180 Grad-Wendung: Spot aufs Selbst

Wer an den Spiegel tritt, um sich zu ändern, der hat sich schon geändert.

Nicht selten sind die einfachsten Dinge im Leben doch die schwersten: zum Beispiel, sich eingestehen, dass man die Eigenschaften, die man an seinem Gegenüber kritisiert, ebenso bei sich selbst findet. Dabei hilft diese Einsicht ungemein, Ärger und Frust abzubauen. Das Akzeptieren der Idee, dass man im Umgang mit seinen Mitmenschen immer auch in einen Spiegel schaut, kann uns außerdem aus der Opferrolle befreien, in die wir uns allzu leicht hinein begeben, wenn wir uns angegriffen fühlen. Es lohnt sich also, den Spot der Aufmerksamkeit um 180 Grad zu wenden und auf sich selbst zu richten.

Die Spiegelgesetz-Methode von Christa Kössner® wurde aufgrund von ganz besonderen persönlichen Erlebnissen entwickelt. Im Sommer 1991 wurde Christa „von einer Minute zur anderen, völlig unerwartet“, wie sie sagt, in eine neue Bewusstseinsdimension befördert. Sie erlebte den glücklichsten Augenblick ihres bisherigen Lebens, eine Erfahrung, die alles andere übertraf. Während sie in der Küche stand, wurde sie plötzlich von einer unglaublich starken Liebe durchströmt, die sie im Nachhinein kaum beschreiben konnte. Sie sah die Gestalt ihres Kindes, das auf sie zukam, weiß glänzend, fast durchsichtig, von einem goldenen Strahlenkranz umgeben. „Auf einmal hatte ich die absolute Gewissheit in mir, dass es unmöglich ist, je irgendetwas falsch zu machen“, erzählt Christa.

Neue Weltsicht
Dieser wunderbare Geisteszustand hielt etwa drei Wochen lang an und hatte noch einige verblüffende Begleiterscheinungen. Sie war auf einmal fähig, mathematische Themen – bis hin zur Relativitätstheorie – vollständig zu begreifen, während sie vorher schon einfache Schlussrechnungen nur mit Mühe löste, und sie konnte nun ohne die geringste Anstrengung stundenlang joggen – auch dies eine Eigenschaft, die sie zuvor nicht zu den ihren zählen konnte.

Auch wenn der Zustand wieder verblasste, so veränderte er Christa Kössners Weltbild doch grundlegend. Sie begriff, dass es das Bewusstsein eines Selbst eigentlich gar nicht wirklich gibt und eine Person sich nur dann als existent empfinden kann, wenn sie sich in jeder Wahrnehmung, in jeder Spiegelung – ob Mensch, Tier, Pflanze oder Gegenstand – erkennt. Sie sah Gott jetzt als ein unendlich großes Reservoir von ruhender Energie an, das – um sich selbst zu erfassen und zu erkennen – in einem großen Schöpfungsakt alles erschuf (und immer noch erschafft), was es auf der Erde alles gibt. Ein Ich, eine abgegrenzte Einheit, wird somit erst in dem Moment geboren, in dem der Schöpfungsakt des „Ich will mich erkennen“, der Spiegelung im Außen initiiert wird.

Aus dieser Perspektive kann die Autorin zahlreicher Bücher zum Prinzip des Spiegelgesetzes Menschen in ihrer begrenzten Wesenheit und gleichzeitig in ihrer Verbundenheit mit etwas viel Größerem sehen. Die Perspektive macht dabei den ganzen Unterschied. Entweder betrachten wir uns aus unserem kleinen Ich heraus und als getrennt von den anderen, dann neigen wir zu Verteidigungsmechanismen. Oder wir erkennen uns als Teil von allem, von der Gesamtheit, sodass wir nicht umhin können, den Rest der Welt zumindest genauso gut wie uns selbst zu behandeln, denn alle anderen Menschen und Dinge – besonders die, mit denen wir in direktem Kontakt stehen – sind ein Teil von uns selbst.

Im Grunde haben wir alles, was uns begegnet, durch unsere bewussten und unbewussten Gedanken und Wünsche in unser Leben gerufen, erklärt Kössner. Alles, was wir im Geistigen in uns tragen, finden wir im Außen zu gegebener Zeit als perfekte Spiegelung unserer Innenwelt wieder. Auch hier ist das Resonanzgesetz also wichtige Grundlage zum Verständnis der zwischenmenschlichen Prozesse.

In der Praxis
Der Schritt zum Übernehmen der vollen Verantwortung für die eigenen Regungen und Wünsche ist damit getan. Man mag ein wenig an den Karmagedanken erinnert sein, wo jeder Mensch sich selbst ausgesucht hat, was in seinem Leben passiert. Doch die Spiegelgesetz-Methode von Christa Kössner® erfordert die aktive Initiative der Praktizierenden. Zuerst sollte man sich fragen, was ein bestimmtes Verhalten, das uns an unserem Gegenüber stört oder ärgert, mit einem selbst zu tun hat. (Erste Gedanken, die einem durch den Kopf gehen, sind dabei meist die treffsichersten.) Verhaltensweisen, die uns unangenehm sind, oder die von einer uns nahe stehenden Person kommen, sind dabei die lehrreichsten für uns. Hier verbergen sich oft wertvolle Hinweise für „blinde Flecken“ im eigenen Selbstbild.

