Gibt es ein Leben nach dem Tod? Überlieferungen aus verschiedensten Kulturen lassen erkennen, dass wir Menschen uns mit der „Frage aller Fragen“ schon immer beschäftigt haben. Ob man sich mit der Philosophie der Alten Griechen befasst, der jüdischen und christlichen Mystik, dem tibetanischen Buddhismus, dem indischen Hinduismus, den Alten Römern oder den Ureinwohnern Amerikas, Afrikas oder Australiens: Stets trifft man auf die Überzeugung, dass der Mensch beim Tod nur seinen Körper zurücklässt, während die Seele in einer jenseitigen Welt weiterlebt.
Diese Sicht der Dinge bekommt seit einigen Jahrzehnten einen immer festeren wissenschaftlichen Unterbau. Denn die Todesnähe-Forschung dokumentiert seit den 70er Jahren weltweit sogenannte „Nahtoderfahrungen“ (NTE). In unmittelbarer Todesnähe schildern Menschen übereinstimmend Begebenheiten, die zu dem Schluss führen, dass unser Bewusstsein auch außerhalb des Körpers bestehen kann und folglich auch nach dem Tod ein bewusstes Leben möglich ist.
Mit Erstaunen hat man festgestellt, dass NTE nicht nur sehr häufig vorkommen, sondern auch, dass von allen Betroffenen ähnliche Begebenheiten geschildert werden und dass diese Schilderungen noch dazu im Einklang mit den religiösen Überlieferungen alter Kulturen stehen, unabhängig von Alter, Religion oder Bildung.
Übereinstimmend berichten Betroffene von einer unbeschreiblichen Bewusstseinserfahrung, überwältigt worden zu sein. Ein Gefühl des Friedens und der Ruhe durchströmte sie, körperliche Schmerzen und Behinderungen verschwanden. Menschen, die im irdischen Leben blind oder taub waren, konnten wieder sehen und hören. Viele erlebten sich selbst außerhalb ihrer physischen Hülle und beobachteten „von oben“, wie ihr Körper reanimiert oder operiert wurde. Danach fanden sie sich in einem dunklen Raum oder Tunnel wieder, an dessen Ende ein Licht sichtbar wurde, zu dem es sie machtvoll hinzog. Schließlich tat sich ihnen eine wundervolle überirdische Welt auf. Hier begegneten sie verstorbenen Verwandten oder Freunden – und einem strahlenden Licht, das als bedingungslose Liebe in Erscheinung trat. Sie erlebten dabei ein tieferes, umfassenderes Wissen, ein erweitertes Bewusstsein, verbunden mit einer panoramaartigen Lebensrückschau, bei der ihnen in einem einzigen Augenblick das gesamte vergangene Leben von Geburt an nochmals gegenwärtig wurde. Zuletzt nahmen sie dann eine Grenze wahr und erkannten, dass sie nur in den irdischen Körper zurückkehren konnten, wenn diese Grenze unüberschritten blieb. Die bewusste Rückkehr in den eigenen Erdenkörper folgte, oft verbunden mit dem Schmerz und der Enttäuschung, die jenseitige Welt wieder verlassen zu müssen.
Je nachdem, ob viele dieser Erfahrungen oder nur einzelne „Stationen“ durchlebt werden, sprechen Forscher von tiefen oder weniger tiefen NTE. Nicht jeder Mensch berichtet also von all diesen Erlebnissen und nicht jeder erlebt die Todesnähe gleich. Allen gemeinsam ist indes, dass die Erlebnisse an der Schwelle zum Jenseits ihr Leben tiefgreifend und nachhaltig verändern.
Diese Phänomene wurden seit den 70er Jahren weltweit in mehr als drei Dutzend wissenschaftlichen Studien dokumentiert. Doch sie alle hatten einen Schwachpunkt: Sie fassten nur Aussagen von Menschen zusammen, die irgendwann einmal eine NTE hatten. Die medizinischen Umstände, die zu den Erlebnissen geführt hatten, konnten nicht mehr kontrolliert werden: Waren die Betroffenen wirklich klinisch tot? Welche Krankheitssymptome begleiteten ihre Erlebnisse? Unter welchen Umständen kam es genau zu der NTE?
In den Jahren 1988 bis 1992 führte dann der niederländische Kardiologe und Todesnähe-Forscher Dr. Pim van Lommel die erste NTE-Studie unter kontrollierten Bedingungen durch: Er untersuchte in dieser Zeit insgesamt 344 Patienten, die definitiv klinisch tot gewesen waren, aber erfolgreich reanimiert werden konnten. Menschen, deren Herz durchschnittlich etwa zwei Minuten lang still gestanden und bei denen in Folge auch keine Gehirnaktivität mehr vorhanden gewesen war. Doch auch solche Patienten schilderten trotz des Totalausfalls ihrer Gehirnfunktionen die Erfahrungen eines erweiterten, klaren Bewusstseins, wie sie für NTE typisch sind. Nachdem van Lommel in seiner kontrollierten Langzeitstudie auch die Persönlichkeitsveränderungen nach solchen Erlebnissen näher untersucht hatte, veröffentlichte er seine Arbeit im Jahr 2001 und löste damit weltweit heftige Diskussionen aus. Denn eines wurde klar: Das menschliche Bewusstsein kann nicht an Gehirn und Körper gebunden sein! Ein neues, umfassenderes Verständnis des Menschen scheint seither dringend nötig!
