Anmut macht eine schöne Frau noch schöner,
eine entzückende Frau noch entzückender,
Anmut macht eine alte Frau jung und eine hässliche schön.
Anmut bringt Gefühle hervor
und bezaubert auf unmerkliche Art.
Li Yü
chinesesischer Dichter, 737 – 778 n. Chr.
„Wer freiwillig lebt, altert nicht – er reift. Das Leben scheint sich automatisch zu verlängern, je absichtsvoller man es gestaltet,“ erklärt der „Psychocoach“ Andreas Winter. Der bekannte Tiefenpsychologe und Autor des brandneuen Ratgebers „Der Psychocoach 6: Anti-Aging – Warum es so einfach ist, jung zu bleiben!“, erläutert im Gespräch mit newsage seinen besonderen Ansatz zur Erhaltung von Schönheit und Vitalität bis ins hohe Alter.
newsage: Anti-Aging ist ein gängiges Schlagwort und geistert als Mod ethema durch die Medien. Was setzen Sie den angeblichen Wundermitteln aus Medizin und Kosmetikindustrie entgegen?
Winter: Ich bin davon überzeugt, dass Kosmetikprodukte, plastische Chirurgie und Nahrungsmittelergänzung nicht in der Lage sind, die Ursachen für vorzeitige Alterung aufzulösen. Es lässt sich beobachten, dass unglückliche, unerfüllte Menschen durch diese äußeren Eingriffe oftmals eher unharmonischer aussehen und nur selten dauerhaft zufriedener werden. Ich halte die Tricks zur Verschleierung der Spuren einer bedrückenden Biografie nicht nur für gefährlich, sondern auch für völlig überflüssig, weil sich ein Mensch durch ein bisschen moderne Tiefenpsychologie von innen heraus verjüngen kann, zumindest aber wieder ein harmonisches Äußeres bekommt.
newsage: Ihre Ratgeber aus der Reihe „Psychocoach“ sind überaus erfolgreich. Worin liegt das Geheimnis dieses Erfolgs?
Winter: Vermutlich in der Einfachheit meiner Argumentation. Ich sage in meinen Büchern eigentlich nur das, was fast jeder schon immer vermutet hat, aber bislang nicht glauben durfte. Ich untersuche die Dinge, die aus ideologischen Gründen oft negiert werden. Meine Grundaussage lautet: „Denkst du anders, lebst du anders!“, was nichts anderes bedeutet, als dass durch die Veränderung von Glaubensmustern Veränderungen im Verhalten und letztlich in der körperlichen Gesundheit erzielt werden können. Da sich Gedanken und Gefühle bislang nicht wissenschaftlich exakt fassen ließen, distanzierte sich die Naturforschung von der Geisteswissenschaft. Der Schulterschluss dieser beiden Strömungen scheint aber nun geglückt: Ich zeige, dass sich menschliches Verhalten exakt ableiten lässt.
newsage: Ein Grundgedanke Ihrer Arbeit ist der so genannte „Algorithmus der Psyche“. Was meinen Sie damit und worin besteht seine Auswirkung auf den Alterungsprozess?
Winter: Der „Algorithmus der Psyche“ besagt, dass die Grundmotivation eines jeden Menschen die möglichst widerstandsfreie Entfaltung seiner Absichten ist. Die Verwirklichung dessen, was ein Mensch will, hat immer Vorrang vor dem, was er muss. Um seine Absicht zu verwirklichen, nimmt ein Mensch Krankheit, Armut und Tod in Kauf. Wenn dieses Bestreben der eigenen Psyche genau erkannt und begreifbar gemacht ist, kann ein Mensch absichtsvoll nachhaltige Strategien zum Wohlbefinden verfolgen. Anstatt beispielsweise unter Fließbandarbeit zu leiden, könnte der Arbeiter bewusst begrüßen, dass er die Möglichkeit zu dieser Aufgabe hat. Dieselbe Sache wird nicht länger als Belastung empfunden, wenn man den subjektiven Sinn für sich erkannt hat. Alles, was wir absichtsvoll tun, schadet uns in psychischer Hinsicht nicht und kann somit auch keinen chronischen Leidensdruck erzeugen. Wer freiwillig lebt, altert nicht – er reift. Wer sein Leben dagegen als Last und Pflichtprogramm empfindet, dem sieht man dies in der Regel auch an. Das Leben scheint sich automatisch zu verlängern, je absichtsvoller man es gestaltet.
Der Psychocoach Andreas Winter (43) |
newsage: Eine radikale Konsequenz bestimmter Anti-Aging-Philosophien besteht im Wunsch nach der Überwindung oder gar der Abschaffung des Todes. Wo endet Ihrer Meinung nach die Selbstbestimmung des Lebens?
