Auch wenn das Thema seit einiger Zeit in spirituellen Kreisen aktuell ist: Die Grundlagen zum erfolgreichen Manifestieren hat Joseph Murphy bereits in den 1950er Jahren erkannt. Der gebürtige Ire, der nach einem theologischen Studium in die USA auswanderte, verband die »Macht des Unterbewusstseins« mit seinem starken Glauben an eine höhere göttliche Macht, an der jeder Mensch teilhat.
Als der 1898 geborene Joseph Murphy nach Amerika kam, sprach er nur Gälisch und hatte kaum Geld in der Tasche. Anstatt zu Hause Priester zu werden, wie es der Wunsch seiner Familie war, machte der junge Mann sich auf die Suche nach dem Unbekannten – und nach Erfolg. Die Inhalte seines Theologiestudiums hatten ihn nicht durchweg überzeugen können, und so lockte die große weite Welt der damaligen Zeit, in der noch alles möglich war. Nicht lange danach war der junge Mann ausgebildeter Pharmazeut und verdiente genügend Geld, um ein angenehmes Leben zu führen.
Vielleicht war Murphy schon damals davon überzeugt, dass jedem Menschen Fülle und Reichtum zustehen. Er scheint dieses Vertrauen zumindest schon immer gehabt zu haben, denn die Erfolge auf seinem Lebensweg wurden mit dem Jahren immer größer. Als Autor schreibt der 1981 Verstorbene: »Armut ist keine Tugend. Vielmehr handelt es sich dabei um ein geistiges Fehlverhalten, das vom Erdboden verschwinden sollte. Sie sind auf diese Welt gekommen, um zu wachsen und sich zu entfalten – sowohl seelisch als auch geistig und materiell. Sie besitzen das unabdingbare Recht, sich in jeglicher Hinsicht voll und ganz zu entwickeln und zu verwirklichen. Sie sollten sich mit Schönheit und Luxus umgeben können.«
Aus dieser Überzeugung und diesem Vertrauen heraus führt der Pfarrerssohn tatsächlich ein Leben in Fülle. Einige Jahre später befasst sich Murphy mit philosophischen und spirituellen Inhalten, die ihn zu noch tieferen Erkenntnissen führen und die Grundlagen für ein spirituelles Gesamtwerk schaffen, das in der ganzen Welt Anklang finden wird.
Geistige Prinzipien
Der Auslöser für diese Neuorientierung, diese Suche nach geistigen Antworten, ist der Zweite Weltkrieg. Nachdem Joseph im medizinischen Corps der 88. Infanteriedivision als Sanitäter dient und mit dem Tod unzähliger Soldaten konfrontiert wird, entsteht ein neues Interesse für das Mystische und die weniger erklärbaren Dinge im Leben. Er beginnt, die Religionen und Philosophien der Welt zu studieren und schließt sich den Freimaurern an. Dort steigt er in der Rangfolge bis zum zweithöchsten, dem 32. Grad des sogenannten »Schottischen Ritus« auf. Es ist sein Mentor, Dr. Thomas Troward, der den vielversprechenden Iren ermuntert, neue Horizonte zu erschließen und die Geheimnisse des menschlichen Bewusstseins zu erforschen. Er ist es auch, der ihn in Jura und Psychologie unterrichtet.
Joseph Murphy, der das starke Bedürfnis verspürt, zum Wohle der Allgemeinheit beizutragen, beschreitet damit ganz neue Wege. Er fängt an, als das, was wir heute »Coach« nennen würden, Menschen zu beraten und ihnen zu helfen, Missstände zu überwinden, indem er ihnen die Prinzipien nahelegt, nach denen der menschliche Geist funktioniert. Dabei setzt er dort an, wo alles Übel seiner Meinung nach beginnt – bei den bewussten und unbewussten Überzeugungen – und dort, wo alles zum Abschluss kommt: bei den Ereignissen und Ergebnissen, die sich im Leben eines Menschen manifestieren.
Besonders das Unterbewusstsein steht uns laut Murphy im Weg, wenn z.B. Armut vorherrscht. Mit seinem Klassiker »Die Macht Ihres Unterbewusstseins«, der erstmals 1963 erschien, bringt er das Problem auf den Punkt und präsentiert gleichzeitig eine Methode, die Abhilfe schaffen soll. Die »geistigen Prinzipien« des Wahlamerikaners lesen sich dabei folgendermaßen:
»So wie ich im Inneren denke und fühle, so gestaltet sich auch meine äußere Welt, also mein Körper, meine Finanzen, meine Umgebung, meine soziale Stellung und alle Ebenen meiner äußeren Beziehungen zur Welt und zu den Menschen. Die gedanklichen Bewegungen und Bilder in Ihrem Inneren beherrschen, lenken und dirigieren die äußeren Abläufe in Ihrem Leben. In der Bibel heißt es: Wie der Mensch in seinem Herzen denkt, so ist er. Das Herz ist ein chaldäisches Wort und bedeutet Unterbewusstsein. Mit anderen Worten: Ihre Gedanken müssen sich im Außen manifestieren, indem sie sich der Macht Ihres Unterbewusstseins bedienen. Denken und Fühlen formen Ihr Schicksal. Sie sind kein Opfer der Umstände – es sei denn, Sie glauben, dass Sie das sind. Sie können sich jederzeit erheben und über alle Umstände oder Gegebenheiten hinauswachsen.«
Praxis
Der erste Schritt, die Prinzipien in der Praxis umzusetzen, besteht darin, die bewussten Überzeugungen bezüglich des Geldes zu ermitteln. In Ruhe und Stille schaut man sich an, wie die eigene Einstellung zum Geld eigentlich aussieht. Sieht man Geld z. B. als etwas Verwerfliches an, so kann man es nur schwer in seinem Leben anziehen. Ganz nach dem Prinzip der Resonanz, das besagt, dass sich unsere Gedanken in den äußeren Umständen widerspiegeln, bekommen wir stets das, was in uns als Überzeugung vorhanden ist.
