EFT und das emotionale Schmerzgedächtnis

Vor einiger Zeit beobachtete ich eine junge Frau an der Bushaltestelle. Sie blickte stur nach vorn, während sie immer wieder am Arm ihres kleinen Sohnes zerrte, als ob sie ihn mit sich ziehen wollte. Dabei standen beide still an der Haltestelle! So etwas kann passieren, wenn belastende Erinnerungen unbemerkt in die Gegenwart hinein wirken, wenn das „emotionale Schmerzgedächtnis“ unwillkürlich aktiv wird. Die Frau war anscheinend emotional in ihrer Vergangenheit, während ihr Körper unbemerkt in der Gegenwart reagierte.

Wir alle sind mit angeborenen „Notfall- Reaktionen“ ausgestattet, die helfen, bedrohliche Ereignisse zu überleben und zu bewältigen. Aber manchmal hält unser Innerstes die emotionale oder körperliche Wucht solcher Erfahrungen nicht mehr aus. Dann reagieren wir mit automatischen Überlebensprogrammen: Zum einen werden die überlastenden Gefühle und Eindrücke fast komplett abgespalten und zum anderen wechseln wir in einen Schock ähnlichen Zustand, in dem wir nur noch funktionieren, aber kaum noch denken und fühlen. So können wir zum Beispiel trotz Schmerzen aus einer Gefahr entkommen oder, was viel häufiger ist, belastende Erfahrungen unserer Kindheit überstehen.

Aber diese Überlebensprogramme haben ihren Preis: Die abgespaltenen Gefühle und Eindrücke können nicht verarbeitet werden. Sie sind nicht als einheitliche Erinnerung vorhanden, sondern „zersplittert“ im Körper gespeichert, zusammen mit den ursprünglichen Erregungszuständen. Solche „emotionalen Schmerzerinnerungen“ können plötzlich und unerwartet reaktiviert werden. Dann erleben wir eventuell die Ängste und Hilflosigkeit des ursprünglichen Erlebnisses noch einmal. Vor allem aber wird das in der Abspaltung entstandene automatische Verhalten wieder da sein, zusammen mit den teils abgeschalteten Gefühlen und eingeschränkter Denkfähigkeit. Die Auswirkungen des emotionalen Schmerzgedächtnisses betreffen nicht nur schwer traumatisierte Menschen, sondern kommen oft auch in alltäglichen Stress- oder Streitsituationen zum tragen und zeigen sich in wiederkehrenden emotionalen Reaktionen, die irgendwie nicht richtig zur aktuellen Situation zu passen scheinen.

Zum Glück sind wir all dem nicht völlig hilflos ausgeliefert. Immer häufiger werden in Psychotherapie und Selbsthilfe Kombinationen aus asiatischer Energiemedizin und psychotherapeutischen Techniken eingesetzt, um schmerzhafte Erinnerungen sanft zu heilen. Eine der effektivsten Techniken ist „EFT“, was für „Emotional Freedom Techniques“ oder „Technik der emotionalen Freiheit“ steht.

EFT ist eine Form der psychologischen Klopfakupressur, bei der ausgewählte Akupunkturpunkte durch Klopfen mit den Fingern stimuliert werden, während Gefühle und Gedanken gleichzeitig auf eine belastende Erfahrung konzentriert werden. EFT nutzt so die Selbstheilungskräfte des körperlichen Energiesystems. Dadurch wird die „Zersplitterung“ der Erinnerung überwunden, der Körper speichert das Erlebnis als Ganzes und als Vergangenheit ab. Das Schmerzgedächtnis wird geheilt, überlastende Gefühle und Reaktionen kommen zur Ruhe. Die Wirkung von EFT ist selbst für erfahrene Therapeuten oft verblüffend und für die Betroffenen oft der Anfang eines ganz neuen Lebensgefühls.

Dipl.-Psychologe Gerald Stiehler ist Psychologischer Psychotherapeut. Er bietet Einzelsitzungen und Supervision sowie Seminare zu EFT, EmoTrance und zur Stressbewältigung an.

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Darmstädter Seminare für Psychotherapie
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