Winter: Ich vermute, dass ein Mensch die Lebensqualität der Lebensquantität vorzieht. Einen Beleg dafür finden wir etwa beim Suizid, beim organschädigenden Drogenkonsum oder auch beim Tötungsverlangen in der Sterbehilfe. Ich denke, die Selbstbestimmung des Lebens darf nirgendwo enden, denn niemand kann die Verantwortung für das Leben eines Menschen übernehmen. Wenn ein Mensch entscheidet – und sei dies noch so unbewusst oder wenig nachvollziehbar –, dass sein Leben nicht mehr lebenswert ist, sollten wir alle dies respektieren. Jedoch bin ich davon überzeugt: Wenn man einem Menschen wieder Lebensqualität in Aussicht stellt und diese auch ermöglichen kann, wird dazu niemand „Nein, danke!“ sagen. Wir alle wollen leben, aber eben nicht um jeden Preis. Es ist meiner Ansicht nach ein moralisches Vergehen, wenn ehrgeizige Mediziner einen Menschen „auf Teufel komm raus“ mit technischen oder medikamentösen Hilfen am Leben erhalten, selbst wenn weder Aussicht auf Heilung noch auf ein würdiges, also selbstbestimmtes Leben besteht. Einem Menschen das Sterben zu „verbieten“ ist anmaßend und freiheitsberaubend.
newsage: In Ihrem neuen Ratgeber unterscheiden Sie zwischen „Alter“ und „Reife“. Welche Möglichkeiten gibt uns diese Unterscheidung an die Hand, um den biologischen Verfallsprozess zu beeinflussen?
Winter: Mein Vorschlag ist folgendes Modell: Solange ein Mensch sich entwickelt, reift er. Wenn ein Mensch sich nicht mehr entfalten kann, wenn er zum Opfer seiner Lebensumstände wird, beginnt das Altern. Der biologische Verfall zeigt an, wo der Machtbereich eines Menschen offenbar endet. Man kann an der Psychosomatik deutlich ablesen, in welchen Eigenschaften ein Mensch an die Grenze seiner Entwicklungsfähigkeit stößt. So deuten ausgeprägte Tränensäcke auf unterdrückte Wut, graue Haare auf stetig erlebte Bevormundung und ein krummer Rücken auf Überforderung und Angst vor Ablehnung hin. Mit modernen psychologischen Techniken kann jeder Mensch diesen Verfall stoppen und teilweise wieder einem Entwicklungsprozess zuführen.
newsage: Besteht Ihrer Meinung nach die Gefahr, dass der Fortschritt in Medizin und Pharmazie auch die Ausbreitung einer Wegwerf-Mentalität nach sich zieht und der Umgang mit der Gesundheit ausschließlich ökonomischen Kriterien unterworfen wird?
Winter: Leider ja. Ich fürchte, dass wir fast alle im Geiste der „Wegwerf-Mentalität“ aufgewachsen sind und nur mühselig begreifen, dass „neu“ nicht immer „passend“ ist. Ich erinnere an den Fall des Australiers, der seine transplantierte Hand regelrecht gehasst hat, so dass sie wieder explantiert werden musste; oder auch die so genannte Katzenfrau, die nach über zwanzig schönheitschirurgischen Eingriffen von einer Depression in die nächste stürzte, weil ihr Äußeres nicht mehr im Geringsten mit der Frau zu tun hatte, die sie in Wirklichkeit war. Es ist schlichtweg unverantwortlich, wenn in einigen Staaten Organhandelkriminalität betrieben wird, nur weil in den Abnehmerstaaten für Herz und Nieren ein „Ex-und-Hopp“ mit dem eigenen Körper praktiziert wird. Der echte, authentische, DNAzugehörige Körper lässt sich nicht ohne psychische Folgen so einfach ersetzen.
newsage: Der demografische Wandel hat dazu geführt, dass der wachsende gesellschaftliche Einfluss der „Alten“ spürbar wird. Allenthalben ist zum Beispiel von der „Silver Generation“ oder den „Best Agern“ auch als werberelevante Zielgruppe die Rede. Was kann „Anti-Aging“ in diesem Zusammenhang bedeuten?
Winter: Wenn die Alten nicht nur älter, sondern auch vitaler werden, wenn Alter kein Schimpfwort, sondern eine Anerkennung der Lebensbemeisterung wird, dann haben wir wieder eine Gesellschaft, in der die Älteren eine politische, soziale und wirtschaftliche Größenordnung einnehmen, an der niemand vorbeikommt. Wenn künftige Generationen bis weit ins hohe Alter arbeiten, so wie beispielsweise in einigen Regionen Chinas, werden diese Menschen auch auf dem Erhalt ihrer Lebensqualität beharren und ihr Geld vielleicht nicht nur für gute Ernährung und die Enkelkinder ausgeben, sondern – und der Trend zeichnet sich bereits ab – für Reisen, Wohnkomfort, ja sogar Bildung. Das macht ein gesellschaftliches und ökonomisches Umdenken erforderlich.
newsage: Hat der Ausdruck „in Würde alt werden“ heutzutage noch einen Sinn?
Winter: Ich würde alt werden, könnte ich in Würde alt werden. Im Ernst: Das Leben eines Menschen sollte jeden Tag von Würde geprägt sein. Wer es geschafft hat, lange und vital zu leben, der hat den vollsten Respekt und damit auch die Unterstützung der ganzen Gesellschaft verdient. Allerdings möchte ich deutlich betonen, dass auch die Würde unserer Kinder von uns allen neu entdeckt werden muss. Wir scheinen derzeit in einer Gesellschaft zu leben, in der nur derjenige zählt, der über ein steigerungsfähiges Einkommen verfügt. Davor und danach sind wir offenbar nur geduldet. Wer bestimmt über den Wert eines Menschen? Der Konsum? Es ist gut, die Alten schätzen zu lernen; ganz generell darf Menschenwürde nicht an Bedingungen wie Kaufkraft und Produktivität geknüpft werden.
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