Frau mit rötlichem Haar

Rohkost – lecker, leicht und schnell zubereitet

Die Rohkosternährung ist keine Neuheit und für viele noch mit Askese und Langeweile, statt mit Genuss auf dem Teller verbunden. Dabei sind die gesundheitlichen Argumente kaum zu toppen, und mit den vielen neuen Rezepten, die es inzwischen gibt, bedeutet der Verzicht auf den Kochvorgang auch keinen Verzicht mehr auf Gaumenfreuden. Die Rohkost befindet sich unaufhaltsam auf ihrem kulinarischen Siegeszug.

Frau mit rötlichem HaarNimmt man die Beschäftigung der Medien mit Ernährung und Kochen als Indikator für den Stellenwert, den ein Thema besitzt, dann steht alles rund ums Essen derzeit im Mittelpunkt unserer Gesellschaft. Einfache oder raffinierte Rezepte in Magazinen, ein breites Spektrum an Kochsendungen im Fernsehen oder die regelmäßig motivierende Werbung von Weight Watchers an Litfaßsäulen sind Ausdruck einer regen Auseinandersetzung mit dem breiten Feld der Ernährung.

Dabei interessiert das Thema »Nahrung« unter ganz unterschiedlichen Aspekten. Da wäre zum einen die Zubereitung von Speisen – ein Klassiker, der bis zur ersten deutschen Kochshow 1976 zurückreicht und sich heute auch bei Laien auf Youtube großer Beliebtheit erfreut. Darüber hinaus begeistert nicht nur der Kochvorgang an sich. Quasi als Gegenpol zur wachsenden Fastfood-Kultur bedient »Das perfekte Dinner« im TV an quasi jedem Abend der Woche das Bedürfnis nach dem irgendwie Wertvollen und Besonderen. Stoffservietten, Platzteller, Weinkaraffen und Balsamicoreduktion werden zum Aushängeschild einer scheinbar verloren gegangen Wertschätzung für liebevoll zubereitete, hochwertige Lebensmittel.

Rohkost in neuem Glanz

Auch bestimmte Lebensmittel vom Speiseplan zu streichen steht ganz oben auf der Liste des Themas Ernährung. Aus wellness-, fitness- oder figurtechnischen Gründen entstehen Ernährungskonzepte, die bestimmten Lebensmittel ein Verbotsschild umhängen. Positiver formuliert, wählen sie aus dem schier unüberschaubar breiten Spektrum bunter Speisen, die besten für das leibliche Wohl aus. Je nach Perspektive wird dann auf Kohlehydrate, auf Fleisch, auf Weizenmehl oder sauer verstoffwechselte Lebensmittel verzichtet. Denn weniger der schädlichen Schlemmereien verspricht mehr Vitalität.

Über die Jahre entwickelten sich viele dieser speziellen Ernährungskonzepte, und auch längst vergessen geglaubte Ideen treten in ansprechender Frische ein Comeback an. Paradebeispiel dafür ist die Rohkostküche. Als langweilig, fad und eintönig abgetan, waren ihr anfangs Klischeetypen verhaftet, die besonders asketisch daherkamen. Nicht gerade ein Anreiz, um die Massen zu begeistern. Judita WignallDas genaue Gegenteil dieser Schubladenfigur verkörpert der neue Star der amerikanischen Rohkostbewegung: Schlank, sportlich, mit strahlenden Augen und einnehmenden, feuerroten Haaren, bedient Judita Wignall keines der Vorurteile, welches dieser Ernährungsrichtung je anhing.

Bereits als Schauspielerin, Model und Musikerin erfolgreich, arbeitet die Autorin von Rohkostbüchern derzeit am Institute of Integrative Nutrition als Gesundheitsberaterin. Sie hält Kurse und berät Klienten in ganz Amerika, wie sie ihr Leben so gestalten können, dass es ihnen ein Maximum an Energie und Ausstrahlung und natürlich ihr Wohlfühlgewicht schenkt. Dabei legt sie besonderen Wert darauf, dass der Weg dorthin nicht nur wohlschmeckend, sondern auch machbar ist. Von verbissenem Dogmatismus ist hier keine Spur – im Gegenteil. Wignall ist eine charismatische Person, die allein durch ihre sympathische, vitale Erscheinung Lust macht, den Backofen zukünftig als Stauraum zu nutzen. Dabei mangelt es ihr weder an guten Argumenten noch an köstlichen Rezepten für die Rohkostküche.

