Überall wachsen sie, doch wir schenken ihnen oft wenig Aufmerksamkeit: Wildkräuter – oft als »Unkraut« verrufen. Weit verbreitete Wildkräuter wie Brennnessel, Gundermann, Franzosenkraut und Giersch hat garantiert schon jeder gesehen. Dass diese Pflanzen eine ordentliche Portion an Vitalstoffen enthalten und aromatisch schmecken, ist Grund genug, sie wieder näher in unser Blickfeld zu rücken.
In alten Zeiten wurden Wildkräuter ganz selbstverständlich in der Küche und in den Krankenstuben verwendet. Das Wissen um die (Heil-)Kraft der Pflanzen war weit verbreitet. Nach jahrzehntelangem Schattendasein feiern sie ihr Comeback. Wildkräuterführungen und Kurse im Zubereiten von Tees, Tinkturen, Cremes, Salben, Auszügen u.v.m. werden immer zahlreicher angeboten und machen traditionelles Wissen wieder verfügbar. Auch in der Küche halten Wildkräuter Einzug – nicht nur, weil ihre Geschmacksnuancen reich und aromatisch sind. Sie enthalten auch ein Vielfaches an Inhaltsstoffen ihrer gezüchteten Kollegen. So liefern z.B. Franzosenkraut, Brennnessel oder Vogelmiere über 4000 μg Eisen, während es beim Kopfsalat nur 314 μg sind. Auch beim Vitamin-C-Gehalt ist der Unterschied gewaltig: Brennnessel enthält 333 mg, Spinat 51 mg und Kopfsalat 13 mg.
Zutaten für den Boden (für 6 Personen):
200 g Mehl
80 g Zucker
1 Bio-Ei
125 g warme Butter
Zutaten für den Belag:
3 bis 4 Äpfel (leicht säuerlich)
3 Stängel Minze
1 EL Mehl
100 g Rohrohrzucker
1 TL Vanillepulver
Zutaten für die Streusel:
50 g Mehl
50 g feine Haferflocken
50 g Rohrohrzucker
50 g warme Butter
Zubereitung: Ofen auf 160 °C vorheizen. Für den Boden die Hälfte der Butter erwärmen, bis sie sehr weich ist. Aus Mehl, Zucker, Ei und erwärmter Butter mit der Hand einen weichen Teig herstellen. 6 Backringe mit Backpapier auslegen (Papierstreifen für den Rand schneiden).
Den Teig sechsteln, je ein Stück des Teiges in einen kleinen Tortenring drücken und einen kleinen Rand nach oben ziehen. Für den Belag die Äpfel waschen, vierteln, vom Kerngehäuse befreien und in feine Streifen schneiden. Minze waschen, trocken tupfen, Blätter von den Stängeln zupfen und die Blätter fein hacken. Äpfel, Minze, Mehl, Rohrohrzucker und Vanillepulver vermischen und auf den Böden verteilen.
Für die Streusel Haferflocken, Mehl, Zucker und die andere Hälfte der Butter zu feinen Streuseln verkneten. Die Apfel-Minz-Füllung damit bedecken. Die Mini-Crumbles 15 bis 20 Minuten bei 160 °C im Ofen backen. Herausnehmen und leicht abkühlen lassen. Sofort genießen …
Veganer Tipp: Statt des Eis 1 Esslöffel Wasser und 1 Teelöffel Backpulver, statt Butter Margarine verwenden.
In freier Wildbahn, im Garten, auf dem Balkon, beim Urban Gardening, überall kann man Kräuter ernten, um sie dem Speiseplan hinzuzufügen und so an die Extra-Portion Inhaltsstoffe zu kommen, die in konventionell angebautem Gemüse fehlt. Besonders Bitterstoffe, Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe sind in Wildpflanzen stärker vertreten. Man sollte sich allerdings gut über jedes Kraut informieren, denn so manch eines ist giftig. Besonders beim Sammeln von Bärlauch muss man sichergehen können, dass man es nicht mit dem giftigen Maiglöckchen zu tun hat.
Gabriele Leonie Bräutigam, zertifizierte Kräuterführerin und Autorin, beschäftigt sich seit Jahren mit den grünen Kraftpaketen aus der Natur. Auf ihrem Speiseplan steht möglichst täglich ein Gericht mit Wildkräutern. Nach ihrem Buch »Wilde Grüne Smoothies« präsentiert sie jetzt leckere Rezepte aus der »Wilden Grünen Küche«. Sie stellt vorwiegend schnelle Rezepte für Snacks und Gerichte vor und gibt zahlreiche Tipps zu veganen Variationen, Sammelzeiten und den 10 wichtigsten Wildkräutern und ihrer Verwendung.
Top Ten der Energiepflanzen:
- Brennnessel:
Energiepflanze Nummer eins - Franzosenkraut:
würziges »Kraftfutter« - Giersch:
Extradosis pflanzliches Eiweiß - Gundermann:
Bitterstoffe für gesunden Genuss - Kohl-Kratzdistel:
Chlorophyll als Lebenselixier - Löwenzahn:
aktiviert den Stoffwechsel - Schafgarbe:
Heilpflanze Nummer eins - Spitzwegerich:
ein natürliches Antibiotikum - Wiesen-Bärenklau:
Nahrungspflanze und Aphrodisiakum - Wilde Melde:
der Eisenlieferant
Für Gabriele ist die schnelle Zubereitung von Wildkräutern selbstverständlich. Der Ursprung der Wildpflanzenküche liege schließlich im mobilen Leben, so die Autorin. »Die ursprünglichen Rezepte waren schnelle, einfach zubereitete Energiespender. Klassische ‚Power-Snacks‘ also«, schreibt sie.
Wer sich mit gesunden Phytonährstoffen versorgen will, sollte täglich eine kleine Menge heimischer Wildkräuter in seinen Speiseplan integrieren. Eine Handvoll am Tag reicht völlig aus, um die täglich empfohlene Dosis abzudecken. Wildkräuter wachsen in der Stadt, im Wald, auf der Wiese, im Garten und sogar auf dem Balkon, wenn ihnen dort ein Platz eingeräumt wird. Das Tolle ist: Im Gegensatz zu teuren Nahrungsergänzungsmitteln sind sie kostenlos.
Selbst-Gemachtes garantiert Frische und ist schon deshalb unbezahlbar. Die Zutaten sind naturrein, d.h. ohne chemische Zusatzstoffe, die oft in so geringer Menge in Nahrungsmitteln enthalten sein dürfen, dass sie nicht deklariert werden müssen. Für Menschen, die zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten neigen, kann dies einen großen Unterschied darstellen.
Im Heft präsentieren wir Ihnen einige Inspirationen für köstliche Frühlings-Rezepte mit Wildkräutern von Gabriele Leonie Bräutigam. Lassen Sie es sich schmecken!
Wilde Grüne Küche – schnell, gesund, lecker
206 Seiten, 18,90 €
ISBN: 978-3-86264-341-7
Hans Nietsch Verlag