Dies um so mehr, als inzwischen alle materialistischen Theorien über das Zustandekommen von NTE ausnahmslos widerlegt wurden. Man vermutete als Ursache zum Beispiel einen Sauerstoffmangel im Gehirn, verbunden mit anormaler Hirnaktivität und erhöhter Endorphin- Freisetzung, was die immer wieder beschriebenen Glücksgefühle erklären sollte. Auch andere physiologische Theorien (chemische Reaktionen, elektrische „Kurzschlüsse“ im Gehirn, Medikamente) sowie psychologische Erklärungsversuche griffen nachweislich zu kurz. Die Todesnähe-Forschung hat inzwischen bewiesen, dass unser Bewusstsein nicht an das Gehirn und den Körper gebunden ist. Aber wie kann man sich diese Welt vorstellen – und woher stammt das Bewusstsein?
Bei solchen Fragen stößt die Todesnähe- Forschung an ihre Grenzen. Pim van Lommel spricht in seinem gleichnamigen Buch von einem „endlosen Bewusstsein“, in dem er zentrale wissenschaftliche Erkenntnisse zusammenfasst und materialistische NTE-Theorien fundiert und ausführlich widerlegt.
Aber was bedeutet „endloses Bewusstsein“ konkret? Im Grunde weist der Begriff auf jene zentrale Tatsache hin, von der auch die alten Überlieferungen verschiedenster Kulturen berichten: Das menschliche Bewusstsein ist nicht an die Begrenzungen und die Vergänglichkeit des physischen Körpers gebunden. Mit dieser Erkenntnis kommt man dem überlieferten Erfahrungswissen ziemlich nahe.
Nicht das Gehirn ist also „Sitz“ unseres Bewusstseins, sondern dessen Wesen gründet sich in einer physikalisch nicht erfassbaren Realität jenseits von Raum und Zeit. Das Gehirn erzeugt nicht Bewusstsein, sondern es ermöglicht Bewusstsein im physischen Körper. Es ist einem Sender-Empfänger vergleichbar: Wie ein Fernsehgerät, das funktionsfähig und eingeschaltet sein muss, empfängt es Signale aus dem Bewusstsein, und sendet gleichzeitig verarbeitete Sinneseindrücke und Körperimpulse an das Bewusstsein – als eine Schnittstelle zwischen dem physischen Körper und dem Bewusstsein, das nicht-physischer Natur ist. Mit dem Eintreten des Todes verliert diese Schnittstelle natürlich ihre Funktion, das Gehirn stirbt mit dem Körper. Das Bewusstsein aber – und damit der eigentliche „innere Mensch“ oder die „Seele“ – besteht weiter.
Wie sich dieses Fortleben im Jenseits konkret gestaltet, entzieht sich der wissenschaftlichen Forschung. Doch auch hierzu gibt es plausible Antworten – etwa in dem bereits vor 80 Jahren erstmals publizierten weltanschaulichen Grundlagenwerk „Im Lichte der Wahrheit“, das der Autor Oskar Ernst Bernhardt (1875– 1941) unter dem Pseudonym Abd-ru-shin schrieb und das inzwischen weltweit bekannt wurde. Daraus wird unter anderem deutlich, dass die Welt, die uns Menschen nach dem Tod erwartet, die gleiche Welt ist, die wir schon jetzt in uns tragen: unsere „Innenwelt“, die wir aus unseren Gedanken formen. Der Mensch bereitet sich also Himmel oder Hölle selbst – nämlich durch die Art, wie er lebt und ist.
Werner Huemer, Jg. 1962, ist Chefredakteur der Zeitschrift „GralsWelt“, Buch- und Drehbuchautor diverser Publikationen. Er befasst sich seit vielen Jahren intensiv mit weltanschaulichen Fragen und hält dazu seit 1994 auch öffentliche Vorträge.
BUCH-TIPP: |
Werner Huemer |
‚Warum wir durch den Tod nicht sterben‘ |
80 Seiten, € 7, 00 |
ISBN 978-3-87860-290-3 |
Werner Huemer |
‚Weshalb wir nicht nur einmal leben‘ |
80 Seiten, € 7, 00 |
ISBN 978-3-87860-296-5 |
Abd-ru-shin |
‚Im Lichte der Wahrheit‘ |
1112 Seiten, 3 Bände erhältlich in versch. Ausgaben, ab € 10,- |
Alle erschienen im Verlag der Stiftung Gralsbotschaft www.gral.de |