Erhalten Sie die Nährstoffe

Ganz grundsätzlich geht man in der Rohkost davon aus, dass beim Erhitzen von Lebensmitteln ein Großteil des Nährstoffgehalts verlorengeht. Demnach ist Rohkost alles, was nicht über 42 °C erhitzt und nicht durch chemische Zusätze, Pasteurisierung oder Bestrahlung haltbar gemacht und verändert wurde. Wenn unsere Nahrung so naturbelassen wie möglich gehalten wird, können zwischen 70 und 90 Prozent der Nährstoffe bewahrt werden. Zwar gibt es auch Rohköstler, die Rohmilch und Fleisch konsumieren. Weil eine rein pflanzliche Ernährung den Körper aber leicht basisch hält und damit gesünder ist, sind die meisten Rohköstler auch Veganer. Die wichtigsten Nahrungsmittelgruppen der Rohkost sind Gemüse, Früchte, Nüsse, Samen und Algen.

Gurken-Basilikum-Suppe
Für 4 Portionen
Zubereitung: 15 Min.
Vorbereitung: Wenn Sie keinen Hochleistungsmixer besitzen, sollten Sie die Cashewkerne einweichen.

2 Salatgurken, geschält, entkernt und in Stücke geschnitten
1⁄2 Tasse (75 g)
Cashewkerne, 2 Stunden eingeweicht
1 Tasse (240 ml)
gefiltertes Wasser
1⁄2 kleine Jalapeñoschote, entkernt, oder
1⁄4 Teelöffel
Cayennepfeffer
1 Knoblauchzehe
1 Tasse (40 g) frisches
Basilikum
3−4 Esslöffel (45−60 ml) Zitronensaft
3⁄4 Teelöffel Meersalz
1⁄4 Tasse (6 g) frische Minze, fein gehackt Oliven- oder Leinöl zum Abschmecken

Diese leichte, cremige Gurkensuppe können Sie auch gekühlt servieren. Alle Zutaten bis auf die Minze und das Öl in den Mixer geben und glatt pürieren. Die Gurkensuppe auf vier Schalen verteilen, mit der Minze bestreuen und mit 1 Spritzer Öl garnieren. Im Kühl- schrank hält sich die Suppe 2 Tage.

Begeistert berichtet Wignall von den Vorzügen rohköstlicher Ernährung. So wird durch den Verzicht auf hochgradig industriell verarbeitete Lebensmittel verhindert, dass der Körper mit Giftstoffen überfrachtet wird. Diese lagern sich nämlich dauerhaft im Fettgewebe ein und behindern den Körper bei den ständig notwendigen Reparaturarbeiten an den eigenen Zellen. Zudem enthalten Gemüse und Obst viele Mineralstoffe, die den Körper dabei unterstützen, den pH-Wert des Blutes leicht basisch zu halten. Chronischer Erschöpfung, Gewichtszunahme, Osteoporose, Arthritis und Krebs kann so effektiv vorgebeugt werden. Und ist man erst einmal weg von den Süchtigmachern, schafft die Reichhaltigkeit an Vitalstoffen nach und nach auch alle Heißhungeranfälle ab.

Spürbarer Energieschub

Damit sind für die Autorin von »Going Raw« und nun »Raw & Simple« die Vorteile rohköstlicher Ernährung noch lange nicht ausgeschöpft. Von einem erstaunlichen Energiekick berichten viele, die sich von einem konventionellen Essverhalten verabschiedet haben. Tatsächlich bringen der hohe Wasser und Ballaststoffanteil ungekochter Lebensmittel jede Verdauung in Schwung, beugen Dehydrierung vor und ihre zahlreichen Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und sekundären Pflanzenstoffe stärken das Immunsystem. Damit werden Nahrungsergänzungsmittel genauso überflüssig wie ein Mittagschläfchen oder die nachmittägliche Tasse Kaffee. Unnötige Pfunde purzeln dabei quasi auch wie von selbst.