Übrigens gilt das Spiegelgesetz auch in Bezug auf Haustiere oder Krankheiten, wie Sie sich sicher vorstellen können – im Prinzip gilt es bei allem, was sich in unserem Leben manifestiert. Das Verhalten unserer Tiere etwa enthält oft ganz erstaunliche versteckte Botschaften für uns selbst. Ändert man etwas bei sich, verändert sich meist auch das Verhalten des Hautieres.

Ein praktischer Tipp der Autorin an diesem Punkt ist der Folgende: Eine Katzenhalterin kann nun beispielsweise ein auffälliges Verhalten ihres Katers so betrachten, als sei sie selbst es, die sich auf diese Weise verhalte. In der Kommunikation mit Menschen wiederum können wir Du-Botschaften in Ich-Botschaften umformulieren, um versteckten Hinweisen auf die Fährte zu kommen. „Wenn mir mein Partner niemals sagt, dass er mich liebt, dann habe ICH in punkto Selbstliebe einen dunklen Fleck in meinem Denken“, schreibt Kössner dazu. In irgendeinem Bereich ihres Wesens liebe die Person sich selbst zu wenig oder gar nicht, fährt sie fort. Es geht also meist nur um bestimmte Aspekte oder Anteile der eigenen Persönlichkeit, die zuwenig Beleuchtung finden, die wir aber kennen lernen sollten, wenn wir bewusster leben wollen – eine Herausforderung, die uns einiges an Geduld und Ehrlichkeit abverlangt.

Herausforderungen
Obwohl Christa Kössner diese Einsichten zu den Spiegelungen zwischen Menschen aus eigener Erfahrung herausgefiltert hat, ist es auch für sie immer wieder eine Herausforderung, zu akzeptieren, dass jede Person, auf die sie trifft, ihr einen Aspekt des eigenen Selbst spiegelt. Besonders unangenehme „Schöpfungen“ – der ungerechte Chef oder die neidische Kollegin – möchte man ja doch am liebsten weit weg von sich wissen. Die Schwierigkeit beim Entschlüsseln der Botschaften und Signale, die vielmals bei Praktizierenden bestehen, sind laut Kössner ebensolche Zeichen des Unwillens, eigene negative Seiten an sich zu akzeptieren. Sie empfiehlt hier, einen so genannten Akzeptanzaufsatz zu schreiben, in dem man die negativen Aspekte, die man entdecken konnte, derart übertreibt und ironisiert, dass ein Teil davon letztendlich doch akzeptiert werden kann – vielleicht nur deshalb, weil man nun auch darüber lachen kann. Sobald man diesen Aufsatz ohne Emotionen lesen kann, ist man frei von dem vermeintlichen Manko; der Aufsatz kann jetzt vernichtet werden.

Ein weiterer herausfordernder Schritt besteht für die Autorin und Seminarleiterin auch darin, die Spiegelbilder lieben zu lernen. Ihr diesbezüglicher Ratschlag lautet, dass man in der beobachteten negativen Eigenschaft etwas Positives oder gar ein Talent zu finden versucht. Aus „Lügen“ kann dann „schauspielerisches Talent“ werden, aus „neidisch“ „entwicklungsfähig“ oder „motiviert“. Wichtig ist, dass die eigenen Assoziationen bei diesen Überlegungen Vorrang bekommen – niemand sonst kann wissen, was bestimmte Wahrnehmungen in unserem Innern bedeuten, und ansonsten kommt man sich selbst kaum auf die Schliche.

Wir haben die Wahl
Zu guter Letzt kann man ganz bewusst entscheiden, ob man einen bestimmten Spiegel noch braucht oder möchte. Man hat die freie Wahl, Situationen – und damit auch sich selbst – zu verändern. Und im Nachhinein kann man erkennen, dass auch negative Begebenheiten vielmals ein Geschenk auf dem Pfad zu einer bewussteren Lebensweise bereithalten.

Christa Kössner ist davon überzeugt, dass wir hier sind, um glücklich zu sein. In ihren Seminaren hat sie immer wieder beobachtet, dass dieser Punkt geradezu einen Stolperstein für viele Menschen darstellt. Es bestehe eine gewisse Ungläubigkeit, dass man schöne und glücklich machende Ereignisse hervorrufen dürfe, erzählt sie und fügt hinzu: „Viele Menschen glauben immer noch, dass durch Leid gewonnene Erkenntnisse mehr wert sind. Ich widerspreche dem aus tiefstem Herzen, weil ich der Ansicht bin, dass wir alle genug gelitten haben und weil mir bewusst ist, dass Gott mich liebt.“ Immerhin haben wir ja tatsächlich die Wahl, uns zumindest für ein bestimmtes Verhalten zu entscheiden. Wenn wir den Mut haben, uns selbst ins Gesicht zu schauen und ein gewisses Ausmaß an Ausdauer besitzen, sollte mit dem Wissen um das untrügerische Spiegelbild ein deutlicher Impuls im eigenen Innern gesetzt werden können – ein Impuls, der von da an in Richtung Freude und Genießen weist.

„Dein Geist ist das Mittel, mit dem du deinen eigenen Zustand bestimmst. Er ist die Macht, wodurch du trennst und verbindest und dementsprechend Schmerz oder Freude erfährst“ (Aus: ‚Ein Kurs im Wundern‘)

BUCH-TIPP
Koessner, Christa
Schlüssel zum Glücklich-Sein
112 Seiten, € 12,60
ISBN: 978-3-85068-768-3
Ennsthaler

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Koessner, Christa
Mein Haustier spiegelt mich
111 Seiten, € 12,60
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