Botschaften aus dem Urlicht

„Wir Geister freuen uns über jedes Körnlein des Wahren und Guten aus unseren Scheunen, welches in Eurem Boden Wurzel fasst, und wenn auch viele derselben nicht zum Keimen kommen, kann uns dies nicht abhalten, immer mehr der Körner in der Gewissheit auszustreuen, dass für jeden Boden eine Frühlingszeit kommen wird, in welcher bestimmte Gesetze latentes Leben zum Keimen und zur Reife bringen werden“. Emanuel

Das Buch „Emanuel“ ist eines der ältesten Werke mit Botschaften, die von einer jenseitigen Wesenheit übermittelt wurden; seit über 100 Jahren erfolgen die Kundgebungen Emanuels. Es erklärt mit bestechender Klarheit, ohne große Ausschmückungen und mit beeindruckender geistiger Autorität die großen Weltgesetze. Weder kitschige Frömmigkeit noch belehrende Besserwisserei prägen die Texte, sondern schlichte Schönheit und überzeugende Sachlichkeit. Ein „Geschenk des Himmels“, das nicht nur die Schöpfung erhellt, sondern ein Weltbild vermittelt, das Sinn schenkt und die großen Weltenrätsel entschlüsselt. In folgenden Auszügen erklärt Emanuel unter anderem den „ersten Geistfall“.

Zunächst berichtet Emanuel vom Ursprung und gibt eine Art Schöpfungsgeschichte aus geistiger Perspektive wider: „Im Anfang war Gott. Gott ist Urleben, ist Schöpfungskraft, schöpferische Bewegung, welche sich zu Geistindividualität kristallisieren musste. Ihr könnt diesen Prozess nicht verstehen, nicht fassen; können wir von der Materie ganz befreite Geister ihn doch nur ahnen. Aber so viel könnt ihr fassen, dass Gleiches Gleiches zur Folge haben muss.

So war Gott und wurde aus ihm ihm Ähnliches – reine Geister. Weil aus der Vollendung hervorgegangen, hatten sie den Keim der Vollendung in sich, und diese Vaterschaft ist Bürge, dass sich diese Keime in allem zum Abbild ihres Vaters entwickeln werden. Es lag in ihnen Schöpfungskraft, Willensfreiheit und Erkenntnis der Gesetze, durch welche sie diese Schöpfungskraft zu ihrer Vollendung ausbilden sollten. Sie mussten diese drei Eigenschaften haben: Schöpfungskraft, Willensfreiheit und Kenntnis der führenden Gesetze, denn nur durch dieselben konnten sie jene Größe erreichen, die für sie, ihrer Sohnschaft gemäß, das gesetzliche Ziel war – und doch war in diesen Dreien die Möglichkeit des Auflehnens gegen Gott gegeben. Ohne Willensfreiheit wäre eine Gegensätzlichkeit zum Gotteswillen unmöglich, ohne Kenntnis der Gesetze, in welchen sie ihre Entwicklung ausbilden sollten, wäre das Verlassen dieser Gesetze kein Fall, keine Sünde für die Geister gewesen, und im Missbrauch ihrer Schöpfungskraft lag die Handlung, die der Ausdruck dieses ausgesprochenen Willens war. Es ist unendlich schwer, mit Menschenworten dem Menschenverstand nur in Umrissen ein Bild von diesem ersten Geisterfall zu geben.“

Im Original, das bereits im Jahr 1897 erschien, befragt der Autor Bernhard Forsboom Emanuel deshalb detailliert zur Bedeutung und zu den Implikationen dieses „ersten Geistfalls“: „Wir begegnen bei Menschen“, fragt Forsboom, „welche die Tiefe, Bedeutung und Tragweite deiner Lehre anerkennen und guten Willens sind, sich dieselbe zu eigen zu machen, der Schwierigkeit, dass sie nicht begreifen können, wie ein Fall reiner, aus Gott hervorgegangener Geister sowie ein Verlassen der göttlichen Wege ohne äußerlichen, ihnen ursprünglich fremden Antrieb möglich war. Weisen wir darauf hin, dass Gott keine Automaten, sondern Geistwesen mit Willensfreiheit geschaffen habe, die durch eigene Arbeit ihre Vollendung erringen und in dieser Errungenschaft ihre Seligkeit finden sollten, so leuchtet ihnen dies vollkommen ein; doch sehen sie darin nicht die Lösung der alten Frage über den Ursprung der Sünde, des Abfalls und des Übels, welchen sie mit der Natur von Gott geschaffener, reiner Geister für unvereinbar erachten. Sie suchen daher nach einer dem reinen Geist fremden Quelle, dem Gegensatzgeist, welcher den Antrieb zum Verlassen der gesetzlichen Wege gegeben haben müsse, da das Entstehen eines solchen Antriebs in einem reinen Geist undenkbar sei. Kannst du uns das Mittel an die Hand geben, diese Anschauung erfolgreich zu widerlegen oder wenigstens so weit zu berichtigen, als es unser Fassungsvermögen für rein geistige Zustände zulässt?“