Wignalls Weg und Anliegen

Wignalls eigener Weg im Bereich Rohkost begann vor ungefähr sechs Jahren, als sie noch mit schweren Hautproblemen und regelmäßigen Kopfschmerzen zu kämpfen hatte. Schon nach kurzer Zeit machte sich die Umstellung auf eine leichte, energiestrotzende Ernährung auf der Basis von rohen Gemüsen und Früchten deutlich bemerkbar. Einen wichtigen Entwicklungsprozess stellte eine Ausrichtung ihrer Rohkosternährung auf Mahlzeiten mit weniger Zucker dar. Ohne es zu bemerken, nahm sie zu viel natürliche Süße zu sich und bemerkte dies erst, als sich erneut leichtere Beschwerden zeigten.

Ein gesunder Tipp
Basilikum schmeckt nicht nur einmalig gut, es lässt sich auch in der Küche vielseitig einsetzen. Darüber hinaus ist Basilikum eine Pflanze mit großer Heilkraft. Es wirkt antientzündlich und antibakteriell und wird seit Jahrhunderten verwendet, um Krankheiten wie Erkältung, Fieber, Husten oder andere Atemwegserkrankungen zu kurieren. Auch bei Hautproblemen, Stress, Zahn- und Kopfschmerzen leistet Basilikum gute Dienste. Am wirksamsten ist das frische, unverarbeitete Kraut.

Anfangs passionierte Missionarin der Rohkostbewegung, vertritt Judita nun einen weniger rigorosen Ansatz. Es gehe vor allem auch darum, wieder zu spüren, was das Richtige für einen persönlich sei, zu erkennen welche »echten« Bedürfnisse der eigene Körper habe, statt ein einheitliches Idealkonzept für alle festzusetzten. Daher erstaunt es nicht, dass Wignalls Überlegungen nicht bei der Ernährung enden. Über die allgemein anerkannte Notwendigkeit körperlicher Betätigung und ausreichenden Schlafes verweist die Rohkost-»Köchin« auch auf ein ganzheitliches Bewusstsein und genügend innere Ruhe für ein glückliches Leben. Das schließt ein soziales und ökologisches Bewusstsein genauso ein wie Meditation oder ausgelassene Abende mit Freunden.

»Ich möchte Sie dazu inspirieren, Ihren Lebens- und Ernährungsstil zu verbessern − und Ihnen nicht meine Ernährungsideale aufschwatzen«, sagt Wignall über ihren eigenen Wirkungsanspruch. Dabei bedarf es gar keiner Überwindung, sich für ihre erstaunlich raffinierten und unkomplizierten Rezepte zu begeistern. Ob uns eine Rohvolution bevorsteht, bleibt abzuwarten. Lust auf eine frische, gesunde und reichhaltige Küche macht Judita Wignall – auch dank ihrer ansteckenden Begeisterungfähigkeit – allemal. Deshalb haben wir von der Newsage-Redaktion ein paar Highlights als Kostprobe für Sie zusammengestellt.

Guten Appetit!

Buch-TIPP
Judita Wignall
Raw & Simple
176 Seiten, € 22,90
ISBN: 978-3-86264-240-3
Hans Nietsch Verlag

Pasta Marinara
Für 4 Portionen,
Zubereitung: 15 Min.

1⁄2 rote Paprikaschote, entkernt und fein geschnitten 2 Esslöffel (15 g) sonnengetrocknete Tomaten,
zu Pulver vermahlen
1−2 Esslöffel (15−30 ml) Olivenöl
2 Esslöffel (5 g) frisches oder 1 Teelöffel getrocknetes Basilikum
1 Esslöffel (8 g) frischer oder
1 Teelöffel getrockneter Oregano
1⁄2 Medjoul-Dattel, entsteint
2 Knoblauchzehen
1⁄2−3⁄4 Teelöffel Meersalz zum Abschmecken 1⁄4 Teelöffel Chiliflakes
3 Tassen (540 g) Tomaten, klein geschnitten

Alle Zutaten außer den Tomaten in der Küchenmaschine glatt pürieren. Die Tomaten zugeben und mit der Pulse-Funktion unterarbeiten, sodass die Masse leicht stückig bleibt. Zucchini zu Bandnudeln oder Spaghetti verarbeiten.Kurz vor dem Servieren die Sauce darübergießen und vor- sichtig unterheben. Mit Pinienkernen, Nüssen oder roten Paprikawürfeln dekorieren.

