohr erzählt in ihrem Buch stellvertretend zu diesem Aspekt folgende Geschichte, die sie aufgrund des Protagonisten „Rüdiger-Technik“ nennt. Eben jener Rüdiger ist nämlich ein guter Freund der Familie Mohr, der ab und zu auch auf ihren Seminaren dabei ist. Vor einiger Zeit hatte er einen so unbequemen Kollegen in seiner Firma, dass er schnell spürte, dass es für ihn sicher besser wäre, diese soziale Problematik zu lösen. Dabei kam er auf folgende Frage: „Was hat der, was ich nicht habe? Was könnte ich von diesem Blödmann lernen?“ Und er fand für sich heraus, dass er sich von dessen Selbstbewusstsein und starkem Auftreten eine große Scheibe abschneiden könnte. In der Folgezeit tat er also vieles, um seine Selbstdarstellung nach außen hin zu verbessern. Je mehr er das tat, umso mehr verschwand seine Ablehnung gegen den Kollegen und heute ist sie ganz verschwunden. Dieser Kollege also war ein „Entwicklungshelfer“, um Rüdiger dazu zu bewegen, sich selbst mehr von der Eigenschaft des Selbstbewusstseins einzuflößen. Wer hingegen den inneren Dialog der schlechten Gefühle aufrecht erhält, wird dementsprechend negative Bestätigung finden.
Für die meisten scheinen diese Grundregeln nicht leicht einzuhalten. Zu viele psychologische Komplexe, zu belastende persönliche Erfahrungen haben wir gemacht, um all das, was für eine echte Herzensbestellung von Bedeutung ist, mal eben so erreichen zu können. Doch da irren wir uns. Die Herzenskraft und die Liebe wirken ausschließlich im Jetzt. Die gefühlvolle Weite kann auch in Momenten tiefster Niedergeschlagenheit eingeladen werden. Nur unsere störende Denkmaschine versucht uns glauben zu machen, dass dies ein langer und beschwerlicher Weg ist, der mit professioneller Hilfe, viel Aufwand und Selbstverleugnung einhergehen muss. Stattdessen ist nichts leichter, als zu erkennen, dass Liebe alles ist, was ist. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und wer dieses Grundgefühl in sich zulässt, wer eintaucht in die pulsierende und unendliche Kraft der kosmischen Seele, der ist bereit, seine Bestellungen beim Universum abzugeben.
Doch auch da, mahnt Mohr, gibt es ein paar wichtige Besonderheiten zu beachten, damit es auch so funktioniert, wie wir es wollen. Erster Grundsatz: Mach dir klar, was genau du willst. Einfach eine Hose zu bestellen, stellt für das Universum kein Problem dar, aber vielleicht für den Wünschenden, der statt der kurzen lieber eine lange und statt der bunten lieber eine einfarbige gehabt hätte. Zweiter Grundsatz: Im Jetzt verbalisieren. Wer „mehr Geld haben möchte“, drückt seine Sehnsucht aus, aber nicht seine Fähigkeit, es auch haben zu „können“. Besser wäre in dem Fall also: „Geld zu haben ist schön“ oder „Ich liebe es, Geld zu haben“. Dritter Grundsatz: Keine Traumblasen generieren. Wer sich vorstellt, wie schön es mit dem erfüllten Wunsch „morgen“ sein könnte, ist überall, nur nicht hier in dem Moment. Vierter Grundsatz: Das Gewünschte mit allen Sinnen so lebendig wie möglich empfinden. Bärbel Mohr greift dafür in ihrem Buch auf ein besonders markantes Beispiel zurück. Wenn indianische Schamanen den großen Geist um Regen bitten, dann stellen sie sich vor, wie sie im prasselnden Regen stehen, wie das Wasser über das Gesicht läuft, wie die durstenden Pflanzen den Regen aufsaugen und wie die durchnässte Kleidung am Körper klebt. Ganz so, als hätte es bereits geregnet.
Doch auch, wer alle vier Grundsätze beachtet, kann nicht unbedingt sicher sein, dass sein Wünschen 100-prozentig in Erfüllung geht. Das, was wirklich entscheidend ist, steht nicht nur auf, sondern auch in dem neuen Buch des Ehepaars Mohr: Herzenskraft. Und auch, wie wir mit dieser Kontakt aufnehmen können. Über die Atmung, über taktile Wahrnehmung, über die Vorstellungskraft: Es gibt zahlreiche Wege, die uns die beiden anbieten. Den für uns passenden dürfen wir auswählen und fortan nutzen. Auch bei allen anderen Besonderheiten, die das Wünschen aus dem Herzen so vielschichtig und interessant machen, hat dieses Buch praktische Ratschläge zur Hand: Phantasiereisen, Gedichte, psychologische Kniffe, Übungen, Checklisten und ein detaillierter Bestellleitfaden, der garantiert den Reichtum, das Glück oder eben den Regen bringt. Der Teil eines Gedichtes von Manfred Mohr mag die entscheidende Essenz dabei verdeutlichen: „Die Liebe ist das, was ich gebe, sie ist, was am Ende noch bleibt – die Liebe, die ich wirklich lebe, ist, was mich in Zukunft fortschreibt.“
BUCH-TIPP: |
Bärbel & Manfred Mohr |
‚Bestellungen aus dem Herzen‘ |
192 Seiten, € 10,20 |
ISBN 978-3-930243-53-2 |
Omega-Verlag |