Und Emanuel antwortet: „Du sagst, die Menschen suchen die Ursache des Falles reiner Geister in deren Versuchung durch Gegensatzgeister, da ihnen ein Fall ohne solche Versuchung undenkbar scheint. Wie erklären sie sich aber das Entstehen solcher Gegensatzgeister? Kann Gott unreine Geister schaffen oder kann es einen Lebensstrom geben, der nicht aus der einen Lebensquelle, Gott, hervorgegangen wäre? Ihr habt unklare Begriffe über den Vorgang des ersten Geistfalles. Reinheit schließt doch nicht die Möglichkeit eines Falles aus; dies vermag allein Vollkommenheit der Erkenntnis und der Liebe. Diese Vollkommenheit fehlte dem reingeschaffenen Erstlingsgeist. Er konnte Gott noch nicht lieben in dem wahren Begriff dieses Wortes, weil er ihn noch nicht ganz erkannte. Er konnte ihn auch nicht erkennen, weil er noch nicht groß genug geworden war zu solcher höchsten Erkenntnis. Erkannte er doch nicht einmal die Folgen seines Falles.

Ihr dürft den Fall eines Teiles der reinen Erstlingsgeister zu einer Zeit (um mit euren Worten zu reden), da sich die Schöpfung Gottes noch nicht zur Halbmaterie verdichtet hatte, nicht mit Sünden von Geistern auf eurer Stufe vergleichen. Es war eine Trübung, die ihr als solche kaum fassen könntet, und die doch in jenem intensiven Licht sich dunkel hervorhob. Nicht vollständiges Anschmiegen des Erstlingswillens an den Gotteswillen, wie er sich ihm seiner Entwicklungsstufe gemäß offenbaren konnte, nicht Einsetzen der ganzen Kraft, die seiner Entwicklungsstufe gegeben war, ein nicht genügend intensives Empfinden: ‚Du, großer, noch unerkannter Gott, bist unser einziges Ziel, unsere einzige Sehnsucht‘ – dies waren die Wolken, die aufstiegen, sich verdichteten und den Blick dieser Geister immer mehr verdunkelten. Durch nicht mehr einheitliches Streben entstand eine elementare Veränderung in der Wesenheit, in dem Stofflichen der Dualgeister, was deren Trennung zur Folge haben musste, und dies musste nun ungesetzliche Schöpfungen, oder besser gesagt Verbindungen und Vermischungen der Urstoffe zu Neubildungen, die nicht mehr gesetzlich waren, zur Folge haben. In der Degeneration, welche die Folge des Verlassens gesetzlicher Bahnen war, lag der Anfang des Chaos. Statt allgemeiner Entwicklung standen sich Entwicklung und Degeneration diametral entgegen.

Die Harmonie war gestört, und nur neue Gesetze konnten die Dissonanz wieder zur Harmonie umbilden. Die Willensfreiheit, die Gott den Geistern gegeben hatte und geben musste, da sie eine Bedingung für wahre Größe ist, konnte er ihnen nicht nehmen, und wenn er die Folgen ihrer Willensfreiheit durch seine Allmacht aufgelöst hätte, so hätte er tatsächlich diese Willensfreiheit selbst aufgehoben. Wenn eine Gottesgabe, das heißt eine gottähnliche Eigenschaft, wie der Geist sie erhalten muss, weil sie allein Möglichkeit und Bedingung zum Erreichen seiner Vollkommenheit ist – wenn eine solche Gottesgabe durch den Unwert des Geistes demselben zum Schaden gereicht, so nimmt Gott die Gabe nicht zurück, sondern bestimmten Gesetzen gemäß werden den Wirkungen dieser Gabe nur engere Grenzen gezogen. Gott gibt dem Geist weitere Gaben, indem er ihn solchen Gesetzen unterstellt, die seinen neuen Bedürfnissen entsprechen.

Als die ersten gegensätzlichen Regungen die reine Geisterwelt zu trüben begonnen hatten und die Geister durch die Gedankenaussprache oder das gegenseitige Erkennen Licht und Dunkel vor sich liegen sahen, da trat das ein, was ihr Versuchung von außen nennt – reingebliebene Geister sahen die ersten schöpferischen Folgen des Verlassens der gesetzlichen Entwicklungswege, und es reizte ihre Neugierde und die ihnen immer bewusster werdende Kraft, auch ihre Intelligenz schaffend und eigenwillig zu betätigen. Erstlingsgeister, die dieser Versuchung widerstanden, ernteten als gesetzliche Folge klarere Erkenntnis, die immer mächtigere Gottesliebe zur Folge hatte und die Möglichkeit ihres Verlassens gesetzlicher Wege immer mehr abschwächte, bis ihre erreichte Vollkommenheit jeden Fall unmöglich machte.

Dies alles liegt wieder in dem Gebiet des rein Geistigen, das ihr Menschen nicht beherrschen könnt. Von solchem Entstehen des ‚Übels‘, von solchen ersten Trübungen in der reinen Gottesschöpfung, die euch tief gefallenen Geistern im Vergleich zu eurer Schuld fast noch als Licht erscheinen können – von solchen Dingen können meine Worte euch wenig mehr als eine Ahnung geben. In dem Maß eures Emporringens von Stufe zu Stufe wird euch die Ahnung zur Erkenntnis und die Erkenntnis zur Seligkeit werden.“

Auszug aus dem Buch ‚Emanuel – Botschaften aus dem Urlicht‘

BUCHTIPP
Bernhard Forsboom
Emanuel
260 Seiten, € 19,95
Best.Nr.: B-01394
Aquamarin Verlag