Juditas Trick: Sie können die sonnengetrockneten Tomaten mit einer Gewürz- oder Kaffeemühle, alternativ auch im Mixer, zu Pulver verarbeiten.

Pasta mit Pesto
Für 4 Portionen,
Zubereitung: 10 Min.

2 Tassen (80 g) Basilikumblätter
1⁄4 Tasse (60 ml) Olivenöl 3−4 Knoblauchzehen, zerdrückt
1⁄2−1 Teelöffel Meersalz
1⁄2 Tasse (110 g) Hanfsamen oder rohe Pinienkerne
Alle Zutaten bis auf die Hanfsamen (bzw. Pinienkerne) in die Küchenmaschine geben und zu einer glatten Sauce verarbeiten. Hanfsamen zugeben und einige Male die Pulse-Taste betätigen, um sie einzuarbeiten. Zucchini zu Spaghetti oder Bandnudeln verarbeiten, das Pesto darübergeben und vorsichtig unterheben. Mit Tomatenwürfeln, Pinienkernen, Oliven oder roten Paprikawürfeln dekorieren.

Duetto von Zucchininudeln
Sie können für dieses leckere Gericht gelbe oder grüne Zucchini verwenden und das Gemüse entweder schälen oder mit Schale zubereiten. Wenn ich Gäste habe, denen die Rohkostküche fremd ist, schäle ich die Zucchini. Mit dem Spiralschneider sind sie ganz schnell zu Spaghetti verarbeitet, die allerdings etwas dicker sein sollten als üblich, weil dünne Zucchininudeln schnell wässrig werden, sobald sie mit Sauce in Berührung kommen. Wenn Sie keinen Spiralschneider besitzen, machen Sie einfach mit dem Kartoffelschäler Fettuccine-Bandnudeln daraus. Das Nudel-Duetto wird mit zwei verschiedenen Saucen serviert. Ich habe mich für die klassischen Varianten entschieden: Sauce Marinara und Pesto. Die Saucenmenge reicht etwa für 4 mittelgroße Zucchini. Geben Sie die Sauce erst kurz vor dem Servieren über die Nudeln, da diese sonst schnell matschig werden. Dazu Cashew-Parmesan reichen.

Hafer-Walnuss-Rosinen-Kekse
Für 20 Kekse,
Zubereitung: 20 Min.

2 Tassen (240 g) Walnüsse
1 Tasse (180 g) Medjoul-Datteln, entsteint und 15 Min. eingeweicht, sie sollten nicht so saftig sein
1 Tasse (80 g) Haferflocken Mark von 1⁄4 Vanilleschote 1 Teelöffel Zimtpulver
1⁄4 Teelöffel Meersalz
1⁄2 Tasse (75 g) Rosinen
Zusätzlich
2⁄3 Tasse (80 g) Walnüsse, gehackt 1⁄4 Tasse (20 g) Haferflocken

Walnüsse in die Küchenmaschine geben und zu fast nussmusartiger Konsistenz vermahlen. Datteln dazugeben und alles zu einem Teig verarbeiten. Dann Haferflocken, Vanille, Zimt und Meersalz zugeben und so lange verarbeiten, bis ein glatter Teig entsteht. Teig in eine Schüssel geben und die Rosinen unterkneten. Mit einem Esslöffel etwas Teig abstechen und mit der Hand zu einer Kugel formen. Sollte die Mischung nicht gut binden, geben Sie noch 2 Teelöffel Wasser dazu. Gehackte Walnüsse und Haferflocken auf einer glatten Oberfläche ausstreuen, die Kugeln darin rollen, bis alle Seiten gut bedeckt sind. Dann zu Keksen flach drücken. Die Kekse in den Gefrierschrank stellen, wenn Sie sie bissfester mögen. Wenn nicht, reicht der Kühlschrank völlig aus. Die Kekse halten sich im Kühl- oder Gefrierschrank etwa 1 Monat.