Wenn es darum geht, die unbewussten Inhalte zu erkennen, wird es jedoch schwieriger. Hier hilft die rationale Herangehensweise nicht mehr. Vielmehr braucht man an diesem Punkt einen guten gefühlsmäßigen Draht nach innen, eine gute Portion Intuition, um das Unterbewusstsein zu erreichen. Sagt man sich z.B. wiederholt: »Ich bin reich«, so zeigt dies oft wenig Wirkung. Man muss dabei auch den Wahrheitsgehalt der Aussage im Innern fühlen. Erst wenn man wirklich fühlt, dass man reich ist, dann gelingt das Manifestieren von Reichtum tatsächlich. Auch das Visualisieren ist ein Hilfsmittel, das in Murphys Methode einen Platz einnimmt; das Gefühl jedoch ist vorrangig. »Das Gefühl von Wohlstand erzeugt Wohlstand«, sagt er.
Gottvertrauen
Ein weiterer Aspekt spielt in Murphys Gedankenwelt eine große Rolle. Neben der Fähigkeit, sein Unterbewusstsein in eine gewünschte Richtung zu lenken, postuliert er immer wieder, man solle genügend Vertrauen in Gott haben. Vielleicht ist dies für ihn sogar der wichtigere Aspekt, denn immerhin schließt sich Joseph Murphy in den 1950er Jahren einer religiösen Gemeinschaft, der »Neugeist-Bewegung«, an und gründet später auch eine eigene kirchliche Gemeinde in Los Angeles, die außerordentlich viel Zulauf hat.
Anders als die traditionellen Kirchen geht »New Thought«, wie die Gemeinschaft im Englischen heißt, über die biblische Überlieferung hinaus und öffnet sich anderen spirituellen Strömungen und Geheimlehren. Die neugeistigen Schriften fassen die übereinstimmenden Aussagen der heiligen Schriften aller Kulturkreise in einigen zentralen Punkten zusammen und ergänzen sie durch eigene Ideen.
Joseph Murphy machte die Neugeist-Bewegung durch seine Bestseller-Veröffentlichungen einem weltweiten Publikum bekannt. In Deutschland bestand bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts der »Deutsche Neugeistbund« als Dachorganisation für alle Anhänger der »Neugedankenlehre«. Auch heute gibt es hierzulande noch Vertreter dieses Gedankenguts, die aber nicht alle erklärte Mitglieder der Bewegung sind, sondern eigene Methoden daraus entwickelt haben.
Das Vertrauen in Gott oder in eine göttliche Instanz, die immer dafür sorgt, dass man im Leben bekommt, was man braucht, gibt dem Verwirklichen von Zielen die nötige Kraft. Statt sich zu sorgen oder Ängste zu hegen, nährt man die Überzeugung, dass es einem an nichts fehlen wird. Mit der göttlichen Präsenz in Kontakt zu sein ist der beste Garant, dass die gewünschten Manifestationsversuche gelingen.
Auch heute noch sind Joseph Murphys Bücher beliebt. Sein Klassiker »Die Macht Ihres Unterbewusstseins« hat bereits 65 Auflagen erlebt und ist noch immer ein Bestseller. Vor Kurzem wurde zudem sein Klassiker »How to attract Money« erstmals in Deutschland im Lüchow Verlag veröffentlicht. Der Inhalt der Bücher hat nichts an seiner Aktualität verloren. Armutsbewusstsein und Mangelbewusstsein sind immer noch weit verbreitet. Murphy zufolge sind diese Zustände eine »geistige Fehlfunktion«, die man genauso »heilen« könne wie andere Fehlfunktionen. Armut, schreibt er, sei nicht tugendhaft und werde von Bibellesern oft falsch interpretiert. Das Vertrauen in Gott sei das, was an erster Stelle komme. Ebenso wenig sei Gier tugendhaft. Auch eine zu starke Fokussierung auf materielle Befriedigung spiegele ein Mangelbewusstsein und wenig Vertrauen in das Leben.
Letzen Endes geht es darum, eine Balance zu finden zwischen dem Streben nach materieller und immaterieller Zufriedenheit. Die sichtbaren und unsichtbaren Kräfte müssen – ganzheitlich gesehen –frei zirkulieren, damit ein Mensch im Gleichgewicht ist. Nur so lässt sich ein dauerhaftes Gefühl von Zufriedenheit erlangen. Bewusst und mit Gefühl kann man auf diese Weise die Welt zu einem Ort des Vertrauens und der Fülle machen.
Murphy fand ein gutes Verhältnis zwischen den beiden Polen. Er teilte seinen Reichtum, besonders seinen inneren, mittels aller ihm zur Verfügung stehenden Medien mit Menschen aller Art, bis hin zu Gefängnisinsassen. Als »Positiv-Denken-Papst« ging er in die Geschichte ein, aber seine Botschaft geht weit darüber hinaus. Eine harmonische Kooperation zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein, ge-koppelt mit einem tiefen Vertrauen in das Leben sind es, die unser wahres Potenzial erst richtig zum Vorschein bringen. Wer weiß, was dann noch alles möglich ist …
Sie haben ein Recht auf Wohlstand
Die Murphy-Prinzipien für ein Leben in Fülle
123 Seiten, € 9,95
ISBN 978-3-89901-604-8
Lüchow Verlag
www.weltinnenraum.de